Gemischtes

TCS-Studie: Automobilbranche ist digitaler Vorreiter

Lesezeit: 3 min
14.10.2016 07:49
Die Digitalisierung stellt für die deutsche Wirtschaft eine der größten Chancen dar. Vorreiter ist hier unter anderem die Automobilbranche. Die Unternehmen zeigen in Anbetracht des Wandels jedoch zwei Gesichter: einige investieren proaktiv in digitale Innovationen, andere zögern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Automobil-, Chemie- und Versicherungssektor sind laut einer gemeinsamen Studie von Tata Consultancy Services und Bitkom Research am weitesten in der Digitalisierung fortgeschritten. 68 Prozent der befragten Automobilunternehmen planen, digitale Ansätze schnell und umfassend zu implementieren. In der Chemie- und Pharmabranche planen 59 Prozent proaktiv digitale Initiativen. 57 Prozent der Finanz- und Versicherungsunternehmen treiben bereits aktiv Digitalisierungsprojekte voran.

Das Fazit der Forschenden: Deutsche Unternehmen erkennen zwar die strategische Bedeutung digitaler Innovationen, schlagen aber nicht umfassend Kapital aus den sich daraus ergebenden Chancen. Das gilt insbesondere für den Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die Hälfte der Studienteilnehmer bewegt sich noch nicht entschlossen genug in Richtung digitaler Transformation.

Die Studienergebnisse kommen angesichts der „Digitalen Strategie 2025“ der Bundesregierung zu einem denkbar günstigen Zeitpunkt. Diese zielt darauf ab, die führende Position Deutschlands im Bereich der modernen, integrierten Fertigungstechnologie weiter zu stärken. Die Digitale Strategie 2025 bildet als Teil der Industrie-4.0-Initiative das Herzstück des Entwicklungsplans für die deutsche Industrie. Sie setzt in hohem Maße die Fähigkeit voraus, digitale Technologien einzusetzen – vom industriellen Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) bis hin zu Künstlicher Intelligenz (KI) und Automatisierung, unterstützt von neuen Entwicklungen in cloudbasierten Services und mobilen Anwendungen.

„Mit dem größten IT-Sektor Europas – und dem viertgrößten weltweit – ist Deutschland gut aufgestellt, um die Herausforderungen von Industrie 4.0, dem Internet der Dinge und der Digitalen Strategie 2025 der Bundesregierung zu meistern“, sagt Sapthagiri Chapalapalli, Vice President Central Europe bei TCS Deutschland. Die größten Unternehmen Deutschlands hätten bereits fantastische Fortschritte darin erzielt, digitale Ansätze in ihrer Organisation zu verankern. Größeren Herausforderungen sehe sich der Mittelstand gegenüber, der noch immer Mühe habe, die Chancen der digitalen Transformation zu ergreifen.

„Die Studie hebt hervor, dass Unternehmen jeder Größe proaktiver über ihre digitale Zukunft nachdenken und so schnell wie möglich damit beginnen müssen, entsprechend zu planen und Strategien zu entwickeln“, so Chapalapalli weiter. Noch sei ‚Made in Germany‘ ein weltweit anerkanntes Gütesiegel, aber die Unternehmen riskierten, vom Wettbewerb abgehängt zu werden, wenn sie nicht handeln. „Die Chancen sind ungeheuer spannend, es gilt jetzt, die Herausforderung anzunehmen.”

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und Entscheider in allen Bereichen der deutschen Wirtschaft sind sich der Tragweite dieser Entwicklung bewusst. Zugleich aber bestehen laut der Studie in drei Schlüsselbereichen noch Herausforderungen:

  1. Digitalisierung ist selten ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie: Nur 20 Prozent der Unternehmen planen, digitale (Geschäfts-)Plattformen zu entwickeln und bereitzustellen. Eine Ausnahme bildet das Marketing: 75 Prozent der Befragten nutzen bereits Datenanalysen für gezielte Kundenkampagnen. In der übergreifenden strategischen Ebene vieler Unternehmen dagegen scheint die Digitalisierung noch schwach verankert zu sein – 78 Prozent der Befragten gaben an, dass Digitalisierungsinitiativen in erster Linie von der IT-Abteilung oder dem CIO vorangetrieben werden, statt umfänglich in die Unternehmensstrategie integriert zu sein. Das aber ist entscheidend, wenn es darum geht, die digitale Transformation sinnvoll zu gestalten. 44 Prozent der Befragten sehen Kundenservices als Top-Priorität. Mehr als ein Drittel der Unternehmen will zusätzliche virtuelle oder digitale Services anbieten.

