Technologie

Schwache Konjunktur: IWF fordert Deutschland zum Schuldenmachen auf

Lesezeit: 2 min
07.10.2014 16:48
Der IWF senkt die Wachstumsprognosen für Deutschland. Zudem fordert der Fonds Deutschland zu mehr Investitionen in der Infrastruktur auf. Wenn nötig, sollen diese auch auf Pump durchgezogen werden.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der IWF senkte am Dienstag im neuen Weltwirtschafsausblick seine Prognose für die globale Konjunktur zwar nur leicht auf 3,3 Prozent in diesem und 3,8 Prozent im nächsten Jahr. Seine Schätzung für Deutschland fällt aber erheblich skeptischer aus als bisher. Der Fonds rechnet hierzulande nur noch mit einem Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 1,4 Prozent und im nächsten Jahr von 1,5 Prozent - das ist für 2014 eine Absenkung um einen halben Prozentpunkt und für 2015 um 0,2 Prozentpunkte. Insgesamt klafft die weltwirtschaftliche Entwicklung nach Analysen des IWF immer weiter auseinander.

„Trotz Rückschlägen setzt sich die ungleichmäßige Erholung der Weltwirtschaft fort“, ziehen der IWF und sein Chefökonom Olivier Blanchard unter dem Strich dennoch ein positives Fazit. „Die Abwärtsrisiken haben zugenommen“, warnte die Organisation. Dazu zählten insbesondere die geopolitischen Risiken wie der Konflikt um die Ukraine. Zudem sieht der Fonds gerade im Euro-Raum Gefahren einer Stagnation. Deshalb sollte weltweit mehr für die Steigerung der Wachstumskräfte getan werden. Mit Blick auf Länder wie Deutschland rät der Fond zudem zu höheren staatlichen Infrastruktur-Investitionen, auch auf Pump. Zudem warnt der IWF davor, zu schnell von der lockeren Geldpolitik in den Industriestaaten Abschied zu nehmen. Darüber hinaus sieht er weiter Risiken eines Preisverfalls auf breiter Front in Europa.

Das bewertet die Bundesregierung anders. „Wir teilen die Sorge vor Deflation nicht“, sagte ein Regierungsvertreter. Er verwies zudem darauf, dass der Fonds angesichts der extrem lockeren Geldpolitik die Gefahr von Preisblasen an einzelnen Vermögensmärkten sehe und dazu Anzeichen für wachsende Risikobereitschaft und Selbstgefälligkeit in der Finanzwelt.

Vom Wachstum profitieren vor allem die USA, so die Analysen des Fonds. Für sie rechnet er in diesem Jahr mit einer um 2,2 Prozent höheren Wirtschaftsleistung - das ist ein halber Prozentpunkt mehr als im Juli vorausgesagt. Im kommenden Jahr dürfte sich der Zuwachs noch auf 3,1 Prozent beschleunigen. Für die weltwirtschaftliche Super-Macht China erwartet der Fonds unverändert Steigerungsraten von 7,4 Prozent in diesem und 7,1 Prozent im nächsten Jahr.

Düstere Ausblicke gebe es für die Euro-Zone mit Deutschland, Frankreich und Italien. Das Wachstum im gemeinsamen Währungsraum veranschlagt er für 2014 nur noch mit 0,8 (zuvor: 1,1) Prozent und für 2015 mit 1,3 (zuvor: 1,5) Prozent. Ähnlich wie für Deutschland nahm der Fonds seine Prognose für Frankreich massiv zurück. Das Land werde mit 0,4 Prozent 2014 nur halb so stark zulegen wie im Juli erwartet. Und das Wachstum 2015 werde mit einem Prozent rund ein Drittel niedriger ausfallen als bisher geschätzt.

Noch düsterer sieht der Fonds Italien. Dort erwartet er mit 0,2 Prozent für dieses Jahr gar ein Schrumpfen der Wirtschaft und für 2015 mit 0,8 Prozent eine nur mäßige Steigerung. Für den Euro-Raum warnte Blanchard davor, das durch eine stabilitätsorientierte Finanzpolitik zurückgewonnene Vertrauen an den Märkten aufs Spiel zu setzen. Das bedeute nicht, dass gar keine Spielräume für Mehrausgaben beständen - wie für Verkehrsinvestitionen. Deutlich besser als im Euro-Raum geht es in Großbritannien, für das der Fonds unverändert Wachstumsraten von 3,2 Prozent in diesem und 2,7 Prozent im nächsten Jahr sieht.

Massiv verschlechtert haben sich darüber hinaus die Aussichten für Japan. Das Land dürfte bei der Wirtschaftsleistung nur noch um 0,9 Prozent zulegen - fast ein dreiviertel Prozentpunkt weniger als in der Juli-Prognose. 2015 werde das Plus mit 0,8 Prozent noch ein wenig schwächer ausfallen. In Russland werde es mit 0,2 Prozent in diesem und 0,5 Prozent im nächsten Jahr ebenfalls nur geringe Wachstumsraten geben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...