Unternehmen

Europäischer Think Tank: Sanktionen sind Vorstufe zum Krieg

Wenn Waren die nationalen Grenzen nicht mehr überschreiten können, dann überschreiten Armeen diese Grenzen. Für den Think Tank Open Europe sind die Sanktionen der EU gegen Russland daher ein schwerer Fehler. Und sogar ausgemachte Putin Feinde wie Michail Chodorkovsky halten die Sanktionen für kontraproduktiv.
02.08.2014 01:50
Lesezeit: 1 min

Pieter Cleppe vom Think Tank Open Europe hält die Verschärfung der Russland-Sanktionen für gefährlich. Denn Handels-Sanktionen bilden im Regelfall die Vorstufe für einen Krieg.

Cleppe:

Wenn Waren nicht mehr über Grenzen kommen, tun es Armeen. Sanktionen - und ihre logische Fortsetzung, Kriege –gegen den Tyrannen Saddam Hussein bewirkten, dass sich eines der weltlichsten Länder des Nahen Ostens in eine regelrechte Mordgrube verwandelte. Dort kontrolliert die ISIS, die mordlustiger als al-Qaida ist, große Teile des Landes.“

In diesem Zusammenhang sei Russlands Präsident Wladimir Putin noch ein „nüchterner“ Staatsmann. Es gebe in Russland weitaus radikalere Alternativen wie die Ultranationalisten. Zudem werden die Meinungsverschiedenheiten zwischen den „Kreml-Hardlinern“ und der Geschäftswelt übersehen.

Doch für die Situation in der Ukraine trage die EU eine große Mitschuld. Brüssel habe sich auf einen Konfrontations-Kurs gegen Russland eingelassen.

Ein Land kann nicht Mitglied einer Zollunion sein [bezogen auf die Eurasische Union] und gleichzeitig in eine andere Freihandelszone [der EU] eintreten“, zitiert Cleppe den Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso, in seiner Analyse.

Diese „Alles-oder-Nichts“-Politik habe zu einer Verschärfung der Lage in der Ukraine geführt. Angesichts der besonderen Situation der Ostukraine wurde der russische Präsident regelrecht herausgefordert. In Putins Umgebung wird bereits offen über einen neuen Krieg in Europa geredet.

An eine Verständigung mit dem Westen glaubt er offenbar nicht mehr.

Deshalb werden die Sanktionen gegen Russland nichts bewirken, meldet der britische Ex-Botschafter Tony Brenton in The Telegraph. „In Ländern wie Russland verstärken Sanktionen lediglich die antiwestlichen Kräfte“, so Brenton. Es komme zu einer massiven Abwehrhaltung.

Es gebe Russen, die sich damit brüsten, auf der Sanktions-Liste des Westens zu stehen. Sie werden als Nationalhelden betrachtet. Deshalb habe sogar einer der schärfsten Putin-Gegner, Michail Chodorkovsky, die Russland-Sanktionen verurteilt und als „konterproduktiv“ bezeichnet.

Wladimir Putin hat in den vergangenen Jahren eine Reform zur Schaffung einer autarken Wirtschaft ins Rollen gebracht. Er will Russland aus der Import-Abhängigkeit befreien. Die Sanktionen werden diesen Prozess beschleunigen, meint Cleppe von Open Europe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....