Technologie

Polizei stoppt Autos mit elektro-magnetischem Impuls

Künftig soll die Polizei in der Lage sein, jedes beliebige Fahrzeug im Straßenverkehr lahmzulegen. Die Technologie dafür ist bereits vorhanden. Doch bevor sie EU-weit in alle Autos eingebaut wird, muss die Methode noch rechtlich abgesegnet werden.
29.01.2014 19:01
Lesezeit: 2 min

Eine Arbeitsgruppe europäischer Strafverfolger bemüht sich um die Zulassung neuer Methoden zur Verfolgung und Dingfestmachung flüchtiger Verdächtiger. In einem Papier listet das European Network of Law Enforcement Technology Services (ENLET) verschiedene Maßnahmen auf, die Beamten in allen Mitgliedstaaten der EU zur Verfügung gestellt werden sollen. Dazu gehören die automatische Nummernschilderkennung sowie das Stoppen von Fahrzeugen per Fernbedienung (Safe Stop).

Die Strafverfolger gehören zur Europol Platform for Experts. ENLET will „den Strafverfolgungsbehörden die Möglichkeit zum informellen Erfahrungsaustausch geben und sie in die Lage versetzen, sich an Sicherheitsforschung zu beteiligen und von dieser zu profitieren”, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung 2011 auf eine Anfrage der Fraktion der Linken im Bundestag.

Die britische Bürgerrechtsorganisation Statewatch hatte auf das Arbeitsprogramm von ENLET hingewiesen. Darin soll künftig jedes Fahrzeug mit einer Technologie ausgestattet sein, die es den Polizisten erlaubt, jedes beliebige Fahrzeug im Straßenverkehr lahmzulegen. Die Technologie dafür ist bereits vorhanden. Es geht nur noch um die Entwicklung der Standards auf EU-Ebene.

Per Knopfdruck könnten die Polizisten während der Verfolgung eines verdächtigen Fahrzeugs einen elektromagnetischen Impuls (EMP) abschießen. Wird ein Fahrzeug von den Mikrowellen getroffen, versagt dessen Elektronik. Wenn der Bordcomputer nicht mehr arbeitet, funktioniert in modernen Fahrzeugen nichts mehr. Der Motor geht aus. Das Fahrzeug rollt aus und die Verfolgungsjagd ist vorbei.

Solange das Fahrzeug dem elektromagnetischen Impuls ausgesetzt ist, kann es nicht wieder gestartet werden. Die Technik kann auf eine Entfernung von etwa 30 Metern eingesetzt werden und kann sogar Boote lahmlegen. An einem Einsatz aus Helikoptern wird gearbeitet.

In den nächsten Jahren konzentriert sich ENLET auf die automatisierte Kennzeichen-Erfassung und -Kontrolle. Diese ist in Deutschland umstritten, wird aber in Großbritannien bereits eingesetzt. Dort wird auf Parkplätzen, an Flughäfen und Bahnhöfen Kennzeichen per Kamera gescannt und erfasst. „Zugleich wird dabei häufig der Fahrer beim Entnehmen des Parkscheins fotografiert – manches Mal mit mehreren Kameras aus mehreren Winkeln“, berichtet das Technik-Magazin Ingenieur.de.

Ziel von ENLET ist es, die Kennzeichen auf Autobahnen zu erfassen und Raser effektiver bestrafen zu können. Es gibt aber noch weitere Projekte, denen sich die europäischen Strafverfolger widmen wollen. Die Beobachtung und Überwachung von Menschenansammlungen bei den verschiedensten Gelegenheiten und reicht zunächst bis zu neue Verfahren, um Beweismittel aufzuspüren, gehören genauso dazu wie die Funkaufklärung. Das Drohnenprogramm von ENLET konnte sich hingegen nicht durchsetzen.

Für die Entwicklung erhielt ENLET 587 000 Euro im vergangenen Jahr. Daneben erhielt die Arbeitsgruppe allerdings auch Mittel aus dem britischen und aus dem niederländischen Staatshaushalt. ENLETS braucht eigenen Angaben zufolge nur 915.00 Euro im Jahr von der EU, um die angestrebten Projekte realisieren zu können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...