Politik

Drohende Staatskrise: Präsident Napolitano lehnt Begnadigung Berlusconis ab

Lesezeit: 1 min
14.08.2013 15:37
Berlusconis Verbündete müssen unbedingt die derzeitige Regierung weiter unterstützen, fordert der italienische Staatspräsident Napolitano. Eine Regierungskrise wäre fatal. Die endgültige Verurteilung Berlusconis müsse einfach akzeptiert werden.
Drohende Staatskrise: Präsident Napolitano lehnt Begnadigung Berlusconis ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Italien  

Der italienische Präsident Giorgio Napolitano hat Forderungen von Abgeordneten zurückgewiesen, den früheren Premier Silvio Berlusconi zu begnadigen. Dieser ist kürzlich in letzter Instanz wegen Steuerbetrug verurteilt worden.

Das oberste italienische Gericht hatte Berlusconis Einsprüche endgültig zurückgewiesen und ihn zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Abgeordnete von Berlusconis PDL hatten den Staatspräsidenten darum gebeten, einzuschreiten. Sie drohten sogar, aus Protest gegen das Urteil zurückzutreten.

Die PDL-Abgeordneten riefen Napolitano dazu auf, Berlusconi zu begnadigen. Doch der Präsident sagte in einer Mitteilung, eine endgültige Entscheidung müsse man akzeptieren. Auch im Fall Berlusconi.

Die PDL ist die zweitstärkste Kraft in der aktuellen Koalitionsregierung. Die stärkste Kraft ist die sozialistische PD von Premier Enrico Letta. Guglielmo Epifani, seit Mai Chef der PD, unterstütze den Staatspräsidenten. Napolitano habe „vor dem Hintergrund des unberechtigten Drucks eine notwendige Erklärung abgegeben“.

Napolitano forderte Berlusconis Verbündete auf, die Regierung von Premier Lettas weiter zu unterstützen. „Ich bin mir der Risiken bewusst, die aus den politischen Spannungen hervorgehen können.“ Doch eine Regierungskrise nach nur 100 Tagen im Amt wäre fatal, so der 88-Jährige. Berlusconi droht auch der Ausschluss aus dem Senat, dem er seit März angehört.

Es ist unwahrscheinlich, dass der Medien-Mogul auch nur einen Tag ins Gefängnis muss. Denn Italien bemüht sich, die Zahl seiner Gefängnis-Insassen zu verringern. Zudem sind die Gerichte traditionell gnädig gestimmt, wenn die Verurteilten das Alter von 70 Jahren überschritten haben. Berlusconi ist 76 Jahre alt. Wenn überhaupt, wird er Hausarrest erhalten.

Und für den Fall der Fälle hat der 88-jährige Präsident eine Hintertür für Berlusconi offengehalten. Es gebe bisher kein offizielles Gnadengesuch, so Napolitano. Berlusconis Begnadigung scheint also noch nicht ganz vom Tisch zu sein.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...