Deutschland

Gregor Gysi: Anklage wegen Falschaussage könnte Karriere beenden

Nach dem Parteitag der Linken vom Wochenende wird die Staatsanwaltschaft Hamburg demnächst bekanntgeben, ob sie gegen Gregor Gysi Anklage wegen Falschaussage erhebt. Sollte dies der Fall sein, erwarten sogar die hartgesottenen Gysi-Fans den Rücktritt des besten Manns der Linken.
12.05.2014 00:06
Lesezeit: 1 min

Gregor Gysi ist ein begnadeter Redner. Seine Wut-Rede gegen Angela Merkel wegen der NSA-Affäre erreichte über Youtube ein Millionen-Publikum – ein seltenes Phänomen bei einer Bundestagsrede.

Doch bei Parteitag der Linken am Wochenende blieb es auffallend still um den Star. Das hat einen handfesten Grund: Gysi soll über seine Stasi-Aktivitäten eine Falschaussage getätigt haben.

Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet:

„Seit eineinhalb Jahren ermitteln die Hamburger Juristen gegen den 66-Jährigen, nachdem der pensionierte Richter Lothar Thoß und die einstige Dissidentin Vera Lengsfeld ihn angezeigt hatten. Gysi hatte im Kontext einer geplanten ARD-Dokumentation erklärt, ,zu keinem Zeitpunkt über Mandanten oder sonst jemanden wissentlich und willentlich an die Staatssicherheit berichtet zu haben‘. Seine Kritiker führen unter anderem ins Feld, er habe direkt nach einem Spiegel-Interview im Jahr 1989 der Stasi über das Gespräch Auskunft gegeben. Lengsfeld wirft Gysi zudem vor, 1988 gemeinsam mit der Stasi ihre Abschiebung in den Westen betrieben zu haben. All dem geht die Staatsanwaltschaft nach.“

Richter Thoß sagte der Mitteldeutschen Zeitung: „Ich denke schon, dass es auf eine Anklage hinausläuft.“ Es gebe insgesamt nicht weniger als ein Dutzend Leute, die sagen, Gysi habe sie verraten. „Da kann man schlecht davon sprechen, dass das eine geringe Schuld ist.“ Der Ex-Richter zeigt sich überzeugt: „Es wird in überschaubarer Zeit noch einmal den Aufreger Gregor Gysi geben.“

Sollte es zu solchen Ermittlungen kommen, sind sogar die hartgesottenen SED-Verklärer von der DDR-Postille Freitag überzeugt, dass Gysi abtreten muss. Die Zeitung berichtet offenkundig aus dem Inneren der Führung der Links-Partei:

„Aus der Führung der Linkspartei verlautet, im Fall einer Anklage gebe es Mechanismen, die sich nicht außer Kraft setzen ließen. Man kann dies so verstehen, dass Gysis Rücktritt dann wohl für unausweichlich gehalten wird.

Tatsache ist, dass er das Feld in den letzten Monaten häufiger seinen designierten Nachfolgern Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch überlässt. In der Fraktion wird aber bestritten, dass dies eine Vorsichtsmaßnahme sei, um im Eventualfall gewappnet zu sein. Allgemein wird damit gerechnet, dass der populärste Politiker der Linken seinen Posten spätestens 2016 räumt.“

Gysi hatte in den vergangenen Jahren Medien stets mit rechtlichen Maßnahmen belegt, die ihn in Zusammenhang mit der Stasi gebracht hatten. Diesmal hat es allerdings den Anschein, als wäre Gysi selbst zermürbt: Er wittert vor allem eine Intrige von Oskar Lafontaine und dessen Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bahn: Sanierung des Schienennetzes dauert länger – die Folgen
05.07.2025

Die Pläne waren ehrgeizig – bis 2030 wollte die Bahn mit einer Dauerbaustelle das Schienennetz fit machen. Das Timing für die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...