Finanzen

Höhere Zinsen angekündigt: Bank of England koppelt sich von Draghis Kurs ab

Der Chef der Bank of England, Mark Carney, bisher eher ein Freund des billigen Geldes, hat eine Rede beim „Lord Mayors Banquet“ im Londoner Finanzdistrikt mit der überraschenden Ankündigung einer früheren Zinswende gewürzt. Damit setzt sich Großbritannien von der Politik der EZB ab.
18.06.2014 00:02
Lesezeit: 1 min

„Es könnte schneller passieren als die Märkte es derzeit erwarten“, sagte Carney. Bisher war der Gouverneur der Bank von England von einer automatischen Abkühlung der brummenden britischen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte ausgegangen. Die Erhöhung werde schrittweise und begrenzt erfolgen, so der Währungshüter. Vieles spricht für eine Erhöhung von 0,5 auf 0,75 Prozent im kommenden Herbst. Carneys richtiger Abschied von der ultralockeren Geldpolitik beflügelte die Phantasie der Devisenhändler: Das Pfund Sterling verzeichnete einen kräftigen Kursauftrieb und stieg zum Euro auf den höchsten Stand seit September 2012.

Carneys Wandel reflektiert die wirtschaftliche Realität und ist ein begrüßenswerter Kurswechsel hin zu einem sich normalisierenden Zinsniveau und einem solideren Wachstum. Die drittgrößte Volkswirtschaft Europas ist weiterhin auf rasantem Wachstumskurs. Im ersten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt um 0,8 Prozent zum Vorquartal, im Gesamtjahr 2013 um 1,8 Prozent. Keine andere Industriennation legt derzeit ein solches Wachstumstempo vor. Das Risiko einer Überhitzung mit beschleunigter Inflation und steigenden Preisen ist groß. Carneys Kehrwende wird den Konjunkturmotor gedämpfter laufen lassen und die Lage auf der Insel insgesamt entspannen, während die Eurozone weiter abschmieren wird.

Mit dem Abschied vom billigen Geld will der oberste Währungshüter des Vereinigten Königreichs auch den langsam heiß laufenden Häusermarkt abkühlen. Im Mai waren die Preise um 11, 1 Prozent gestiegen – so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr. Schatzkanzler Osbourne will Carney nun „alle notwendigen Waffen“ gestatten, um den Immobilienmarkt vor drohenden Blasen zu schützen. Schon in wenigen Tagen könnte Carney neue Kontrollen der Hypothekendarlehen ankündigen.

Und: Der Gouverneur will die Briten auch aus Gründen des Selbstschutzes bereits in diesem Jahr an allmählich steigende Zinsen gewöhnen. Eine Zinswende zu Beginn 2015 hätte ihn mit dem Vorwurf konfrontiert, die Wahlen im Mai beeinflussen zu wollen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...

DWN
Technologie
Technologie Bitkom-Umfrage: Deutsche kritisieren Abhängigkeit von KI-Anbietern aus dem Ausland
08.05.2025

Die Bevölkerung in Deutschland verwendet zunehmend Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig nimmt die Sorge über eine...

DWN
Politik
Politik Migrationspolitik: Wie die Neuausrichtung an den deutschen Außengrenzen aussehen könnte
08.05.2025

Das Thema illegale Migration und wer bei irregulärer Einreise an deutschen Landesgrenzen zurückgewiesen wird, beschäftigt die Union seit...

DWN
Politik
Politik Ungenutztes Potenzial: Biokraftstoffe könnten Europas Verkehr sofort dekarbonisieren – doch die Politik bremst
08.05.2025

Während Elektromobilität noch mit Infrastrukturproblemen kämpft, könnte HVO100 die CO2-Bilanz des Verkehrssektors sofort verbessern –...