Finanzen

Credit Suisse half US-Bürgern bei der Steuerflucht

Nach Angaben der US-Behörden haben 1.800 Banker der Credit Suisse amerikanischen Bürger bei der Steuervermeidung unterstützt. Die Banker organisierten geheime Treffen und vernichteten Dokumente. Der Chef des zuständigen US-Ausschusses sagte, die Bank habe „Schulden bei Onkel Sam“.
27.02.2014 00:04
Lesezeit: 1 min

Credit Suisse unterstützte mehr als 22.000 US-Bürger bei dem Versuch, Steuern in ihrem Land zu vermeiden. Laut einem Bericht des US-Senats machte die Schweizer Bank gegenüber den US-Behörden falsche Angaben, traf sich mit Kunden in geheimen Fahrstühlen und vernichtete Dokumente.

Die Bank habe einem Kunden seine Kontoauszüge versteckt in einem Sport-Magazin übergeben, sagte der Chef des ständigen Unterausschusses des Senats für Untersuchungen, Carl Levin. Dies sei Teil ihrer „Nacht-und-Nebel-Aktionen“, zitiert ihn die FT. Credit Suisse half ihren Kunden auch dabei, Vermögen in Steueroasen zu verstecken und die Überweisungen kleiner als 10.000 Dollar zu halten, um nicht die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich zu ziehen.

Credit Suisse habe ein Büro am Züricher Flughafen mit dem Code-Name SIO85 eröffnet, wo mehr als 10.000 US-Konten geführt wurden, so der Senats-Bericht. Von 2002 bis 2008 unternahmen Banker 150 Reisen in die USA, um vor Ort bei der Steuervermeidung zu helfen. Die Vermögen der 22.000 US-Kunden lagen zwischenzeitlich bei insgesamt 12 Milliarden Dollar. Insgesamt 1.800 Banker waren an den Bemühungen beteiligt.

Ausschuss-Chef Levin kritisierte das US-Justizministerium, weil es nicht alle möglichen rechtlichen Mittel genutzt habe, um den Fall aggressiv anzugehen. Es sei daher nicht gelungen sei, „den Kokon des Bankgeheimnisses zu durchbrechen“. Von den mehr als 22.000 betroffenen Bürgern habe das Ministerium nur 238 Namen ermittelt.

Credit Suisse ist eine von 14 Banken, gegen welche die US-Behörden wegen des Verdachts auf Hilfe zur Steuervermeidung ermitteln. Mindestens sieben CS-Banker sind verhaftet worden. Es wurden jedoch bisher keine Verfahren eingeleitet. Das Justizministerium hat seit 2009 im Zusammenhang mit Steuerflucht 73 Kontoinhaber und 35 Banker und Berater angeklagt.

UBS musste im Jahr 2009 wegen ähnlicher Vorwürfe 780 Millionen Dollar Bußgelder an die US-Behörden zahlen. Wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung will die größte Schweizer Bank nun auch 200 Millionen Euro an Deutschland zahlen. Die Ermittlungen wurden 2012 eingeleitet, nachdem NRW eine Steuer-CD gekauft hatte (mehr hier).

Im Rahmen der Ermittlungen gegen UBS seit 2008 seien Tausende von Kundennamen an die Behörden übergeben und 6 Milliarden Dollar Steuern nachgezahlt worden, so Ausschuss-Chef Levin. Doch seitdem hätten die USA nachgelassen. „Die haben Schulden bei Onkel Sam! Die haben Schulden beim US-Volk!“

Credit Suisse hat bereits 295 Millionen Franken wegen der Untersuchungen zur Seite gelegt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...