Deutschland

Verletzung der Menschenwürde: SPD verhöhnt Altmaier im Stürmer-Stil

Die SPD hat sich bei ihrem Jubel-Gedenktag ausführlich ihres Widerstands gegen die Nationalsozialisten gerühmt. Auf einer Partei-Website agieren die Genossen dagegen im Stürmer-Stil und verhöhnen den Umweltminister wegen seines Aussehens. Es ist eine beispiellose Entgleisung.
25.05.2013 02:58
Lesezeit: 2 min

Die SPD rühmt sich ihrer Tradition als Partei, die den Nationalsozialisten Widerstand geleistet hat. Das ist zutreffend und ehrenvoll – aber auch schon lange her.

Denn im Wahlkampf scheinen bei den Genossen einige Sicherungen durchgebrannt zu sein.

Eine Attacke gegen Bundesumweltminister Peter Altmaier auf der Facebook-Seite der SPD ist mit einem Foto garniert, das Altmaier wie einen Zombie darstellen soll. Dabei wird eine Behinderung des Umweltministers so massiv dargestellt, dass man nicht mehr von unvorteilhaft sprechen kann.

Das ist eine Verletzung der Menschenwürde, auf deren Wahrung jeder, auch jeder Politiker, ein Anrecht hat.

Das fiktive Plakat prangt riesig auf der Seite. Der Text unter der Überschrift „Altmaier looking at ungelöste Probleme“ listet das Versagen Altmaiers in der Umweltpolitik auf. Daneben starrt Altmaier mit offenem Mund ins Nichts. Das Foto ist hart belichtet, so dass der Mund besonders drastisch hervorsticht (wir haben auf unserer Wiedergabe einen Filter über das Foto gelegt, weil wir Derartiges nicht weiterverbreiten wollen).

Hier wird unterschwellig ein Mensch verhöhnt, weil er anders aussieht als andere. Hier wird mit dumpfen Ressentiments gespielt. Hier sind die Grenzen des Anstands verletzt.

Das hat nichts mit politischer Auseinandersetzung zu tun. Hier sind Leute am Werk, denen ein ethischer Kompass fehlt.

Von solchen Leuten möchte man nicht, dass sie Macht über die Bürger ausüben dürfen.

Immerhin habe wenigstens einige der SPD-Mitglieder gemerkt, dass es sich hier um eine schwere Entgleisung handelt.

Matthias Bauchowitz schreibt auf der Facebook-Seite der SPD:

„Ich denke, dass es auch im Wahlkampf ein paar durch Ethik/Anstand definierte Grenzen geben sollte, wie man mit dem politischen Gegner umgeht. Besonders für eine soziale Partei, die das "WIR" als entscheidend ansieht.“

Die SPD hat sich mit vielen schönen Hochglanz-Bildern in der öffentlich-rechtlichen Scheinwirklichkeit feiern lassen. Das ZDF schreibt huldvoll auf der heute.de-Website: „Die SPD hat ihr 150-jähriges Bestehen mit einem Festakt in Leipzig gefeiert: Dabei bemühte sie sich, ihre Tradition und Geschichte zu präsentieren und gleichzeitig weltoffen und modern zu sein. Sogar von der politischen Konkurrenz kamen freundliche Worte.“

Die Realität sieht anders aus. Die SPD-Parteisoldaten sind nicht freundlich. Sie agieren inhuman.

Man kann nicht glaubwürdig für die Menschenrechte kämpfen und gleichzeitig im Stürmer-Stil den politischen Gegner diffamieren.

Bilder sagen in diesem Fall mehr als tausend Worte. Man kann auch mit Bildern Hohn über einen Menschen ausgießen, ihn zu Gespött machen.

Es mag ja praktisch sein, dass die Parteien mit dem Internet die Möglichkeit haben, ihre eigenen Medien zu etablieren. Dann müssen sie aber die grundlegenden Regeln lernen und Kontrollen einbauen, die solche Entgleisungen ausschließen.

Die SPD-Führung sollte nach dem Schaumbad in der glorreichen Geschichte zur Gegenwart zurückkehren.

Sie sollte das diskrimierende Foto schleunigst entfernen und sich bei Altmaier entschuldigen.

Sonst muss sie sich in ihre Geschichtsbücher schreiben lassen, dass vom Anstand der Nazi-Gegner nichts mehr übrig geblieben ist.

Das wäre ein bitteres Fazit nach 150 Jahren.

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