Finanzen

Gutachten: BayernLB machte grobe Fehler bei Hypo-Bewertung

Lesezeit: 1 min
07.04.2014 13:11
Bei der Bewertung der Hypo sind Gewinne doppelt gezählt worden, so der Prozess-Gutachter. Ohne diesen Fehler hätte die Hypo nur einen Firmenwert von 1,3 Milliarden statt 2,8 Milliarden Euro gehabt. Diesen dicken Schnitzer müsse ein Vorstand sehen.
Gutachten: BayernLB machte grobe Fehler bei Hypo-Bewertung

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die BayernLB ist bei dem fatalen Kauf der Hypo Alpe Adria nach Einschätzung eines Sachverständigen von fragwürdigen Unternehmensbewertungen ausgegangen. So sei die österreichische Bank in dem ersten von mehreren Gutachten vor dem Kauf viel zu hoch bewertet worden, sagte der Bankenprofessor Bernhard Schwetzler am Montag im Strafprozess gegen frühere BayernLB-Vorstände vor dem Landgericht München.

Gewinne seien dort „gewissermaßen doppelt gezählt“ worden - nämlich sowohl für die Aufstockung der Rücklagen der Bank als auch zur Ausschüttung an die Anteilseigner. Ohne diese doppelte Buchung hätte das Gutachten nur einen Firmenwert von 1,3 Milliarden statt 2,8 Milliarden Euro ergeben, sagte der Wirtschaftswissenschaftler von der Handelshochschule Leipzig. „Diesen dicken Schnitzer, den muss meines Erachtens ein Vorstand sehen.“

Dieser Fehler sei zwar in den darauffolgenden Gutachten, auf die sich die BayernLB vor dem Hypo-Kauf stützte, korrigiert worden. Doch gleichzeitig basierten die Folgegutachten auf optimistischeren Geschäftserwartungen. Zwar seien solche Prognosen abhängig von persönlichen Einschätzungen. „Es gibt keinen objektiven Maßstab dafür“, sagte Schwetzler. Doch dürfe an dieser Stellschraube nicht bei jeder Bewertung willkürlich gedreht werden: „Man sollte dann bei allen Bewertungsverfahren in die gleiche Richtung drehen.“

„Man würde erwarten, dass bei optimistischeren Annahmen der Wert steigt“, führte Schwetzler aus. Doch wegen des Fehlers im ersten Gutachten sei die als Kaufpreis angemessen erscheinende Summe in den späteren Gutachten gesunken: „Es ist niemandem aufgefallen, dass die Annahmen zwar optimistischer geworden sind, aber der Unternehmenswert um 400 Millionen Euro zurückgegangen ist.“

Der Einstieg bei der Hypo im Jahr 2007 wurde für die BayernLB zum milliardenschweren Fiasko. Die Landesbank aus München hatte für rund 1,7 Milliarden Euro gut die Hälfte der Anteile an der Hypo übernommen. Doch die Kärntner Bank entpuppte sich als hoffnungslos marode und wurde deshalb 2009 von Österreich notverstaatlicht (alles zum Hypo-Fiasko hier).

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt die frühere BayernLB-Führungsriege um Werner Schmidt und Michael Kemmer, die Hypo überteuert gekauft und damit Geld der BayernLB veruntreut zu haben. Kemmer bekleidet heute als einziger der sechs Angeklagten eine führende Position in der Branche: Er ist Geschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Die Angeklagten haben eine juristische Verantwortung für den Kauf zurückgewiesen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...