Finanzen

Gegen den Dollar: Russland erwägt Kapitalverkehrs-Kontrollen

Lesezeit: 1 min
04.08.2014 00:30
Als Reaktion auf die Sanktionen überlegt Moskau die Wiedereinführung von Kapitalverkehrskontrollen. Sollte der Rubel weiter sinken oder noch mehr Kapital aus dem Ausland abgezogen werden, wird die russische Notenbank mit Beschränkungen reagieren. Im aktuellen Jahr wurden bisher 75 Milliarden US-Dollar außer Landes gebracht.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Moskau hat vor acht Jahren seine Kapitalverkehrskontrollen abgeschafft. Russland wurde so zum größten Schwellenland, das uneingeschränkt Geldströme über die Grenzen hinweg ermöglichte. Nun wird über eine Wiedereinführung spekuliert.

Grund dafür sind die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland. Sollte der Rubel mehr als 15 Prozent einbrechen oder die internationalen Reserven auf unter 100 Milliarden US-Dollar sinken, befürworten russische Wirtschaftsinstitute – die auch die Regierung beraten – eine Kapitalverkehrskontrolle.

Die Ablehnung des freien Kapitalfluss ist eher eine politische Entscheidung als eine für die Zentralbank“, so Michail Khromow, ein leitender Forscher am Moskauer Institut Gaidar. „Es kann die russische Antwort auf die westlichen Sanktionen sein“, zitiert ihn Bloomberg.

„Die Notenbank wird versuchen, Marktinstrumente zu nutzen“, so Anton Tabakh, ein leitender Ökonom beim Energie-und Finance-Institut in Moskau, zu Bloomberg. „Aber wenn es massive und systemische Rubel-Abschreibungen gibt, Kapitalabfluss und den Druck auf Reserven, so wird die Zentralbank weichen Maßnahmen verhängen, um Kapital zu kontrollieren“.

Im Jahr 2006 hat die Zentralbank den Rubel durch die Aufhebung der Währungskontrollen und Lockerung der Anleger-Beschränkungen voll konvertierbar gemacht. Bis dahin waren für den Handel der Einsatz von Sonderkonten und Sicherheitseinlagen nötig, um Gelder zu transferieren.

Vor sechs Jahren erreichten Russlands Reserven mit 598 Milliarden US-Dollar ihren Höhepunkt. Nun liegen sie bei rund 126 Milliarden und somit auf dem niedrigsten Stand seit 2010.

Im ersten Quartal gab es in Russland einen Kapitalabfluss ins Ausland in Höhe von 48,8 Milliarden US-Dollar. Es ist der höchste Abzug seit dem vierten Quartal 2008. Damals wurden als Folge der Lehman-Pleite 132 Milliarden Dollar abgezogen. Im aktuellen Jahr wurden bisher 75 Milliarden US-Dollar außer Landes gebracht, meldet die russische Notenbank. Der US-Investor JPMorgan Chase hat sogar Analysten-Stellen für den Russland-Markt gestrichen (mehr dazu hier).

Auch russische Oligarchen ergreifen bereits eigene Maßnahmen gegen die Sanktionen. Öl-Milliardär Timtschenko verteilt seine geschätzten 14 Milliarden Dollar jetzt über chinesische Kreditkarten. Nach Vorbild des Präsidenten Putin orientieren auch die Oligarchen sich finanziell Richtung China (mehr dazu hier).

Als „neues Instrument der US-Außenpolitik“ bezeichnet Victoria Nuland den Finanzkrieg gegen Russland. Die Amerikaner kämpfen vor allem um die Vorherrschaft des Dollar. Dafür ist ihnen jede Manipulation recht - offenbar auch ein offener Wirtschaftskrieg gegen Russland (mehr dazu hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Asylpolitik: Mehrheit der Bundesbürger gegen bisherige Flüchtlingspolitik in Deutschland - Bringt Assads Sturz einen Wendepunkt?
13.12.2024

Der Zusammenbruch des Assad-Regimes macht den Umgang mit syrischen Flüchtlingen zum entscheidenden Wahlkampfthema: Wer darf bleiben, wer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kurzarbeit im Fokus: Heil will Bezugsdauer verdoppeln
13.12.2024

Die Bezugsdauer für Kurzarbeitergeld soll von 12 auf 24 Monate verlängert werden. Warum diese Maßnahme wichtig ist und welche Folgen sie...

DWN
Immobilien
Immobilien Wahrzeichen statt Bauruine: Hamburger Unternehmer soll Elbtower fertigstellen
13.12.2024

In Hamburg sollte das dritthöchste Gebäude Deutschlands entstehen. Doch im Oktober 2023 stoppten die Arbeiten. Nun soll voraussichtlich...

DWN
Panorama
Panorama Digitalpakt 2.0: Bund und Länder verkünden Einigung
13.12.2024

Ein Durchbruch in letzter Minute: Bund und Länder einigen sich auf die Fortsetzung des Digitalpakts 2.0. Milliarden fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Umsatzeinbruch der deutschen Industrie: Hunderttausende Jobs werden abgebaut - Steht Deutschland vor einer Deindustrialisierung?
13.12.2024

Die deutsche Konjunkturschwäche hat verheerende Folgen: Deutschlands Industrieunternehmen haben binnen eines Jahres rund 50.000 Stellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Munich Re und Swiss Re erwarten mehr Gewinn - Aktien gefragt
13.12.2024

Rekordgewinne, steigende Aktienkurse und ehrgeizige Prognosen: Munich Re und Swiss Re trotzen den globalen Unsicherheiten. Beide...

DWN
Politik
Politik Bittere Wahrheiten: Europäischer Nato-Gipfel will mit Selenskyj reden
13.12.2024

Europa zerbricht sich den Kopf über einen Ausweg aus Russlands Krieg gegen die Ukraine. Ein Bombardement aus Raketen, Marschflugkörpern...

DWN
Panorama
Panorama Mehrjährige Haftstrafen im ersten Münchner Cum-Ex-Prozess
13.12.2024

Im ersten Münchener Cum-Ex-Prozess wurden zwei Fondsmanager zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Sie sind des Steuerbetrugs mit einem...