Politik

Fukushima: Mysteriöse Erscheinungen an amerikanischer West-Küste

Das Öko-System im Pazifik scheint aus unerklärlichen Gründen aus dem Lot geraten zu sein. Vor der Küste in Kalifornien ist die Zahl der toten organischen Materie auf dem Meeresboden massiv gestiegen. Quallen und Plankton verenden in Massen. Ungewöhnlich große Horden von Walen und Delphinen sind vor der Küste aufgetaucht.
20.01.2014 00:08
Lesezeit: 2 min

Die Auswirkungen der Atomkatastrophe von Fukushima waren in den USA erstmals bereits im Herbst 2011 spürbar. In mehr als 13 amerikanischen Städten wurde Radioaktivität gemessen und in der Milch aus Vermont wurde Caesium-137 gefunden, wie unter anderem Forbes berichtete. Doch wie sich jetzt zeigt, kam es noch zu einigen weiteren Merkwürdigkeiten, die darauf hindeuten, dass die Folgen Fukushimas schon seit langer Zeit im amerikanischen Teil des Pazifik zu spüren sind.

Große Massen toter organischer Materie

Eine in der National Geographic veröffentlichte Studie zeigt, dass das Gleichgewicht zwischen lebendem und totem Meeresleben vor der kalifornischen Küste massiv gestört ist. Die Meeresforschungsstation Station M liegt etwa 220 Kilometer vor Küste zwischen Santa Barbara und Monterey. Hier machten die zuständigen Wissenschaftler Christine Huffard und Ken Smith vom Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) eine interessante Beobachtung: Der so genannte Meeres-Rotz (sea snot) am Meeresboden ist immens angestiegen. Die Rede ist von totem Plankton, toten, gallertartigen Lebewesen und anderer organischer Materie, wie auch Kot.

In den 24 Jahren der Messungen an der Station M hat es noch nicht ein so großes Vorkommen gegeben, so Huffard. So war im Frühjahr 2012 weniger als ein Prozent des Meeresbodens mit dieser toten organischen Materie bedeckt. Am 1. Juli 2012 waren es jedoch plötzlich 98 Prozent. Andere Meeresstationen haben der National Geographic von ähnlichen Ausmaßen berichtet. Die Wissenschaftler des Monterey Bay Aquarium Research Institute können noch keine eindeutige Ursache für diese Entwicklung benennen. Auffällig ist jedoch, dass der Anstieg genau ein Jahr nach der Fukushima-Katastrophe bisher seinen Höhepunkt erreicht hat.

Höhepunkt der Strahlung noch nicht erreicht

„Ein Teil Fukushima-Strahlung ist bereits an der Westküste Nordamerikas aufgetreten und sie wird ihren Höhepunkt wahrscheinlich in den meisten Orten zwischen 2014 und 2015 erreichen“, warnt der bekannte Wissenschaftler Ken Buesseler der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI). Doch trotzdem „überwacht noch keine US-Behörde die Ausbreitung der Strahlung aus Fukushima an der Westküste und um die Hawaii-Inseln. Aus diesem Grund hat das WHOI auch eine Webseite geschaffen, auf der die Bürger aufgerufen werden, die Wissenschaftler bei der Beobachtung der radioaktiven Ausbreitung zu unterstützen. Immerhin – 14 Millionen Jodtabletten hat die US-Regierung schon einmal vorsorglich besorgt (mehr hier). Ende vergangenen Jahres schlug bereits der chinesische Forscher Yu Zhirong Alarm. Die japanische Regierung und die Betreiber-Firma des zerstörten AKWs gefährden das Ökosystem des Pazifik, so Zhirong (hier).

So viele Wale und Seelöwen wie nie

Abgesehen von der immensen organischen Materie am Grund des Meeresbodens wurden an der amerikanischen Pazifikküste noch weitere Auffälligkeiten beobachtet. Im November gab es um Monterey herum eine massive Anreicherung von Meereslebewesen – so viel wie bisher noch nicht beobachtet. Buckelwale, Pelikane, Seelöwen sind eigentlich jedes Jahr in dem nährstoffreichen Gebiet unterwegs. Doch es kann sich keiner daran erinnern, dass es so viele waren und dass sie lange bis in den November geblieben wären, so die New York Times. Vor allem die enormen, ungewöhnlich großen Sardellen-Schwärme hätten  die wahnsinnig vielen Tiere angezogen.

Auf der anderen Seite kommt es zu einem regelrechten Aussterben des Seessterns zwischen Kalifornien und Alaska. Millionen toter Seesterne wurden Anfang Januar an die Küste gespült. Auch an der Küste Monterey sollen sie zu tausenden gestorben sein. Bisher konnte noch keine eindeutige Erklärung dafür  gefunden werden. Ein Zusammenhang mit Fukushima wird aber auch hier nicht ausgeschlossen (hier).

 

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Crocs-Aktie stürzt ab trotz solider Quartalszahlen: Was wirklich hinter dem Kursrutsch steckt
08.08.2025

Die Crocs-Aktie hat am Donnerstag einen historischen Kurssturz erlitten, obwohl die aktuellen Quartalszahlen solide ausfallen. Und am...

DWN
Technologie
Technologie KBA: Preisunterschied zwischen Verbrennern und E-Autos wird deutlich weniger
08.08.2025

Der Preisunterschied zwischen Verbrennern und E-Autos sinkt rasant. Hersteller passen Rabatte und Listenpreise an, Käufer reagieren...

DWN
Technologie
Technologie Trump droht mit Chip-Zöllen: Apple und TSMC weichen nach USA aus
08.08.2025

Donald Trump bringt mit seiner Zoll-Drohung die Halbleiterbranche unter Druck – doch der Präsident zeigt auch gleich einen Ausweg:...

DWN
Technologie
Technologie Trübe wirtschaftliche Lage lindert Engpass an IT‑Fachkräften
08.08.2025

Die Wirtschaft in Deutschland schrumpft seit über zwei Jahren. Während viele Branchen unter Konjunktursorgen leiden, zeigt sich im...

DWN
Finanzen
Finanzen Börse aktuell: Warum die Börsen im August und September nervös werden
08.08.2025

Historisch gilt der Spätsommer als gefährlichste Zeit für die Aktienmärkte – und die Vorzeichen für August und September sind alles...

DWN
Politik
Politik 39 Prozent US-Zölle auf Schweizer Exporte: Industrie warnt vor Totalschaden
07.08.2025

Die USA verhängen drastische Zölle auf Schweizer Produkte – mit verheerenden Folgen für die Industrie. Die Regierung reist vergeblich...

DWN
Politik
Politik Trump allein mit Putin: Droht Europa der große Ausverkauf?
07.08.2025

Donald Trump plant ein Gipfeltreffen mit Wladimir Putin – ohne Europa am Tisch. Während in Moskau über Waffenruhe gesprochen wird,...

DWN
Technologie
Technologie Uniper schwenkt um und produziert weniger grünen Strom
07.08.2025

Uniper galt lange als Hoffnungsträger der Energiewende. Jetzt rudert der Konzern überraschend zurück: Die selbst gesetzten Ziele für...