Politik

Erdoğan bringt den Islam ins Spiel: „Angriffe gegen Kopftuch und Moscheen“

Ausschreitungen, Polizeigewalt und Vandalismus. Die Türkei kommt nicht zur Ruhe und Premier Erdoğan gibt nicht nach. Auf seiner Rede in Ankara hat er sich über Angriffe gegen Kopftuchträgerinnen und Moschee-Entweihungen beschwert.
10.06.2013 02:27
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Premier Erdoğan hat sich während seiner Rede auf dem Esenboğa-Flughafen in Ankara über Angriffe gegen Kopftuch tragende Frauen und die Entweihung von Moscheen beschwert.

Im Zuge der Proteste soll es in einigen Vierteln Istanbul zu Attacken gegen Kopftuchträgerinnen gekommen sein (mehr hier). Die Aktivisten von OccupyGezi protestierten zuvor lautstark gegen die Gewalttaten. Denn unter ihnen befinden sich auch Aktivistinnen mit Kopftüchern.

„Bierflaschen in Moscheen“

„Einst war es meinen kopftuchtragenden Schwestern verboten, am Universitätsbetrieb teilzunehmen. Sie wurden behandelt wie die Paria. Doch sie haben durchgehalten und haben zu keinem Zeitpunkt zur Gewalt aufgerufen. Denn der Lohn der Geduld ist die Glückseligkeit“, sagte Erdoğan. Zugleich drohte der Premier seinen Gegnern, dass seine Geduld ein Ende haben werde.

Doch die Demonstranten seien von einem anderen Format. Sie seien mit Bierflaschen und ihren Schuhen in die Dolmabahçe-Moschee eingedrungen, was eine Entweihung bedeute. „So weit sind diese Leute gegangen“, zitiert Haberturk Premier Erdoğan.

Den Angaben des Vorbeters der Dolmabahçe-Moschee zufolge habe es einen derartigen Vorfall nicht gegeben, berichtet die Hürriyet. Verletzte Demonstranten sollen lediglich Zuflucht in der Moschee gesucht haben. Sie seien vom Vorbeter aufgenommen und verarztet worden. Niemand habe die Moschee mit den Schuhen betreten und niemand habe Alhohol zu sich genommen.

Kampfsansage an „Zinslobby“

Zudem sagte Erdoğan, dass er der „Zinslobby“ den Kampf ansage. Über Jahrzehnte hinweg habe jene Lobby die Ersparnisse der Menschen geraubt. „Alle Banken, die dieser Lobby angehören, werden einen hohen Preis bezahlen. Auch unsere Geduld hat ein Ende“, so Erdoğan. Zuvor betonte er, dass hinter der Organisation der Proteste jene „Ausbeuter“ stecken.

Polizeigewerkschaft übt Kritik

Doch die türkische Polizeigewerkschaft Emniyet-Sen hat die Arbeitsbedingungen unter denen die Polizeibeamten aktuell im Einsatz sind scharf kritisiert. Seit Beginn der Ausschreitungen in der Türkei, sollen sich bisher sechs Beamte das Leben genommen haben. Zwei von ihnen sollen während der Einsätze Selbstmord begangen haben.

„Sie sind bis zu 120 Stunden im Dauereinsatz. Insbesondere die herangezogenen Einsatzkräfte aus den Provinzen in Istanbul und Ankara machen ihre Arbeit unter katastrophalen Bedingungen. Sie schlafen auf den Straßen“, zitiert die Milliyet den Emniyet-Sen-Vorsitzenden Faruk Sezer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...