Politik

Bayern: 79 Abgeordnete bezahlten Verwandte mit Steuergeldern

Lesezeit: 1 min
03.05.2013 17:34
Auch Abgeordnete der SPD und der Grünen haben von der Sonder-Regelung des Landtags Gebrauch gemacht. Sie beschäftigten Familienmitglieder und entlohnten sie mit dem Geld der Steuerzahler. Vor allem aber die CSU nutzte das gesetzliche Schlupfloch.
Bayern: 79 Abgeordnete bezahlten Verwandte mit Steuergeldern

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Seit Dezember 2000 haben insgesamt 79 Abgeordnete des Landtags Bayern dank einer Sonderregelung den eigenen Verwandten Jobs in ihren Büros verschafft. Bezahlt wurden diese vom Steuerzahler. Bis zu 7.500 Euro standen jedem Abgeordneten dafür monatlich zur Verfügung. Eine Verschwendung der Steuergelder zugunsten der eigenen Familien.

Vor einer Woche trat der CSU-Fraktionschef Georg Schmid zurück. Eine öffentliche Debatte über die Anstellung seiner Frau als Sekretärin war entbrannt. Jahrelang hatte er sie mit Steuermitteln bezahlt. Und wie sich kurz darauf zeigte, war er nicht der einzige Abgeordnete, der noch immer Verwandte 1. Grades angeheuert hatte (hier). Insgesamt 17 Abgeordnete seiner Partei hatten zu diesem Zeitpunkt auf diese Weise Vetternwirtschaft betrieben.

Wie sich nun zeigt, ist dies jedoch kein Einzelfall, der nur in CSU-Kreisen auftrat. Auf einer Pressekonferenz teilte die Landtags-Präsidentin Barbara Stamm am Freitag mit, dass seit Dezember 2000 79 Abgeordnete des bayerischen Landtags von der Sonder-Regelung Gebrauch machten. Die sogenannte Altfallregelung, die es erlaubte Das Arbeitsverhältnis von Familienangehörigen weiterhin fortzuführen, wenn es vor dem Jahr 2000 abgeschlossen worden war.

Wie aus der vom Landtags-Präsidium veröffentlichten Liste hervorgeht, beendeten beispielsweise 32 Abgeordnete das Arbeitsverhältnis mit ihren Familienmitgliedern bzw. engen Verwandte erst in der 14. Wahlperiode (1998-2003): 17 davon waren CSU Abgeordnete, 14 SPD und ein Fraktionsloser (bis 199 Grüne).

Bis 2008 beendeten schließlich weitere 30 Parlamentarier die alten Anstellungsverträge mit ihren engen Verwandten. Übrig blieben dann nur mehr 17 Abgeordnete - alle von der CSU - die diese Arbeitsverhältnisse noch mindestens bis zum Beginn der Debatte Ende Mai fortführten.

Allein für diese verbliebenen Arbeitsverhältnisse der 17 CSU-Abgeordneten wären bei einem monatlichen Gehalt von 3.000 Euro für die Verwandten innerhalb der vergangenen 13 Jahren eine Summe von acht Millionen Euro zusammengekommen. Geld, das letztlich durch Steuermittel zur Verfügung gestellt wurde.

Da aber insgesamt 79 Abgeordnete unterschiedlich lang die Sonderregel genutzt haben, kann locker von einem zweistelligen Millionenbetrag gesprochen werden, der so in die Familien der Abgeordneten floss.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...

DWN
Technologie
Technologie Ocean Cleanup fischt 10.000 Tonnen Plastikmüll aus Ozeanen und Flüssen
23.04.2024

Ein Projekt fischt Tausende Tonnen Plastik aus dem Meer und aus Flüssen. Eine winzige Menge, weltweit betrachtet. Doch es gibt global...

DWN
Technologie
Technologie Astronaut Alexander Gerst rechnet mit permanenter Station auf dem Mond
23.04.2024

Eine feste Basis auf dem Mond - das klingt für viele noch nach Science Fiction, soll aber schon bald Realität werden. Für Astronaut...

DWN
Politik
Politik Zeitungsverlage mahnen von Politik zugesagte Hilfe an
22.04.2024

Der Medienwandel kostet Zeitungshäuser viel Kraft und Geld. Von der Politik fühlen sie sich dabei im Stich gelassen. Sie erinnern die...

DWN
Immobilien
Immobilien Stabilere Aussichten für deutschen Gewerbeimmobilienmarkt nach Volatilität
22.04.2024

Die Nachfrage insbesondere nach Büros im deutschen Gewerbeimmobiliensektor war verhalten im Jahr 2023. Das Segment ist stärker als andere...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Konflikt: Israels mutmaßlicher Angriff und Teherans Machtspiele
22.04.2024

Ein möglicher israelischer Luftangriff gegen den Iran kennzeichnet die bisherige Spitze der Eskalation im Nahostkonflikt. Dennoch bleibt...

DWN
Politik
Politik Steinmeier reist mit Dönerspieß und Imbissbesitzer in die Türkei
22.04.2024

Zehn Jahre ist es her, dass ein Bundespräsident der Türkei einen Besuch abgestattet hat. Jetzt reist Frank-Walter Steinmeier an den...