Politik

Goldpreis: Zentralbanken verlieren durch Absturz 560 Milliarden Dollar

Den Zentralbanken hat ihre Manipulation des Goldpreises schweren Schaden zugefügt. Nun stehen sie vor dem Problem, dass die Nachfrage nach physischem Gold explodiert ist. Beobachter kommen zum Schluss, dass die Zentralbanken den Goldmarkt einfach nicht verstehen.
25.04.2013 18:21
Lesezeit: 2 min

In Zeiten der Krise suchen die Anleger nach Sicherheit für ihr Vermögen. Das gilt besonders für die Zentralbanken, die seit dem Jahr 1964 die größten Einkäufer von Gold sind. Aber wie bei jedem funktionierenden Markt gilt: Je höher die Nachfrage, desto schneller steigen die Preise. So auch bei Gold. Länder von Griechenland bis Südafrika kauften trotzdem weiterhin große Mengen des Edelmetalls. Durch den großen Preissturz vor zwei Wochen (mehr dazu hier) verloren die internationalen Zentralbanken durch den Sturz des Goldpreises Schätzungen zufolge etwa 560 Milliarden Dollar, berichtet Bloomberg.

Das macht die Zentralbank zu den größten Verlierern am Goldmarkt. Der Goldpreis war zuletzt jahrelang gestiegen. Angaben des World Gold Council in London zufolge haben Zentralbanken 534.6 Tonnen allein im Jahr 2012 angeschafft, so viel wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Besonders auffällig ist, dass die Zentralbanken immer exzessiv Gold ankaufen, wenn die Preise auf einem sehr hohen Niveau sind: „Zentralbanken verkaufen zur falschen Zeit und sie kaufen zur falschen Zeit“, sagte Walter „Bucky“ Hellwig, Manager bei BB&T Wealth Management in Birmingham, einer Vermögensverwaltung mit einem Portfolio von etwa 17 Milliarden Dollar im US-Bundesstaat Alabama.

Dabei wäre jetzt der beste Zeitpunkt, um sich Goldreserven anzuschaffen. Der Goldpreis ist im Vergleich zu seinem Höchststand im September 2011 (1.921,15 Dollar) um etwa 475 Dollar auf aktuell 1.446,85 Dollar je Feinunze gefallen und steigt seitdem wieder leicht an. Die Nachfrage nach physischem Gold ist nämlich hoch wie noch nie. Schweizer Goldhändlern zufolge sind Krügerrand und Goldbarren derzeit nicht einmal mehr bestellbar (mehr hier). In Deutschland gibt es für bestimmte Münzen lange Wartezeiten (hier).

Das Problem für die Zentralbanken: Es gibt nicht mehr genügend physisches Gold auf dem Markt. Dies bedeutet, die Zentralbanken könnten allenfalls weiteres Papiergold kaufen. An das glaubt allerdings niemand mehr, denn die Gold-Derivate haben sich zu sehr vom realen Gold abgekoppelt (hier).

EZB manipuliert Goldpreis

Die Zentralbanken werden auch in diesem Jahr ihren Einkauf von Gold fortsetzen. Der Weltgoldrat rechnet mit einer Nachfrage von etwa 450 bis 550 Tonnen. Auch in Asien und Australien stürzen sich die Anleger auf das seltene Edelmetall (hier). Es wird allgemein erwartet, dass der Goldpreis wieder ansteigt. Dabei wird nach den Erfahrungen des Crash vermutlich vor allem die Nachfrage nach physischem Gold steigen - und damit der Preis.

Der Preissturz beim Gold wurde mit der Aufforderung der EZB an Zypern in Verbindung gebracht, ihre Einlagen zur Staatsfinanzierung zu verkaufen (hier). Vor allem aber haben die großen Investment-Banken wie Goldman Sachs mit ihren Gold-Spekulationen entscheidenden Anteil am Kurssturz: Sie hatten im Januar angekündigt, ab sofort gegen Gold zu wetten. Durch diese Wetten konnten sie ihre Verluste kompensieren und haben noch ein zusätzliches Geschäft gemacht.

Wer nicht gegen den Goldpreis wetten konnte, wurde rasiert. Das waren die Besitzer von Papiergold - und eben die Zentralbanken.

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