Politik

Kommunalwahlen in der Türkei: Merrill Lynch rechnet mit Erdoğan-Sieg

Die amerikanische Investmentbank Merrill Lynch rechnet bei den anstehenden Kommunalwahlen mit einem Erfolg der Erdoğan-Regierung. Doch politische Risiken im Land bestehen weiter fort. Zudem sind vorgezogene Parlamentswahlen nicht ausgeschlossen.
30.03.2014 00:05
Lesezeit: 1 min

Die aktuelle Erdoğan-Regierung galt über ein Jahrzehnt als Sinnbild für wirtschaftlichen Aufschwung. Die Investmentbank Merrill Lynch rechnet am Sonntag erneut mit einem Sieg der AKP.

CNBC zitiert den Chef-Marktstrategen von Merrill Lynch, Alberto Ades:

„Eine stärkere AKP wird Premier Erdoğan noch mehr ermächtigen und die Regierung könnte weitere kontroverse Entscheidungen treffen und das politische Risiko erhöhen. Doch die Marktpreisbildung scheint unsere Ansicht nicht zu teilen.“

Der JP Morgan-Chefökonom Yarkın Cebeci sagt, dass die AKP zwischen 40 bis 45 Prozent einholen könnte. Das sei dann ein marktfreundliches Ergebnis. Die Journalistin Delphine Strauss zitiert Cebeci in einem FT-Artikel:

„Ein schlechteres Ergebnis würde die Gefahr von vorgezogenen Neuwahlen erhöhen und die Wählerschaft zerstückeln. Doch ein besseres Ergebnis könnte die Ängste vor einer autoritären Regierung vertiefen.“

Ein autoritärer Regierungsstil sei eine schlechte Bedingung für Wachstum und Investitionen, zitiert Strauss den Chefökonom für Schwellenmärkte bei Standard Bank, Timothy Ash. Die türkische Notenbank hatte im Januar den Leitzins von 4,5 auf 10 Prozent erhöht. Damit wollte sie den Währungsverfall stoppen und ausländische Kapitalenleger in den türkischen Währungsraum ziehen. Seit 2013 hat die Türkei mit der Kapitalflucht zu kämpfen.

Doch die Leitzinserhöhung wirkt sich negativ auf die Privathaushalte aus. Das türkische Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre wurde durch den massiven Konsum der Privathaushalte finanziert. Die Zinserhöhung lässt Bankkredite für Bürger und Unternehmen teurer werden.

Die Verbraucher haben mit niedrigen Einkommen zu kämpfen und die Lebenshaltungskosten sind hoch. Somit stecken die türkischen Bürger in einer Zwickmühle. Denn ohne billige Bankkredite lässt sich das Leben in der Türkei nicht finanzieren und der Konsum bleibt aus.

Der Finanz-Analyst Nicholas Spiro sagt, dass die eigentliche Herausforderung für die Türkei im aktuellen Jahr das Wirtschaftswachstum sei. Das Wirtschaftsportal Finans Global zitiert den Analysten:

„Nun gibt es eine größere Befürchtung auf dem Markt. Der zweistellige Leitzins hilft, das Handelsbilanz-Defizit zu verringern. Doch leidtragend wird das Wirtschaftswachstum sein.“

Die Türkei könne froh sein, wenn sie am Ende des Jahres ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent erzielt. Mehr sei nicht zu erwarten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....

DWN
Immobilien
Immobilien Koalitionsvertrag 2025: Das bedeutet er für Mieter, Vermieter und Immobilienbesitzer
17.05.2025

Union und SPD haben nach längerem Hin und Her den Koalitionsvertrag für die kommende Regierungsperiode unterschrieben. Was dieser zu den...

DWN
Technologie
Technologie Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken
17.05.2025

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes...

DWN
Politik
Politik Präsidentschaftswahlen in Rumänien: Wird George Simion Trumps „Werkzeug“ in Europa?
17.05.2025

Ein Trump-Verehrer an der Spitze Rumäniens? George Simion, der Favorit für die Präsidentschaft, ist zuversichtlich, dass er die Wahl am...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt: Klingbeils Kraftakt mit zwei Haushalten und einem klaren Ziel
17.05.2025

Ein Kaltstart für Finanzminister Klingbeil: Treffen in Brüssel, die Steuerschätzung, Gespräche der G7 – alles binnen zwei Wochen. Der...

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...