  1. Das Potenzial sozialer Medien wird nicht voll ausgeschöpft: Die Unternehmen fokussieren ihre Social-Media-Aktivitäten in der Regel auf Kundenservice, Vertrieb und Marketing, seltener dagegen auf HR und Recruitment – zwei Bereiche, die in Zeiten zunehmend Social-Media-affiner Bewerber immer wichtiger werden. Darüber hinaus haben nur zehn Prozent Crowdsourcing-Initiativen in sozialen Netzwerken gestartet, um die spezifischen Wünsche von Kunden direkt in die Produktentwicklung einfließen zu lassen oder Innovationen zu fördern. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Unternehmen dieses enorme Potenzial erst noch erschließen müssen, wenn sie sich stärker vom Markt differenzieren und Wettbewerbsvorteile erzielen wollen.

  • Nur ein Drittel (37 Prozent) der untersuchten Unternehmen sieht sich in der Lage, Big Data zu analysieren: Den Unternehmen sind organisatorische und administrative Aufgaben wichtiger als die potenziellen neuen Services und Geschäftsmodelle, die durch Big Data möglich werden.

„Der Begriff ‚Digitale Transformation‘ fasst die Herausforderungen zusammen, denen jede Wirtschaft in der Welt gegenübersteht – Disruption und Komplexität, getrieben durch die rasante digitale Innovation“, sagt Dr. Satya Ramaswamy, Vice President und Global Head of Digital Enterprise bei TCS. Mit den Herausforderungen gingen jedoch auch enorme Chancen einher. Einer Wirtschaft wie der deutschen, die im Bereich fortschrittlicher Fertigungstechnik weltweit führend sei, eröffneten sich besonders weitreichende Möglichkeiten.

„Das diesjährige World Economic Forum in Davos fokussierte die Effekte dessen, was viele die ‚vierte industrielle Revolution‘ nennen. Viele Unternehmen jedoch, auch deutsche, haben sich in dieser Hinsicht bisher zu zögerlich verhalten“, so Ramaswamy weiter. Das sei keine nachhaltige Strategie, denn die Wirkkräfte der Digitalisierung führten dazu, dass sich ganze Geschäftsmodelle grundlegend änderten. „Es gilt jetzt, entschlossen zu handeln, um die Chancen zu nutzen und den Anschluss nicht zu verlieren.”


Mehr zum Thema:  

 

DWN
Finanzen
Finanzen Vanguard, iShares und Co.: Welcher ETF-Anbieter ist der beste?
08.09.2024

In Deutschland bieten mehr als ein Dutzend Unternehmen ETFs an. Doch manche können eine deutlich bessere Erfolgsbilanz vorweisen als...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdgas: Hohe Preise trotz voller Speicher
08.09.2024

Europa bereitet sich in Sachen Energieversorgung auf den Winter vor. Die Gasspeicher sind voll und die Nachfrage sinkt. Dennoch liegen die...

DWN
Politik
Politik Wer wird eine neue europäische Debattenkultur schaffen?
08.09.2024

Europas Zukunft steht auf dem Spiel: Präsident Macron warnt vor dem Zerfall des Kontinents. Während die alte EU-Ordnung erlahmt, wachsen...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Risiken: Verschlingt der Finanzsektor die Realwirtschaft?
08.09.2024

Das globale Derivate-Geschäft beträgt ein Vielfaches der Weltwirtschaft. Manche Experten sehen Optionen, Zertifikate, Swaps und CFDs als...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Vom Turing-Test zur Ära der Allgemeinen Intelligenz (AGI)
08.09.2024

Die weltbesten Systeme mit künstlicher Intelligenz (KI) können schwierige Prüfungen bestehen, überzeugend menschliche Aufsätze...

DWN
Politik
Politik Wie Indien zwischen Russland und dem Westen balanciert - und was das für Deutschland bedeutet
08.09.2024

Indiens hindunationalistischer Premierminister Narendra Modi bestimmt maßgeblich über die Zukunft des Landes. Sein Besuch in Kiew letzte...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilien: Brutalismus - die Renaissance der Betonriesen
08.09.2024

Potthässlich oder faszinierend? Der Brutalismus erlebt derzeit eine Renaissance und begeistert neue Anhänger dieses Baustils auf sozialen...

DWN
Politik
Politik Die EU sollte ukrainischen Flüchtlingen die Rückkehr nach Hause erleichtern
08.09.2024

Nach der Invasion der Ukraine im Februar 2022 fanden Millionen von Ukrainern Zuflucht in der EU, besonders in Deutschland und Polen. Diese...