Deutschland

Gold-Heimholung: Bundesbank verwickelt sich in Widersprüche

Die Deutsche Bundesbank hat frühere Aussagen korrigiert, wonach eine Sicherheitsfirma das deutsche Gold vor dem Transport einschmolz. Vielmehr habe man die „Original-Barren“ erhalten und diese dann selbst in Deutschland umgeschmolzen. Die Bundesbank liefert keine Belege für die neue Darstellung.
10.01.2014 00:12
Lesezeit: 2 min

Im Zusammenhang mit der Rückführung des deutschen Goldes aus den USA verwickelt sich die Deutsche Bundesbank in neue Widersprüche. Entgegen ihren früheren Äußerungen soll die erste Goldlieferung nicht vor der Lieferung, sondern erst danach eingeschmolzen worden sein. Das Vorgehen der Bundesbank bleibt äußerst intransparent.

Ende letzten Jahres hatte die Bundesbank gesagt, dass 2013 „knapp 37 Tonnen aus Tresoren in New York und Paris nach Frankfurt transportiert“ worden sind. Sie hatte in diesem Zusammenhang eingeräumt, dass ein Teil der Goldbarren vor dem Transport eingeschmolzen wurde. Diese erste Darstellung seitens der Bundesbank wurde auch auf Nachfrage des Investigativ-Journalisten Lars Schall zunächst nicht dementiert, berichtet der Chef der Deutschen Edelmetall-Gesellschaft Peter Boehringer auf dem Goldseitenblog.

Die Darstellung, dass das deutsche Gold vor dem Transport erst umgeschmolzen werden musste, spricht dafür, dass die ursprünglichen Barren der Bundesbank in New York nicht mehr vorhanden sind. Offenbar nutzen die Amerikaner das Gold der Deutschen gegen alle Vereinbarungen für ihre eigenen Zwecke (mehr hier).

Die Bundesbank widerspricht den Vorwürfen an die Federal Reserve. Zudem ändert sie die eigene Aussage von Ende Dezember ins komplette Gegenteil. Auf Anfrage der WirtschaftsWoche sagte sie, es habe sich bei den überführten Goldbarren nun doch um die Original-Barren gehandelt, die seinerzeit der Obhut der ausländischen Zentralbanken überlassen wurden.

Man habe nur einige der Barren selbst umschmelzen lassen, die den international akzeptierten Standard für Goldbarren „London Good Delivery“ (LGD) nicht erfüllten, so die Bundesbank. Dieser LGD-Standard aus dem Jahr 1979 fordert einen Feingoldgehalt von mindestens 99,5 Prozent und ein Gewicht zwischen 350 und 430 Unzen (10,9 bis 13,4 Kilogramm).

Boehringer fragt, warum nur einige Barren umgeschmolzen worden sein sollen. „Die Ware aus den 50ern und 60ern war entweder ganz oder gar nicht LGD-konform - warum hätte die Bundesbank damals inhomogene Ware kaufen sollen?“

Das Vorgehen der Bundesbank bleibt äußerst intransparent. Sie veröffentlicht keine Liste mit den Seriennummern der alten und neuen Barren. Sie sagt nicht, wer die Barren wo geschmolzen hat und wer die Umschmelzung überwacht hat. Stattdessen belehrt die Bundesbank ihre Kritiker:

„Abgesehen davon könnte es Skeptikern auch relativ egal sein, ob alte oder neue Barren geliefert werden, solange sich der von der Bundesbank bilanzierte Goldbestand dadurch nicht schmälert.“

Boehringer schreibt, dass es den 80 Millionen Eigentümern eben nicht egal sei, was mit ihrem Gold geschieht: „Integre Bilanzprüfer und Staatsanwälte haben schon bei erheblich geringeren Ungereimtheiten Aufklärung und volle Transparenz verlangt!“ Es gehe um Volkseigentum im Wert von 125 Milliarden Euro, das durch Bundesbank und Federal Reserve treuhänderisch verwahrt wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie ChatGPT-5: So verwenden Sie das neue ChatGPT-Modell
08.08.2025

Open AI erlaubt erstmals tiefe Einblicke in die Denkweise von ChatGPT. Wer die neue Erweiterung nutzt, kontrolliert nicht nur Daten –...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt "Aufstehen, hingehen, machen": Thomas Hintsche verkauft seit 30 Jahren gegrillte Würstchen auf dem Markt
08.08.2025

Seit 30 Jahren verkauft Thomas Hintsche Bratwurst, Steak, Buletten und mehr auf dem Markt. Seine Grillskills hat er perfektioniert, kennt...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis bleibt stabil: USA verhängen Zölle auf Goldimporte – Schweiz im Fokus
08.08.2025

US-Zölle auf Goldimporte versetzen den Markt in Aufruhr. Besonders die Schweiz könnte hart getroffen werden. Während der Goldpreis in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kreditprogramme für den Mittelstand: Neue KfW-Digitalförderung für KMU, Kritik an „Made for Germany“
08.08.2025

Zwei neue KfW-Kreditprogramme unterstützen KMU seit Juli gezielt bei Digitalisierung und Innovation. Unterdessen sorgt die fehlende...

DWN
Finanzen
Finanzen Munich Re-Aktie fällt: Rückversicherer spürt Preisdruck trotz Rekordgewinn
08.08.2025

Die Munich Re-Aktie erlebt nach einem Rekordgewinn überraschend Gegenwind. Trotz starker Halbjahreszahlen dämpfen sinkende Preise und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verhandeln lernen: Mit Strategie zum Erfolg – jeder kann es mit den richtigen Methoden
08.08.2025

Erfolgreich verhandeln kann jeder – mit den richtigen Methoden. Erfahren Sie, wie Sie mit Strategie, Künstlicher Intelligenz und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bechtle-Aktie hebt ab: Starker Quartalsverlauf beflügelt Anleger
08.08.2025

Die Bechtle-Aktie überrascht Anleger im Börsenhandel am Freitag mit einem kräftigen Kurssprung. Nach Monaten der Flaute deutet vieles...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo: Auftragsmangel hemmt deutsche Wirtschaft weiterhin
08.08.2025

Das Ifo-Institut meldet: Der Auftragsmangel bleibt eine Bremse für die deutsche Wirtschaft. Trotz vereinzelter Lichtblicke in einigen...