Die österreichische Nationalbank bläst trotz der jüngsten Turbulenzen nicht zum Rückzug österreichischer Banken aus Osteuropa. Die Wachstumsaussichten seien dort weiterhin vielversprechend und besser als im Rest Europas, erklärte die Notenbank (OeNB). „Ich glaube nicht, dass der Zeitpunkt gekommen ist, sich mit Rückzugsszenarien zu beschäftigen“, sagte OeNB-Direktor Andreas Ittner am Montag.
Die Nationalbank ist gemeinsam mit der Finanzmarktaufsicht für die Kontrolle der österreichischen Banken zuständig. Deren Osteuropa-Hoffnungen hatten vergangene Woche einmal mehr einen Dämpfer bekommen: Die Erste Group hatte wegen Problemen in Rumänien und Ungarn einen Verlust von bis zu 1,6 Milliarden Euro für das laufende Jahr angekündigt. Zudem hatte in den vergangenen Wochen der Sturm auf zwei Banken in Bulgarien für Schlagzeilen gesorgt. In dem Land sind auch österreichische Institute vertreten.
Die Aufseher sehen dahinter jedoch keine Krise für den gesamten Sektor. Die Probleme der Erste Group in Rumänien seien großteils hausgemacht, erklärte die OeNB. Sie hatte vor der Krise für 3,75 Milliarden Euro die größte rumänische Bank BCR übernommen und musste den Wert der Tochter bereits mehrmals abschreiben, weil sich die Ertragsaussichten eingetrübt haben. Im laufenden Jahr droht eine weitere Abschreibung von bis zu einer Milliarde Euro.
Grund für den erwarteten Rekordverlust sind auch weitere Zwangsmaßnahmen der ungarischen Regierung bei den umstrittenen Fremdwährungskrediten: Sie hat am Freitag ein Gesetz beschlossen, das Gebühren- und Zinserhöhungen rückgängig machen soll. Die Kosten müssen die Banken tragen. Sie werden von der ungarischen Nationalbank für den gesamten Sektor auf umgerechnet 1,9 bis 2,9 Milliarden Euro geschätzt. Betroffen sind neben der Erste auch noch andere österreichische Banken wie die Raiffeisen Bank International und die UniCredit -Tochter Bank Austria sowie die BayernLB.
Mit dem Schritt will Ungarn die Kreditnehmer entlasten. Viele Ungarn hatten vor der Krise Darlehen in Franken aufgenommen und können diese wegen des Wertverfalls der landeseigenen Währung Forint nicht mehr zurückzahlen. Welche Kosten damit auf die österreichischen Banken zukämen, sei noch nicht abschätzbar, erklärte die Nationalbank. Die Erste Group dürfte jedoch allein aufgrund der Größe ihrer ungarischen Tochter stärker als andere österreichische Institute von den Maßnahmen betroffen sein, sagte Ittner.
In anderen osteuropäischen Ländern wie Tschechien oder Russland würden die Banken weiterhin gutes Geld verdienen, erklärte die OeNB. Dennoch müssten sie in den kommenden Jahren ihre Kapitaldecke weiter aufpolstern, um mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können. Deren Kernkapitalquote sei im Schnitt ein bis zwei Prozentpunkte höher. Um diese Lücke zu schließen, sollten die Banken Gewinne einbehalten oder den Kapitalmarkt anzapfen.