Finanzen

Euro-Chef Dijsselbloem kündigt weitere Haircuts an

Eurogruppen-Chef Dijsselbloem sagt, dass Zypern als Vorbild für weitere Bankenrettungen in Europa dienen soll. Wenn Banken künftig in Probleme geraten, dann sollen Aktionäre, Gläubiger und Kontoinhaber an der Rettung beteiligt werden. In Belgien hat das Zittern schon begonnen.
25.03.2013 18:11
Lesezeit: 1 min

Für Jeroen Dijsselbloem, den niederländischen Finanzminister und Chef der Eurogruppe, der der Bailout für Zypern eine Vorlage für künftige Banken-Bailouts in der EU.

„Was wir letzte Nacht getan haben, nenne ich die Risiken zurückfahren“, sagte Dijsselbloem der Nachrichtenagentur Reuters. Wenn es bei einer Bank Risiken gebe, die die Bank allein nicht in den Griff bekommt, „dann bitten wir die Aktionäre und Gläubiger zur Rekapitalisierung der Bank beizutragen und wenn nötig auch die nicht-versicherten Kontoinhaber“, sagte Dijsselbloem.

Wer Risiken eingeht, muss die Konsequenzen tragen

Diese in Zypern erstmals angewandte Methode des Bail-in ist eine radikale Wende in der Politik der Eurozone. Denn in den drei vergangenen Jahren der Eurokrise mussten die Verluste über verschiedene Rettungsprogramme stets von den Steuerzahlern getragen werden. Doch Dijsselbloem sagte, dies müsse aufhören, auch wenn er einräumte, dass die Märkte dadurch wieder beunruhigt werden könnten.

„Wenn wir einen gesunden, gut funktionierenden Finanzsektor haben wollen, gibt es nur einen Weg“, sagte der Eurogruppen-Chef. Wer Risiken eingehe, der müsse auch die Konsequenzen tragen. Und wer mit den Konsequenzen nicht umgehen könne, der hätte die Risiken nicht eingehen dürfen, so Dijsselbloem.

Das Ende des ESM

Dieser neue von Dijsselbloem eingeschlagene Weg könnte das Ende des ESM bedeuten, der von der Eurozone vor nur neun Monaten beschlossen wurde. Der 700 Milliarden Euro schwere Fonds sollte ab Mitte 2014 zur Rekapitalisierung der Banken genutzt werden, sobald die EZB die Bankenaufsicht in ganz Europa übernommen hat.

Jetzt sagt Dijsselbloem, er verfolge das Ziel, dass der ESM niemals genutzt wird. „Wir sollten auf eine Situation abzielen, wo wir eine direkte Banken-Rekapitalisierung nicht einmal in Erwägung ziehen müssen.“ Die Möglichkeit eines Bail-in gebe, also einer Beteiligung von Aktionären, Gläubigern und Kontoinhabern, sei vorzuziehen.

Banken sollen sich selbst helfen

Die Banken sollten in der Lage sein, „sich selbst zu helfen“, anstatt auf Steuergeld angewiesen zu sein, so Dijsselbloem. Die Finanzmärkte würden sich mit der Zeit daran gewöhnen. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Märkte diese als ein vernünftiges, sehr konzentriertes und direktes Vorgehen einschätzen werden.“

Aktionäre und Gläubiger der belgischen Problembank BNP Paribas zittern bereits. Die Bank kündigte am Montag an, 1.800 Vollzeitstellen abbauen zu müssen, berichtet Reuters. Noch dieses Jahr werden 50 Filialen geschlossen, 100 weitere in den kommenden zwei Jahren. Wenn die Bank ihre Probleme nicht in den Griff bekommt, droht auch ihr ein Zypern-Szenario.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell im freien Fall: Sorgen um Handelskrieg belastet Aktienmarkt
04.03.2025

Die deutlichen Kursgewinne vom Vortag an den deutschen Börsen haben sich schnell in Luft aufgelöst. Der DAX geriet weiter unter Druck und...

DWN
Finanzen
Finanzen Dow Jones-Kurs unter Druck: Der US-Aktienmarkt könnte eine Intervention von Trump benötigen
04.03.2025

Der US-Aktienindex S&P 500 hat die bislang schlechteste Woche des Jahres 2025 verzeichnet, da Investoren einen Handelskonflikt fürchten...

DWN
Politik
Politik Last-Minute-Beförderungen in Ampel-Ministerien: Unternehmer kritisieren Missbräuche bei Verbeamtung im Staatsdienst
04.03.2025

Kurz vor Ende einer Legislaturperiode setzt in deutschen Ministerien häufig eine Praxis ein, die im politischen Berlin als „Operation...

DWN
Politik
Politik Selenskyj stimmt sich mit Merz über weitere Ukraine-Hilfe ab
04.03.2025

Der ukrainische Präsident Selenskyj und CDU-Chef Merz haben sich über die weitere Unterstützung der Ukraine abgestimmt. Selenskyj lobte...

DWN
Politik
Politik Schuldenbremse-Reform: Bundesbank macht konkreten Vorschlag zur Reform der Schuldenbremse
04.03.2025

Die Bundesbank hat einen Reformvorschlag zur Schuldenbremse vorgelegt, um dem Bund größere finanzielle Spielräume für milliardenschwere...

DWN
Technologie
Technologie Ariane 6: Europäische Rakete kurz vor Erstflug gestoppt
04.03.2025

Enttäuschung für die Europäische Luft- und Raumfahrtbranche: Der geplante Start der Ariane 6 am Montagabend (MEZ) fiel aus...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes Sparprogramm: Mehr Zeitarbeit und weniger Lohn für Beschäftigte - dafür "Zusi"-Garantie bis 2034
04.03.2025

Bis 2027 will Mercedes die Produktionskosten um zehn Prozent sinken. Der Automobilkonzern hat sich nun mit dem Gesamtbetriebsrat auf ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Tagesgeldkonto-Vergleich (03/2025): Hier gibt's jetzt die besten Tagesgeld-Zinsen
04.03.2025

Das Geld auf dem Tagesgeldkonto ist jederzeit verfügbar und bringt trotzdem mehr Zinsen als das Girokonto. Doch wo gibt's aktuell noch...