Politik

Londoner Think Tank warnt vor Eskalation zwischen Nato und Russland

Lesezeit: 2 min
13.11.2014 01:46
Die Londoner Denkfabrik European Leadership Network hat 40 Vorfälle der vergangenen acht Monate dokumentiert, die sich zwischen der Nato und Russland abgespielt haben. Das Eskalations-Potential dieser Vorfälle sei groß gewesen. Deshalb fordert die Denkfabrik die Errichtung diplomatischer und militärischer Kanäle zwischen Russland und der Nato.
Londoner Think Tank warnt vor Eskalation zwischen Nato und Russland

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

In der vergangenen Zeit fanden Dutzende militärische Vorfälle zwischen Russland und den Nato-Staaten statt.

Die in London ansässige Denkfabrik European Leadership Network (ELN) hat über 40 dieser Vorfälle, die in den vergangenen acht Monaten stattgefunden haben, in einem Bericht zusammengefasst. Dabei geht es um Ereignisse in den Lufträumen Osteuropas. Nach Angaben des ELN sollen drei dieser Vorfälle beinahe zu einer tatsächlichen Eskalation zwischen dem Westen und Russland geführt haben.

Die Veröffentlichung des Berichts erfolgte kurz nach der Warnung Michail Gorbatschows, wonach die „Welt am Rande eines neuen Kalten Krieges“ stehe. Zudem erscheint der Bericht zu einem Zeitpunkt, an dem die Kämpfe in der Ostukraine erneut aufgeflammt sind und sich intensiviert haben. Zuvor hatte die ukrainische Regierung gemeldet, dass die Rebellen mit neuen schweren Waffen aus Russland ausgestattet wurden. Es sollen auch Verbände aus Russland in den Osten eingesickert sein.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) habe nach eigenen Angaben am vergangenen Wochenende Dutzende Konvois mit „schweren Waffen und Panzern“ in der Ostukraine beobachtet. Doch es bleibt unklar, ob es sich um ukrainische oder russische Konvois handelte. Die Nato hatte gar einen Einmarsch der Russen ausgemacht, was jedoch von Moskau bestritten wird. 

Der ELN-Bericht betont die Notwendigkeit eines diplomatischen Notrufkanals zwischen Russland und den Nato-Staaten, um unvorhergesehene Feindseligkeiten zu verhindern. Denn die bisher dokumentierten Vorfälle hätten auch zu einer realen Katastrophe führen können.

Anfang März kam es etwa 50 Meilen östlich von Malmö zu einem Zwischenfall zwischen einem Passagierflugzeug der Scandinavian Airlines (SAS) und einem russischen Aufklärungsflugzeug. An Bord der schwedischen Maschine waren 132 Menschen. Das russische Flugzeug hatte seinen Transponder ausgeschaltet und hatte seine Position nicht übermittelt. Eine Kollision konnte nur verhindert werden, weil die Piloten des Zivilflugzeugs den russischen Kampfjet aus dem Fenster beobachten konnten.

In einem Abschnitt des ELN-Berichts heißt es:

„Die Anzahl und Schwere der Vorfälle weisen eine beunruhigende Dynamik auf (…) Die Mischung aus aufgepäppelten militärischen Stellungen entlang der Grenze zwischen der Nato und Russland, also aggressive russische Aktivitäten und die Entschlossenheit der westlichen Kräfte die Herausforderung anzugehen, bergen ein Eskalations-Potential in sich.“

Die Luftpolizeimission der Nato im Baltikum hat sich um das Vierfache vergrößert, um künftige Vorfälle bewältigen zu können.

Das ELN führt in seinem Bericht drei Vorschläge an. So soll die russische Führung die Kosten und Risiken der Fortsetzung ihrer bestimmenden militärischen Haltung neu bewerten. Die westliche Diplomatie müsse Russland von diesem Schritt überzeugen. Zudem sollen der Westen und Russland militärische und politische Zurückhaltung üben und sich für die Verbesserung der militärischen Kommunikation und die Sicherung der Transparenz einsetzen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europas Petrochemie steht mit dem Rücken zur Wand
01.12.2023

Die petrochemische Industrie in Europa gerät in schweres Fahrwasser. Wenn von Seiten der Politik nicht rasch und grundlegend...

DWN
Finanzen
Finanzen Anleger ignorieren Warnungen der EZB, wetten auf Zinssenkung
01.12.2023

Entgegen allen Warnungen der EZB wetten die Märkte auf baldige Zinssenkungen. Damit stellen die Geldpolitik auf eine harte Probe. Gibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Banken fordern ein Comeback der Verbriefungen
01.12.2023

Nachdem schon Commerzbank-Chef Knof ein Ende ihrer Stigmatisierung gefordert hat, macht sich nun auch Deutsche-Bank-Chef Sewing für...

DWN
Finanzen
Finanzen Dax nähert sich Allzeithoch - „Zinssenkungseuphorie“
01.12.2023

Der Dax hat die Marke von 16.300 Punkten geknackt und nähert sich einem neuen Allzeithoch erreicht. Denn Anleger spekulieren auf baldige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grüne Ideologie bedroht deutschen Weinbau
01.12.2023

Brüssel verabschiedet Verordnungen, die den europäischen Weinbau beeinträchtigen werden. Für viele deutsche Winzer gleicht dies einem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutlicher Anstieg der Firmenpleiten - Droht eine Insolvenzwelle?
01.12.2023

Gestiegene Energiekosten, Zinsen und Produktionskosten sowie geopolitische Konflikte belasten Unternehmen in Deutschland. Nicht alle Firmen...

DWN
Politik
Politik Haushaltskrise: Lindner will sparen statt neue Schulden zu machen
01.12.2023

Finanzminister Lindner will für den Haushalt 2024 keine neuen Schulden aufnehmen, sondern sparen. Aber noch ist das Aussetzen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ausstieg aus dem Ausstieg: Schweden baut Kernkraftwerke
30.11.2023

Eigentlich hatten die Schweden per Referendum für das Ende der Kernenergie gestimmt. Doch nun hat das Parlament den Bau weiterer...