Politik

Verdacht: US-Militär könnte Facebook unterwandern

Das US-Verteidigungsministerium soll eine Studie zur Verbreitung von Emotionen über Facebook finanziert haben. Eine der beteiligten Universitäten hat dies zunächst bestätigt, dann aber bestritten. Doch die Indizien nähren den Verdacht, dass das Pentagon Facebook unterwandern will: Der wissenschaftliche Leiter der Studie hatte bereits zuvor eng mit dem US-Militär zusammengearbeitet.
03.07.2014 00:19
Lesezeit: 1 min

Eine Studie, welche die Verbreitung von Emotionen über Facebook nachweisen konnte, soll vom US-Militär gefördert worden sein. Eine der beteiligten Universitäten hat dies zunächst bestätigt, dann jedoch bestritten. Doch verschiedene Indizien erhärten den Verdacht. In der Studie wurden die angezeigten Inhalte von 689.003 zufällig ausgewählten Facebook-Nutzern manipuliert, die sogenannten Neuigkeiten (engl. News Feed). Die Forscher verstärkten Inhalte mit positiven beziehungsweise negativen Emotionen. Anschließend analysierten sie, was die Nutzer im Verlauf einer Woche selbst posteten. Das Ergebnis der Studie lautet, dass sich positive beziehungsweise negative Emotionen nicht nur im direkten zwischenmenschlichen Kontakt, sondern auch über soziale Netzwerke wie Facebook verbreiten lassen. Dies bietet vielfältige Möglichkeiten der Meinungs-Manipulation, wie das Experiment der Facebook-Forscher beweist (mehr hier). An der Facebook-Studie waren Forscher verschiedener Universitäten in den USA beteiligt, darunter die Cornell University. Diese behauptete gemeldet, dass sie teilweise von der Army Research Office finanziert wurde, einer Forschungseinrichtung der US-Armee. Das würde bedeuten, dass das US-Militär zumindest finanziell an der Facebook-Studie zur Massen-Manipulation beteiligt war. Doch später korrigierte die Universität ihre ursprüngliche Darstellung. Nun heißt es auf ihrer Webseite:

Korrektur: Laut einer früheren Version dieses Berichts wurde die Studie teilweise von der James S. McDonnell Foundation und der Army Research Office finanziert. Tatsächlich erhielt die Studie keine externe Finanzierung.“

Jay Rosen, Journalistik-Professor an der New York University (NYU), hält diese „Korrektur“ für unglaubwürdig. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er:

„Immer wenn meine Arbeit in einer NYU-Pressemitteilung präsentiert worden ist, zeigen mir die beteiligten PR-Leute die Entwürfe und sprechen sich eng mit mir ab. Der einfache Grund dafür ist, dass sie wissenschaftliche Arbeiten nicht falsch darstellen wollen.“

Sollen wir jetzt glauben, dass Cornells Professor für Kommunikations- und Informationswissenschaften Jeffrey Hancock die Pressemitteilung nicht zu sehen bekam oder nicht gelesen hat, in der er über die Ergebnisse der Studie zitiert wird (merkwürdig)? Oder hat er sie gelesen, aber dabei irgendwie nicht bemerkt, dass dort steht, dass seine Studie von der Armee finanziert wurde, obwohl das falsch war (merkwürdiger)?“

„Ich denke, ich würde es bemerken, wenn meine Universität der Welt fälschlicherweise mitteilen würde, dass meine Forschung teilweise vom Pentagon finanziert wird.“

Tatsache ist, dass Cornell-Professor Hancock in der Vergangenheit bereits mit dem US-Militär zusammengearbeitet hat. Laut der Webseite des US-Verteidigungsministeriums erhielt Hancock im Rahmen der Minerva-Initiative Gelder für das Projekt „Modeling Discourse and Social Dynamics in Authoritarian Regimes“. Im Rahmen der Minerva-Initiative entwickelt das Pentagon Werkzeuge zum Umgang mit Bürger-Unruhen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...