In den vergangenen Tagen hat Russland weniger Gas in EU-Staaten geliefert. In Österreich ist zuletzt weniger Gas aus Russland angekommen als geplant. Die Liefermengen seien am vergangenen Freitag um ein Viertel niedriger ausgefallen als vertraglich vereinbart, sagte der Chef des österreichischen Energieregulators E-Control, Martin Graf, am Montag. Am Wochenende habe der Rückgang noch bei 20 Prozent gelegen. Laut Graf liegt das klar über den üblichen Schwankungen im Herbst von bis zu minus 15 Prozent.
„Der Druckabfall war deutlich messbar. Das beeinflusst natürlich auch die Energiesicherheit von Unternehmen in Deutschland“, sagte Jens Tartler vom Bundesverband Erneuerbare Energie den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.
Die EU-Staaten gäben jedes Jahr insgesamt mehr als 550 Milliarden Euro für Importe fossiler Energieträger aus. Gut ein Drittel der Erdgas- und Rohöleinfuhren komme aus Russland. In Deutschland liege der Anteil mit 36 und 39 Prozent sogar noch etwas höher. „Die Bundesrepublik gibt für Öl, Gas und Kohle aus Russland 33 Milliarden Euro im Jahr aus“, so Tartler.
„Umso unverständlicher ist es, wie drastisch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Biogaserzeugung bei seiner Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zusammen gekürzt hat. Durch saubere Energien Arbeitsplätze und Innovationen im eigenen Land zu schaffen ist wesentlich intelligenter, als Milliarden nach Moskau zu überweisen“, so Tartler.
Die heutige Biogasproduktion in Deutschland entspreche etwa 20 Prozent der derzeitigen Erdgasimporte aus Russland. Mit dem verbleibenden Potenzial könnten weitere 10 Prozent ersetzt werden. Langfristig seien 55 Prozent möglich, schätzt der BEE. In der gesamten EU gäbe es sogar ein Potenzial von 125 Prozent der derzeitigen Erdgasimporte aus Russland, hat der Fachverband Biogas errechnet.
Auch seitens der EU könne mehr gemacht werden, um unabhängiger von Russland zu werden. „Die Russland-Sanktionen müssten für die Bundesregierung und die EU ein Grund mehr sein, viel entschlossener als bisher auf Erneuerbare und mehr Energieeffizienz zu setzen“, so Tartler. Die EU könne ihre strategische Position durch eine bessere Vernetzung ihrer nationalen Energiemärkte und einen Ausbau der Infrastruktur verbessern. Vor allem aber fehle sowohl der Bundesregierung als auch der Europäischen Kommission ein stringentes Konzept, um die Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzutreiben, so der BEE. Dadurch würde unter anderem der Erdgasverbrauch sinken.