Politik

Hilferuf aus Zypern: Mario Draghi fordert das Gold Zyperns

Lesezeit: 1 min
12.04.2013 20:29
Die Zentralbank Zyperns steht unter Druck. Mario Draghi und die eigene Regierung wollen sie zwingen, das Gold des Landes zu verkaufen. Der Zentralbank-Chef Panicos Demetriades hält dies für Unrecht. Und fürchtet um sein Leben.
Hilferuf aus Zypern: Mario Draghi fordert das Gold Zyperns

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Zunächst hatte es die Regierung Zyperns bestritten, dann aber doch zugegeben: Die Zentralbank des Landes muss im Rahmen des Troika-Bailouts Gold im Wert von circa 400 Millionen Euro verkaufen. Das sind fast die gesamten 13,9 Tonnen Gold des Landes.

Mario Draghi entmachtet Zentralbank

Am Freitag wurde auch bekannt, dass diese Forderung von niemand anderem als Mario Draghi gekommen war. „Die Entscheidung wird von der [zypriotischen] Zentralbank getroffen”, zitiert Bloomberg den EZB-Chef. „Es ist aber wichtig, dass die Erlöse aus dem Goldverkauf in erster Linie die möglichen Verluste ausgleichen, die durch Notkredite (ELA) an zypriotische Banken entstanden sind.“

Dennoch betonte Draghi die Unabhängigkeit der Zypriotischen Zentralbank: „Die Unabhängigkeit der Zentralbanken in der Eurozone ist vertraglich vereinbart.“ Regierungen könnten sogar vor dem Europäischen Gerichtshof zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie in die Geschäfte der Zentralbanken eingriffen.

Das heißt, einerseits warnt Draghi die Regierung Zyperns, sich nicht in die Geschäfte der Zypriotischen Zentralbank einzumischen. Andererseits stellt er derselben Bank seine eigenen Forderungen.

Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem stimmte Draghi zu und sagte, die Entscheidung zum Goldverkauf müsse unabhängig von der Zypriotischen Zentralbank getroffen werden. Zudem sei der Goldverkauf von den Zyprioten vorgeschlagen worden. „Und es ist nicht irgendeine Forderung der Troika oder der Eurogruppe“, zitiert ihn Bloomberg.

Panicos Demetriades erhält Mord-Drohungen

Panicos Demetriades, der Chef der Zypriotischen Zentralbank sagte am Freitag: „Die Unabhängigkeit der Zypriotsichen Zentralbank wird gerade angegriffen.“ Er sei kaum noch in der Lage zu handeln. Es gebe Mord-Drohungen nicht nur gegen ihn selbst, sondern auch gegen seine Kinder und seine Frau, zitiert ihn Bloomberg.

Demetriades streitet derzeit mit der Regierung unter Nicos Anastasiades. Denn dieser will im Einklang mit Mario Draghi das zypriotische Gold ohne Einwilligung der Zypriotischen Zentralbank verkaufen. „Die Regierung scheint dem Goldverkauf zugestimmt zu haben, ohne dies mit der Zentralbank abzusprechen“, sagte Demetriades. Doch dazu habe die Regierung nicht das Recht.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Finanzen
Finanzen Rekordjagd geht weiter: Sinkende Zinsen machen Gold so teuer wie nie
20.09.2024

Seit Beginn des Jahres hat das Edelmetall etwa 25 Prozent an Wert gewonnen. Und die Aussicht auf weiter fallende Zinsen macht es für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lichtblick: Anteil gründungsinteressierter Frauen steigt auf Rekordhoch
20.09.2024

Die Rahmenbedingungen für Gründerinnen und Gründer in Deutschland sehen schlecht aus. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK)...

DWN
Panorama
Panorama Von wegen Hitler hat sie als Erster gebaut: Die Autobahn wird 100 Jahre - die Autostrada A8
20.09.2024

Man hört es immer noch: Hitler hat die Autobahn erfunden. Falsch! In Italien ging schon lange vor der Machtergreifung der Nazis die erste...

DWN
Politik
Politik Verdi: Bund darf Commerzbank-Übernahme nicht zulassen
20.09.2024

Die italienische Unicredit hat sich an der Commerzbank beteiligt und möchte das deutsche Bankhaus sogar in Gänze übernehmen. Die...

DWN
Technologie
Technologie Viele Mängel bei Ölheizungen und Biogasanlagen festgestellt
20.09.2024

Verrostete Tanks und defekte Kontrollleuchten: In mehr als jedem vierten Fall wurden Mängel bei Anlagen festgestellt, die mit...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Realität am Bau: Umwandlung von Büros in Wohnungen oft zu teuer
20.09.2024

Dank Homeoffice brauchen Firmen weniger Büros. In den sieben größten Städten sieht eine Studie theoretisches Potenzial, daraus 60.000...

DWN
Politik
Politik Die Spitzenkandidaten zur Brandenburger Landtagswahl in Kurzporträts
20.09.2024

Einige sind politisch erfahren, andere betreten Neuland: Die brandenburgischen Spitzenkandidaten sollen die Zugpferde für einen Wahlerfolg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Robert Habeck stellt Fördermaßnahmen für E-Autos in Aussicht - das Saarland geht voran
20.09.2024

Saarland startet Initiative für neue Kaufprämie für E-Auto, ein Antrag im Bundesrat soll die E-Mobilität ankurbeln. Dabei geht es nicht...