In der ecuadorianischen Botschaft in London, die Wikileaks-Gründer Julian Assange seit mehr als einem Jahr Unterschlupf gewährt, wurde eine Wanze gefunden. Das „Spionage-Mikrofon“ sei bereits am 14. Juni entdeckt worden. Das teilte der Außenminister des Landes, Ricardo Patino, am Mittwoch mit.
Ecuador bittet nun die britischen Behörden um Mithilfe bei der Aufklärung des Falles. Die Wanze sei in einem elektronischen Gerät im Büro des Botschafters versteckt gewesen, berichtet CNN. Die Entdeckung „beunruhigt uns sehr“, so Patino. Das Bauteil habe eine SIM-Karte enthalten und sei dafür gemacht worden, vertrauliche Gespräche nach außen zu übertragen. Vertreter der Botschaft vermuten, dass es mehrere Wochen lang in Betrieb gewesen sein könnte.
Die Wanze sei zwei Tage vor dem geplanten Eintreffen des Außenministers in der Botschaft gefunden worden, sagte dieser. Weiters lägen den Behörden Hinweise auf eine Beteiligung einer privaten britischen Überwachungsfirma vor. Details dazu wollte Patino nicht preisgeben.
Die Meldung kommt inmitten der weltweiten Debatte um die Abhörtechniken von Geheimdiensten mehrerer Länder. Ecuador spielt darüber hinaus eine wesentlich Rolle im diplomatischen Tauziehen rund um den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden.
Eine besonders undurchsichtige Rolle spielt dagegen Wikileaks-Erfinder Assange: Er hat offenbar die Anreise Snowdons durch seine unbedachten - oder gezielten? - öffentlichen Aussagen verhindert: Nach Informationen in britischen Medien soll Snowden schon die Papiere für die Einreise nach London besessen haben, wo er direkt in die Botschaft von Ecuador gebracht werden sollte.
Welche Rolle diese Whistleblower wirklich spielen, ist unklar. Assange hat das Erscheinen Snowdens dazu genützt, sich in der Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen. Beobachter in London halten es jedoch für denkbar, dass das Ganze ein abgekartetes Spiel der US-Geheimdienste sein könnte. Die Geheimdienste könnten versuchen, die Überwachung als Normalzustand zu etablieren. Dies geschieht häufig durch die Positionierung von vermeintlichen Abtrünnigen. Ein NSA-Mann sagte der Wochenzeitung Zeit, dass er die Diskussion um die Überwachung für "gesund" halte. Damit werde den Bürger klar, wie wichtig die Bürgerrechte sind.
Derlei Doppeldeutigkeit lässt darauf schließen, dass nicht alles Zufall ist, was als solcher erscheint.
Allerdings scheinen die US-Geheimdienste auch sehr anfällig für Fehler zu sein.
Eine solche Panne ist den Geheimdiensten unterlaufen, als sie von den Russen auf eine falsche Fährte geschickt wurden und den bolivianischen Präsidenten Evo Morales in Wien abfangen ließen (hier). Damit haben die Amerikaner so ziemlich die ganze Welt gegen sich aufgebracht, wodurch die weitere Arbeit eher behindert als befördert wird.