Politik

Terror-Vorbeugung: In arabischen Ländern nicht als Ausländer auffallen

Wie können deutsche Unternehmen ihre Mitarbeiter in den von der US-Terror-Warnung betroffenen Staaten schützen? Sicherheitsfirmen raten zu unauffälligem Verhalten. Flughäfen werden als besonders gefährlich eingeschätzt.
07.08.2013 03:00
Lesezeit: 2 min

Die Sicherheitslage in der arabischen Welt hat sich nach Einschätzung von Sicherheitsexperten nicht grundlegende verändert. Auch wenn Nachrichtendiensten konkrete Hinweise auf Anschläge vorliegen sollten, wird das Anschlagsrisiko – insbesondere auf amerikanische Einrichtungen – schon seit längerem in einigen der genannten Länder der Region extrem hoch eingeschätzt.

Auch Attentate im Umfeld der Feierlichkeiten am Ende des Ramadan sind unter anderem aus dem Irak wie auch 2011 auf das UNO-Hauptquartier in Nigeria bekannte Bedrohungen. „Eine gesonderte Reisewarnung wurde von uns daher nicht ausgesprochen“, sagt Friedrich Haas vom deutschen Büro der AKE Group, „da diese ohnehin für Länder, wie den Jemen, seit längerem besteht.“

Im Risk-Rating bewertet AKE die Terrorismusgefahr im Jemen seit August 2011 unvermindert mit 98 (Skala 0-100). „Wer nicht unbedingt dort sein muss, hat auch keine Mitarbeiter mehr im Lande“. Derzeit noch im Jemen tätige ausländische Unternehmen hätten bereits das Personal auf ein Mindestmaß ausgedünnt. Wer noch im Lande ist, hat gelernt, Risiken durch angepasstes Verhalten zu minimieren und Gefahrenpunkte zu vermeiden, wie amerikanische Einrichtungen, Regierungsgebäude oder auch bestimmte Gebiete, Städte und Stadtteile. Unabhängige Kommunikationsmittel wie Satellitentelefon und SatCom Tracking können dabei lebensrettend sein, da sie auch dann noch funktionieren, wenn Mobilfunknetze ausfallen.

Niedriger als im Jemen, aber auch seit zwei Jahren konstant hoch wird die Terrorgefahr von AKE mit 45 in Saudi Arabien und in Djibuti mit 45 bis 55 bewertet. Das ist doppelt so hoch wie in den anderen Golf-Staaten (9 bis 27) oder Jordanien (27). Muskat die Hauptstadt Omans, das auch auf der Liste der besonders gefährdeten Städte gelandet ist, könnte auf Vermutungen zurückzuführen sein, dass man Anschläge von Terroristen aus dem Jemen im Nachbarland Oman befürchtet. Insgesamt wird die Sicherheitslage in dem Sultanat aber nach einer längeren Periode ohne Zwischenfälle als stabil und recht sicher eingeschätzt, vergleichbar der Lage in den Vereinigen Arabischen Emiraten.

„A and O des Risikomanagements ist Low Profile“, unterstreicht Fraser Bomford im Krisenreaktionszentrum von AKE im englischen Hereford. Man könne durch Vermeiden auffälliger Kleidung, Fahrzeuge, Auto-Kennzeichen das Risiko minimieren sich unnötig überall als westlicher Ausländer zu erkennen zu geben. Kontraproduktiv sei es daher, warnt Bomford, wenn Unternehmen jetzt ihre Mitarbeiter in Richtung internationale Flughäfen in Bewegung zu setzen und sie damit erst recht zum Ziel von Anschlägen machen.

Wiederholt sei im arabischen Frühling dieser Fehler begangen worden: Mitarbeiter aus eigentlich sicheren Quartieren im Umland wurden in Bussen eingesammelt und quer durch die Hauptstadt zum internationalen Flughafen gebracht. Bei landesweiten Streiks, Unruhen oder Terrorwarnungen geht an den großen Flughäfen oft nichts mehr. Der vermeintlich sichere Hafen wird zur Falle: Fehlende medizinische Versorgung, Lebensmittel und Getränke, sanitäre Einrichtungen, die Gefahr von Kreislaufzusammenbrüchen wie Massenpanik steigt und zugleich bieten diese Massenansammlungen „attraktive“ Anschlagsziele.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Analysten warnen: Ein globaler Börsencrash rückt näher
20.06.2025

Ein Börsencrash droht – das ist die Meinung einiger Aktienexperten. Der Grund: Der Nahost-Konflikt könnte die Ölpreise treiben und...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gigafactory: Telekom, Ionos und Schwarz-Gruppe kämpfen um EU-Zuschlag
19.06.2025

Mehrere Milliarden Euro und ein strategisches Zukunftsprojekt: Die EU will Gigafactories für künstliche Intelligenz aufbauen – auch in...

DWN
Finanzen
Finanzen Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromausfall in Spanien: Schlamperei statt Cyberangriff – Systemversagen mit Ansage
19.06.2025

Ein landesweiter Stromausfall legt Spanien lahm – doch nicht Hacker oder Wetter waren schuld, sondern Schlamperei, Planungsversagen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Duale Berufsausbildung: Das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
19.06.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell, da sie die theoretische Ausbildung mit praktischer Erfahrung im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland steht vor der Rezession
19.06.2025

Russlands Wirtschaftsminister schlägt auf dem renommierten SPIEF-Forum ungewöhnlich scharfe Töne an – und warnt offen vor einer...

DWN
Technologie
Technologie Irans Kryptobörse zerstört: Hacker vernichten 90 Millionen Dollar im Cyberkrieg
19.06.2025

Irans größte Kryptobörse wird zum Ziel eines digitalen Präzisionsschlags: Hacker entwenden nicht nur 90 Millionen Dollar in...

DWN
Politik
Politik Nahostkonflikt aktuell: Drei Szenarien für den Kriegseintritt der USA
19.06.2025

Während in Israel die Sirenen heulen und iranische Raketen fliegen, plant Donald Trump den nächsten Schritt. Drei Szenarien liegen auf...