Finanzen

In Griechenland gefangen: Frankreichs Banken brauchen den ESM

Frankreich will die Pleite-Banken in Griechenland mit Mitteln aus dem ESM sanieren. Der Grund its purer Egoismus: Wenn Griechenlands Banken kollabieren, dann wird es für die Franzosen richtig unangenehm. Es ist den französischen Banken bisher nämlich nicht gelungen, sich aus Griechenland zurückzuziehen.
10.07.2013 02:02
Lesezeit: 1 min

Thierry Repentin, französischer Europaminister, will die Milliarden aus dem ESM direkt für die Konsolidierung der griechischen Banken verwenden. Mit direkten Kapitalspritzen wäre „vieles einfacher“, berichtet das Handelsblatt. Griechenland habe dann bessere Bedingungen auf den internationalen Kapitalmärkten, sagte Repentin.

Ganz uneigennützig ist dieses Statement jedoch nicht.

Frankreichs Banken sind nämlich in Geschäfte auf dem griechischen Finanzmarkt verwickelt. Wie die FT berichtet, hat die französische Crédit Agricole ihren Aktionären keine Dividende auszahlen können, weil die verlustreiche Emporiki in „Griechenland schwer in unserer Bilanz wiegt".

Crédit Agricole versucht, die griechische Bank Emporiki seit einem Jahr zu verkaufen. Aber auch Société Générale hat sich mit dem Kauf der viel kleineren griechischen Bank Geniki sehr verschätzt.

Frankreichs Banken haben sich zudem in griechischen Staatsschulden verspekuliert, von denen sie im Zuge der Finanzkrise bereits 75 Prozent abschreiben mussten, berichtet die FT.

Nicht nur die Banken, auch der Autobauer Peugeot und die Supermarkt-Kette Carrefour mussten sich nach Riesen-Investitionen aus dem griechischen Raum zurückziehen. Mit großen Verlusten (mehr hier).

Wenn in Griechenland wieder Banken pleitegehen, sollten wird das negative Auswirkungen auf den französischen – und mithin auch auf den deutschen – Bankensektor haben. Einer Studie von Goldman Sachs zufolge sind sowohl Crédit Agricole als auch die Deutsche Bank die nächsten Kandidaten für einen Bailout (hier).

Zudem kommt Frankreich mit der Bewältigung seiner Schulden nicht mehr hinterher. Über 1,8 Billionen Euro betragen die Staatsschulden (mehr hier). Bei steigender Arbeitslosigkeit und anhaltender Rezession kann Frankreich eine Eskalation der Bankenkrise in Europa nicht gebrauchen.

Indes wurde für Griechenland die nächste Auszahlung einer Hilfstranche in Milliardenhöhe beschlossen (hier). Noch ist die griechische Regierung allerdings an Bedingungen und Reformen gebunden, um das Geld von der Troika zu erhalten.

„Der Höhepunkt der Krise liegt hinter uns. Die gemeinsame Währung ist nicht mehr bedroht“, sagte Repentin. Das griechische Wirtschaftsinstitut IOBE sieht das einer Reuters-Meldung zufolge ganz anders. die Wirtschaft Griechenlands wird um 4,8 Prozent schrumpfen in diesem Jahr. Die Arbeitslosigkeit wird auf 27,8 Prozent steigen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsencrash, Blase oder Börsenrally? So brisant wird das zweite Halbjahr an den Aktienmärkten
08.07.2025

Zins-Chaos, Trump-Drohungen und eine Blase bei Rüstungsaktien: Drei Top-Strategen warnen vor einem explosiven Börsenhalbjahr – mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exportflaute durch Handelsstreit: Unsicherheit belastet deutsche Firmen
08.07.2025

Trotz einer weiteren Fristverlängerung im Zollkonflikt mit den USA bleibt die Lage für deutsche Exportunternehmen angespannt. Die...

DWN
Politik
Politik Bundestag stimmt über Verfassungsrichter ab – Politische Debatte um Mehrheiten
08.07.2025

Im Bundestag steht eine wichtige Entscheidung an: Drei Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht sollen gewählt...

DWN
Technologie
Technologie Wettlauf der Supermächte: Wer gewinnt das Milliarden-Quantenrennen?
08.07.2025

Quantencomputer gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft – und könnten bestehende Sicherheitsstrukturen weltweit aushebeln. Der...

DWN
Politik
Politik Recht auf Schutz: Gericht bestätigt Anspruch afghanischer Familie auf Visa
08.07.2025

Trotz der Einstellung des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen hat das Verwaltungsgericht Berlin eine klare Entscheidung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...