Politik

Nächste Krise: EU begibt sich auf die Suche nach 300 Milliarden Euro

Lesezeit: 1 min
17.11.2014 23:53
In mehreren EU-Staaten ist die Rezession zurückgekehrt. Die EU will daher - zusätzlich zum ESM - mit einem speziellen Bank-Vehikel 300 Milliarden Euro an Steuergeldern in die Europäische Konjunktur pumpen.
Nächste Krise: EU begibt sich auf die Suche nach 300 Milliarden Euro

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Im Dezember will EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die Details zum geplanten Konjunktur-Fonds bekannt geben. 300 Milliarden Euro sollen insgesamt über drei Jahre hinweg für verschiedene Projekte zur Verfügung gestellt werden. Doch über die Finanzierung war man sich bisher weder einig noch wusste man, ob überhaupt genug Finanzmittel gefunden werden könnten. Die Gelder sollen von Seiten der EU und zu einem noch beträchtlicheren Anteil von privaten Investoren kommen.

Ähnlich wie beim ESM geht es darum, etwas einzuzahlen und dann zu hebeln – mit privaten Geldern. Unklar ist bisher, ob das Geld von Seiten der EU über das EU-Budget oder über die Europäische Investitionsbank (EIB) zur Verfügung gestellt werden soll. Kommt es über das EU-Budget, fehlt es woanders. Ganz abgesehen davon, dass das EU-Budget in den letzten Jahren nicht einmal für die üblichen Ausgaben gereicht hat. Angela Merkel zumindest betonte Ende Oktober nach dem EU-Gipfel, dass die EIB beteiligt sein werde. „Aber der Hinweis, dass auch die Europäische Investitionsbank dabei zum Beispiel eine Rolle spielt, ist, glaube ich, einer, der auch darauf hindeutet, dass wir Kombinationen finden können.“

Der andere Teil soll von privaten Investoren kommen. Ziel ist es, dass die EU möglichst wenig Gelder selbst zur Verfügung stellt. Mithilfe eines Hebels aber, ähnlich wie beim ESM, trotzdem 300 Milliarden Euro für Projekte bereitstellen kann. Die Kommission soll entsprechend über einen Hebel von 10 nachdenken, so die FT  mit Verweis auf EU-Beamte. Das würde bedeuten, dass die EU nur 30 Milliarden Euro aus eigenen Finanzmitteln besteuert und der Rest über private Investoren kommt. Allerdings sei ein Hebel von 10 sehr hoch gegriffen, warnen andere EU-Beamte. „Der 300 Milliarden Investment-Plan muss wirklich kohärent sein, mit sehr wenig Wunschdenken und kleinem Hebel-Effekt“, zitiert Kathimerini Carsten Brzeski von der ING . Wenn es hauptsächlich ums Hebeln ginge, wäre das eine Enttäuschung, so Brzeski.

Eine Hebelwirkung würde nur funktionieren, wenn tatsächlich ausreichend Investoren gefunden würden. Um die Chance zu erhöhen, ist der favorisierte Plan, das Hauptrisiko für die geförderten Infrastruktur-Projekte bei der EU zu belassen. Die EU wäre demnach der Gläubiger, der haftet - die Steuerzahler. Die Investoren hingegen würden nur von möglichen Gewinnen profitieren. Und außerdem könnten den Investoren mehrere Fonds mit unterschiedlichen Risikoprofilen angeboten werden. Außerdem sei eine Road Show geplant, bei der der EU-Fonds in den globalen Finanzzentren wie London und New York vorgestellt werden würde


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...