Deutschland

Münchner Abendzeitung ist pleite

Die Münchner Abendzeitung ist pleite. Der gleichnamige Verlag hat bereits den Insolvenz-Antrag gestellt. Das Blatt soll aber weiterhin erscheinen. Zuletzt erreichte die Zeitung eine Auflage von rund 100.000 Exemplaren im Großraum München.
05.03.2014 17:54
Lesezeit: 1 min

Die traditionsreiche Münchner Abendzeitung bricht unter ihren Verlusten zusammen. Am Vormittag habe der gleichnamige Verlag einen Insolvenzantrag gestellt, erklärte eine Sprecherin des Amtsgerichts München am Mittwoch. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter sei der Rechtsanwalt Axel Bierbach bestellt worden.

„Nachdem die Verluste sich seit 2001 auf rund 70 Millionen Euro summiert haben, das Jahr 2013 mit einem Minus von rund 10 Millionen Euro endete und die Aussichten für 2014, nach zwei weiteren, rückläufigen Monaten, keine Besserung versprechen, sahen sich die Eigentümer des Hauses, die Familie Friedmann, nicht mehr in der Lage, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen“, teilte der Verlag mit. Das Firmengebäude sowie Rundfunkbeteiligungen seien bereits verkauft. Einen finanzstarken Partner zu finden sei bislang auch wegen kartellrechtlicher Hürden nicht gelungen.

Die seit 1948 bestehende Zeitung beschäftigt noch 110 Mitarbeiter und erscheint einstweilen weiter. Insolvenzverwalter Bierbach zeigt sich optimistisch. „Der Verlag hat rechtzeitig den Insolvenzantrag gestellt und damit gute Voraussetzungen für eine Fortführung geschaffen“, erklärte er. „Es besteht kein Zweifel, dass die Abendzeitung eine starke Marke und eine feste Größe im deutschen Boulevardjournalismus ist. Wichtig ist nun, dass Leser und Anzeigenkunden ihrem Blatt in dieser Phase die Treue halten.“

„Wir wussten, dass es wirtschaftliche Schwierigkeiten gibt, aber nicht, dass es so schlimm ist", sagte die Geschäftsführerin des Bayerische Journalisten-Verbands Jutta Müller. „Wir hoffen im Moment, dass der Insolvenzverwalter einen Weg findet, die Zeitung mit möglichst vielen Mitarbeitern weiterzuführen.“

Der Kollaps des Verlags reiht sich in eine Serie deutscher Medienpleiten in letzter Zeit ein. So gerieten die Financial Times Deutschland, die Frankfurter Rundschau und die Nachrichtenagentur dapd unter die Räder. Viele Zeitungen leiden unter der Konkurrenz aus dem Internet und der Abwanderung von Werbekunden.

Die Abendzeitung war vom Verleger Werner Friedmann nach dem Zweiten Weltkrieg als Boulevardergänzung zu seiner Süddeutschen Zeitung gegründet worden. Das Blatt war trotz schwindender Auflage in München beliebt und behauptete sich jahrzehntelang gegen die Rivalen Bild und tz.

Prominente Akteure wie Herausgeberin Anneliese Friedmann und der Klatschreporter Michael Graeter dienten als Vorlage für Figuren der TV-Reihe „Kir Royal“. Zuletzt ging es dem Blatt allerdings immer schlechter. Der Nürnberger Ableger war bereits 2012 eingestellt worden. Zuletzt erreichte das Blatt eine Auflage von noch rund 100.000 Exemplaren im Großraum München.

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