Politik

Militärische Fantasien: Unternehmen simuliert Atombombe auf Berlin

Eine australische Firma hat eine Handy-App entwickelt, die Atombomben simuliert. Grundlage ist der Kartendienst von Google. Noch beschränken sich die militärischen Fantasien auf Spiele. Doch das Pentagon finanziert die Internet-Konzerne massiv mit Steuergeldern. Google ist einer der wichtigsten Dienstleister der US-Rüstungsindustrie geworden.
14.08.2013 11:49
Lesezeit: 2 min

Die australische Firma Carlos Labs hat eine App programmiert, die die Auswirkungen von Atombomben simuliert. Man kann dabei jeden beliebigen Standort auf der Erde auswählen. Die App ist in der Lage, elf verschiedene Bombentypen zu simulieren. Dazu gehören etwa die Hiroshima- und die Nagasaki-Bombe aus dem Jahr 1945. Aber auch modernere, deutlich stärkere Bomben amerikanischer, russischer oder chinesischer Bauart sowie eine Kofferbombe können simuliert werden.

Die bunte App simuliert dabei die Zerstörungen durch Strahlung, durch Druck und durch radioaktiven Niederschlag. Auch die Auswirkungen eines Asteroiden-Einschlags kann man sich ansehen. Die erste Bombe, die man auswählen kann, ist jene, die von Nord Korea getestet wurde. Die zweite mit dem Namen „Little Boy“ war jene, die auf Hiroshima abgeworfen wurde.

Die dritte, „Fat Man“, ist jene von Nagasaki. Die App zeigt, wie sehr Dienste wie Google Maps auch für militärische Fantasien verwendet werden können. Denn die App verwendet den Kartendienst von Google als Grundlage der Darstellung der Zerstörung.

Natürlich sind solche Apps vorerst nur Spielereien. Aber sie führen vor Augen, dass die Entwicklungen im Internet die Welt tatsächlich zu einem virtuellen Dorf machen, in dem militärische Interessen leichter umgesetzt werden können.

Dies wird auch durch die Tatsache untermauert, dass zahlreiche Firmen im Silicon Valley vom Pentagon und den Geheimdiensten gefördert werden. So baut Google Earth auf der Technologie der Firma Keyhole auf. Das Unternehmen war von Q-Tel, dem Venture Capital Arm der CIA, finanziert worden. Im Jahr 2010 protestierte Microsoft vehement, weil Google einen Exklusiv-Vertrag mit dem Pentagon für Visualisierungen mit der National Geospatial Intelligence Agency (NGA) erhielt.

Bis zum dem Zeitpunkt war Microsoft der Liebling der Militärs gewesen, die NGA änderte darauf den Vertrag, um Microsoft bei Laune zu halten. Microsoft hatte seine Fotos von zwei Firmen – DigitalGlobe und GeoEye – gekauft, die mit jeweils 4 Milliarden Dollar aus Steuergeldern finanziert worden waren. Fox News berichtete damals, dass die NGA ganze Server von Google verwenden möchte - nicht zuletzt, weil ihre eigene technische Infrastruktur schlechter als die von Google sei. Die NGA gilt als besonders verschwiegen unter den 16 US-Geheimdiensten.

Der Journalist, der die Sache bei Fox News berichtete, war übrigens James Rosen. Er wurde im Mai 2013 Ziel einer Undercover-Untersuchung des US-Justizministeriums. Ohne ihn zu informieren, wurde seine Telefonate abgehört und seine Emails überwacht. Rosen wurde der Konspiration bezichtigt, weil er kritisch für den Sender berichtet hatte.

Die NGA wurde durch den Vertrag einer der großen Kunden von Google. Die enge Verzahnung mit den Geheimdiensten erklärt auch, warum eine Suchmaschine wie Google so viele Dienste anbietet, die mit Suche nur am Rande zu tun haben: Google, Earth, Google Maps, Google Street View sind Dienste, die mit großem Aufwand die Welt kartographieren. Daraus kann man, wie die neue App aus Australien zeigt, originelle Simulationen und Spiele machen.

Man kann aber noch viel mehr machen: Schon heute setzen die Amerikaner routinemäßig Drohnen zur gezielten Tötung ein, um Staatsfeinde in aller Welt ferngesteuert zu töten (mehr hier). Es ist anzunehmen, dass die US-Militärs jene Dienste nutzen, die sie bei Google kaufen.

Einst war das Motto von Google: „Don’t be evil!“ Heute ist das Unternehmen unzweifelhaft ein wichtiger Bestandteil der US-Rüstungsindustrie geworden.

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