Technologie

Weidmann gibt Diplomatie auf und attackiert den IWF direkt

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann legt die Glacé-Handschuhe ab und attackiert den IWF frontal: Die Forderung, Deutschland solle mehr Schulden machen, bringe den Südeuropäern nichts und schade dem von Überalterung geplagten Deutschland massiv. Schade, dass Weidmann seine Positionen in der EZB nicht durchsetzen kann: Die Bundesbank ist in den vergangenen Jahren bei zentralen Fragen oft überstimmt worden.
17.10.2014 17:50
Lesezeit: 1 min

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat Forderungen nach schuldenfinanzierten staatlichen Investitionen zur Stützung der Wirtschaft zurückgewiesen. «Deutschland braucht keinen Stimulus, selbst die gesenkten Prognosen sagen ein Wachstum im Rahmen des Potenzials voraus», sagte Weidmann am Freitag in Riga. Ganz im Gegenteil könnten teure staatliche Maßnahmen angesichts der demografischen Entwicklung sogar schaden, weil sie das Vertrauen in das Land beschädigten.

Namentlich widersprach Weidmann IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard. Der Internationale Währungsfonds hatte kritisiert, dass in großen Volkswirtschaften wie Deutschland trotz niedriger Zinsen und Spielräumen im Etat zu wenig investiert werde. Dies würde aus IWF-Sicht auch die Krisenländer stützen. Weidmann betonte hingegen: «Der Anteil der Krisenländer an den deutschen Importen ist sehr gering, vor allem bei öffentliche Investitionen.» Die Wirkung staatlicher Investitionen in Deutschland auf die Wirtschaftsentwicklung in diesen Ländern wäre damit sehr gering.

Ohnehin werde der Schuldenberg von mehr als 2 Billionen Euro und die alternde Bevölkerung das Wachstum und die öffentlichen Finanzen belasten, sagte Weidmann: «Vor diesem Hintergrund ist es absolut sinnvoll, dass Deutschland einen ausgeglichenen Haushalt anstrebt.»

Statt Schulden für Investitionen aufzunehmen, müsse Deutschland seine Ausgaben vom Konsum hin zu Investitionen umschichten, forderte der Bundesbank-Präsident. Die Steuerlast dürfe hingegen auf keinen Fall steigen.

Weidmann attackierte auch die Pläne von EZB-Chef Mario Draghi, mit dem Aufkauf von faulen Krediten in Form von Kreditverbriefungen (ABS) die Banken in Europa unauffällig zu unterstützen: Mit diesem Schritt würden alle Versuche der vergangenen Jahre, die Banken zu regulieren, unterlaufen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...