Deutschland

Nach Bahn-Chaos in Mainz: Personal-Mangel bedroht bundesweiten Bahnverkehr

Seit gut einer Woche kommt es in Mainz zu zahlreichen Ausfällen von Regionalzügen. Die Deutsche Bahn spricht von einem vorübergehenden Personalmangel: Urlaub und Krankheitsfälle. Ob sich die Situation im September entspannen werde, konnte die Bahn nicht versprechen. Doch Mainz ist kein Einzelfall. Allein für den Service rund um die Stellwerke fehlen bundesweit mindestens 1.000 Mitarbeiter.
09.08.2013 08:25
Lesezeit: 1 min

In der Rhein-Main-Region ist Zugfahren derzeit keine Freude. Nicht etwa wegen ausgefallener Klimaanlagen, sondern vielmehr aufgrund ständig ausfallender Züge. Seit einer Woche kommt es tagtäglich zu Ausfällen von Regionalzügen. Und einen Fernverkehr gibt es quasi nicht mehr. Der Grund: Es herrscht Personalmangel im Stellwerk des Mainzer Hauptbahnhofes. Von 18 Mitarbeitern sollen drei bis Mitte August im Urlaub und vier krank sein. Einfach Mitarbeiter von anderen Stellwerken abzuziehen, geht aufgrund der dreimonatigen Einarbeitungszeit nicht.

Am Donnerstag äußerte sich der Vorstandschef der DB Netz AG zu dem Chaos in Mainz. „Es gibt derzeit keine stabile Aussage darüber, wie sich die Situation über den August hinaus entwickelt“, sagte Frank Sennhenn und entschuldigte sich bei einer Pressekonferenz in Mainz.  „Wir laufen Gefahr, einen Imageschaden zu erleiden“, zitiert ihn die Rhein-Zeitung. Ein deutlich eingedämmter Ersatzfahrplan soll nun helfen. Der verkehr über Mainz soll so stark reduziert werden, dass die verbliebenen Mitarbeiter des Stellwerks ihn bewältigen können.

Der hohe Krankenstand als Ursache für die immensen Probleme in Mainz ist dem Chef der Bahngewerkschaft EVG, Alexander Kirchner, zufolge eine Ausrede. Tatsächlich wären gravierende Personalprobleme die Ursache. Mainz sei dabei kein Einzelfall, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. „Die Personaldecke ist mittlerweile so knapp, dass es künftig auch auf anderen Strecken immer wieder mal zu Zugausfällen aufgrund von Personalmangel kommen kann“, so Kirchner.

Allein bei den Fahrdienstleistern fehlen nach Schätzungen der Gewerkschaft bundesweit mindestens 1.000 Mitarbeiter. Aus diesem Grund seien zwischenzeitlich gut eine Millionen Überstunden aufgelaufen, die nicht abgebaut werden könnten, so die Gewerkschaft. „Es fehlt an allen Ecken und Kanten an Personal, nicht nur bei den Fahrdienstleitern“, sagte Kirchner.

Der Personalmangel dürfte in der nächsten Zeit jedoch kaum behoben werden können. Im ersten halben Jahr musste das Unternehmen einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. Die starke ausländische Konkurrenz macht der Deutschen Bahn zu schaffen - immer mehr staatliche Aufträge gehen dem Unternehmen verloren (hier).

 

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....