Finanzen

Crash-Gefahr in Indien: Rupie stürzt ins Bodenlose

Lesezeit: 2 min
19.08.2013 14:49
Kapitalkontrollen und ein Einfuhr-Verbot für Goldmünzen haben nichts genutzt. Die indische Rupie hat zu Beginn der Woche seine Talfahrt fortgesetzt und gab im Vergleich zur vergangenen Woche noch einmal kräftig nach. Die Investoren ziehen ihr Kapital ab – der Ausverkauf hat begonnen.
Crash-Gefahr in Indien: Rupie stürzt ins Bodenlose

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Situation in Indien spitzt sich weiter zu. Erst vergangene Woche stürzte der Rupiekurs in den Keller. Zahlreiche Maßnahmen, die Währung zu stabilisieren und die Investoren zu beruhigen, misslangen jedoch bisher. Vielmehr lösten die zahlreichen Rettungsversuche der indischen Regierung extreme Unruhe unter den Investoren aus. Ein regelrechter Aktien-Ausverkauf begann am Montag.

Gegen Montagmittag mussten für einen US-Dollar 62,7 Rupien gezahlt werden. Damit hat die indische Währung noch einmal kräftig an Wert verloren. Die indische Rupie ist nur noch 0,0158 Dollar wert (siehe Grafik).

Und nachdem der Leitindex Sensex am Freitag um 1,7 Prozent nachgegeben hatte, rutschte er im Laufe des Montags um weitere 2,3 Prozent ab. Entsprechend stiegen auch die Renditen für indische Anleihen. So kletterte der Zinssatz für 10-jährige Papiere beispielsweise das erste Mal seit Ende 2011 auf über 9 Prozent, so die FT.

Damit hat die indische Rupie den australischen Dollar und den japanischen Yen in der Hitliste der am schlechtesten abschneidenden Währungen überholt. Nur der brasilianische Real und der südafrikanische Rand haben in diesem Jahr noch größere Rückstände verzeichnet.

Wie viele Emerging Markets ist Indien stark von ausländischen kapital abhängig – aber auch hier gilt, wie in anderen BRICS-Staaten, die Blase ist kurz davor, zu platzen (hier).  Seit Mai ziehen sich die Investoren vermehrt zurück. Mittlerweile haben indische Beamte in der Hauptstadt des Landes sogar angekündigt, dass es keine Kontrollen für ausländische Investoren geben wird.

Wie stark Kapitalkontrollen den Prozess der Rupie-Sturzes und der Aktien-Verkäufe beschleunigen können, zeigte sich nämlich vergangene Woche. Am Mittwochabend hatte die indische Regierung mitgeteilt, dass Unternehmen nur noch 100 Prozent ihres Nettowerts ins Ausland investieren und Inder pro Jahr nicht mehr als 56.000 Euro ins Ausland überweisen dürfen. Der Ausverkauf an den Märkten war eine Reaktion auf diese Ankündigung. Seit Ende Mai gab es  Netto-Abflüsse aus dem Anleihen- und Aktien-Markt in Höhe von 11,4 Milliarden Dollar, so die Times of India.

Indiens Regierung kämpft seit einiger Zeit mit der Abwertung seiner Währung. Sogar ein Verbot der Einfuhr von Goldmünzen wurde von der Regierung ausgesprochen, um die Währung zu stabilisieren (hier). Seit Anfang Mai hat die indische Währung gegenüber dem US-Dollar 12 Prozent verloren.

Ganz abgesehen davon, dass die Maßnahmen der Regierung Indiens derzeit den Abzug der ausländischen Investoren und die Verkäufe an der Börse verstärken, liegt ein großes Problem darin, dass die indische Wirtschaft nicht mehr den Erwartungen entspricht. Im ausgelaufenen  Fiskaljahr (Ende März) verbuchte das indische Wachstum den niedrigsten Stand seit einer Dekade. Wurde Anfang des Jahres noch mit einem Wachstum von 6,5 Prozent gerechnet, sind die Prognosen mittlerweile auf fünf Prozent nach unten korrigiert worden.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...