Deutschland

Jobcenter behandeln Arbeitslose wie Schulkinder

Ein Sozialpädagoge hat für seine Doktorarbeit die Situation von Langzeit-Arbeitslosen untersucht. Statt die benötigten Hilfen zu erhalten, müssen sie sich sinnlosen Maßnahmen unterziehen. Die Jobcenter fügen den Arbeitslosen psychologischen Schaden zu, so der Wissenschaftler.
27.02.2014 00:05
Lesezeit: 1 min

So wie die Hilfen derzeit angelegt sind, richteten die Jobcenter großen Schaden an – sie machten mehr kaputt, als dass sie helfen. Das ist das Fazit eines Sozialpädagogen in seiner Doktorarbeit „Entfremdete Hilfe“, welche die Situation von Langzeit-Arbeitslosen untersucht.

Von den Arbeitsagenturen werden die Arbeitslosen oft behandelt wie kleine Schulkinder. Vor allem die Maßnahmen, wo etwa einfache mathematische Aufgaben gelöst oder die Rechtschreibung verbessert werden soll, seien nicht sinnvoll. Durch die Beschäftigung, die unter den Fähigkeiten der Einzelnen liegt, haben die Langzeitarbeitslosen das Gefühl, ihre jahrzehntelange Berufserfahrung sei nutzlos.

Die Defizite werden den Langzeitarbeitslosen einfach unterstellt. Wenn kein Job gefunden wird, werden weitere Defizite von Seiten des Amtes angenommen, etwa psychologische oder medizinische. Aus dieser Spirale sei ein Entkommen sehr schwer.

„Dadurch entfernen sich die Leute noch weiter vom Arbeitsmarkt. Ihre Berufserfahrung veraltet, ihr Selbstbewusstsein leidet. Sie finden noch schwerer einen Job“, so Dirk Kratz im Zeit-Interview.

Das Problem liege im Konzept: In den Jobcentern und Arbeitsagenturen arbeite man mit einem ziemlich technischen Modell. Dessen Logik besage, etwas verkürzt: Wenn jemand keine Arbeit findet, dann liegt das daran, dass ihm bestimmte Fähigkeiten fehlen – somit sei aus Sicht der Jobcenter die Arbeitslosen selbst schuld an ihrer Situation.

Die Bundesagentur für Arbeit räumt ein , dass die deutsche Gesellschaft keine Möglichkeiten hat, Langzeitarbeitslose zu integrieren. Bei den Unqualifizierten liegt die Arbeitslosigkeit seit Jahren bei 20 Prozent (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...