Finanzen

Goldsturz und Aktien werden zum Problem für die Schweizerische Nationalbank

Lesezeit: 2 min
28.06.2013 02:12
Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat im zweiten Quartal aufgrund des Goldsturzes enorme Verluste verbuchen müssen. Schätzungen zufolge geht es um 13 Milliarden Schweizer Franken, so viel wie noch nie in der Geschichte der SNB. Schuld an der Misere ist Fed-Chef Bernanke.
Goldsturz und Aktien werden zum Problem für die Schweizerische Nationalbank

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Über 13 Milliarden Schweizer Franken hat die Zentralbank im zweiten Quartal verloren. So viel, wie noch nie zuvor in der 106-jährigen Geschichte der SNB. Der Grund darin liegt in der Talfahrt des Goldpreises sowie bei einigen Aktiengeschäften. Gold hat seit Ende März etwa 23 Prozent an Wert abgenommen. Das ist der deutlichste Preissturz seit etwa 90 Jahren.

Der Kilopreis für Gold sank von gut 48.000 auf 37.000 Franken. „Bei einem Bestand von 1.040 Tonnen ergibt alleine diese Wertveränderung das Quartalsminus von 12 Milliarden Franken“, berichtet das Magazin Cash. Auslöser dafür ist die Ankündigung von Fed-Chef Ben Bernanks, die exzessive Geldflut bald beenden zu wollen. Auch die Börsen gerieten durch diese Ankündigung in Panik. Die grenzenlose Gelddruckerei der US-Zentralbank hat die Preise an den Finanzmärkten jahrelang in die Höhe getrieben. Nun platzt die Preisblase (mehr hier).

Denn den Rest des SNB-Fehlbetrages machen Verluste aus Aktiengeschäften aus. Zwischen April und Juni sind die Börsen-Indizes um etwa drei Prozent zurückgegangen (hier). Der Wert der Aktien im SNB-Portfolio mache etwa 68 Milliarden Franken aus, sagte Direktoriumsmitglied Frank Zurbrügg bei der geldpolitischen Lagebeurteilung in Bern. Der vorläufige Verlust auf dieser Position aus dem zweiten Quartal liege deshalb bei ein bis zwei Milliarden Franken. Die Zins- und Dividendenerträge auf Fremdwährungspositionen fallen im Vergleich zu den negativen Quartalszahlen nicht ins Gewicht, da diese nur einen Millionenbetrag ausmachen.

Damit setzt die SNB ihre Verlustgeschichte fort. Im ersten Quartal gab es zwar einen Gewinn von elf Milliarden. Die Verlustmeldungen überwiegen jedoch: Im vierten Quartal  2012 verlor die SNB rund elf Milliarden Franken. Im zweiten Quartal 2011 betrug der Verlust neun Milliarden. Der Rekordverlust stammt jedoch aus dem Jahr 2010: Zum Ende des Jahres fehlten 12 Milliarden Franken. Weil die Währung plötzlich im Vergleich zum Euro rasant an Wert gewann, gab es allein bei den Währungsanlagen der SNB einen Wertverlust von 26 Milliarden Franken.

Seitdem hält die SNB an der festen Wechselgrenze von 1,20 Schweizer Franken zum Euro fest. Denn nicht nur die Währungsanlagen, auch der Export der Schweiz gerät unter Druck, wenn die Produkte aus der Schweiz zu teuer werden. Im Mai sind die Ausfuhren um etwa fünf Prozent zurückgegangen. Zudem würde eine Aufwertung des Franken die Preisstabilität in der Schweiz gefährden.

Der währungsabhängige Export der Schweiz ist jedoch das geringere Übel: Sollte Bernanke bis zum Herbst wirklich weniger Geld drucken lassen und den Geldhahn bis Mitte des nächsten Jahres endgültig zudrehen, dann könnten die Märkten in einen Schock geraten. Schon jetzt zeichnet sich eine Kreditklemme bei den mittelständischen Unternehmen Europas (hier) und den südeuropäischen Banken ab (hier). Sobald der Liquiditätsengpass die Finanzmärkte erreicht, könnten die Börsenkurse noch stärker fallen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...