Politik

Keine Anklage gegen Polizisten: Schwere Krawalle in Ferguson

Lesezeit: 2 min
25.11.2014 10:07
Der Todesschütze von Ferguson muss sich nicht vor Gericht verantworten. Nach dem Jury-Entscheid kam es in dem Vorort von St. Louis zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Tränengas und Rauchbomben gegen Hunderte Demonstranten ein. Diese griffen ihrerseits die Beamten mit Flaschen und Dosen an.
Keine Anklage gegen Polizisten: Schwere Krawalle in Ferguson

Mehr zum Thema:  
Syrien > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Syrien  
USA  

In der US-Kleinstadt Ferguson eskaliert die Lage nach dem Verzicht auf eine Anklage gegen einen Todesschützen der Polizei. Die Unruhen seien „viel schlimmer“ als jene, die unmittelbar nach den tödlichen Schüssen eines weißen Polizisten auf einen unbewaffneten schwarzen Jugendlichen im August ausgebrochen waren, sagte der Polizeichef des Bezirks St. Louis, Jon Belmar am Dienstag.

Mindestens zwölf Gebäude seien in Brand gesteckt worden, zudem kam es zu Plünderungen. Die meisten seien vollständig ausgebrannt. Auch zahlreiche Autos wurden in Brand gesteckt. Er habe mindestens 150 Schüsse gehört, sagte Belmar. Allerdings gebe es bislang keine Hinweise auf Schwerverletzte. 29 Menschen seien seit den am Montagabend ausgebrochenen Krawallen festgenommen worden.

Der Polizist hatte im August den unbewaffneten schwarzen Teenager Michael Brown erschossen. Der Fall löste wochenlange Unruhen in Ferguson und eine landesweite Rassismusdebatte aus.

US-Präsident Barack Obama rief die Menschen in Missouri auf, friedlich auf die Entscheidung der Jury zu reagieren. Die Polizei mahnte er, sich zurückzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt war die Wut vieler Menschen aber bereits in Gewalt umgeschlagen. „Mörder, Ihr seid nichts als Mörder“, wurde den Polizisten aus der Menge entgegengeschrien. Proteste gab es vor allem vor dem Polizeigebäude in Ferguson. Der 25-jährige Schwarze Antonio Burns sagte: „So funktioniert unser Rechtssystem nun einmal - die Reichen sind oben, die Armen unten.“

Auch in anderen Städten in den USA kam es zu Demonstrationen, die allerdings zunächst allesamt friedlich verliefen. In New York versammelten sich Menschen auf dem Times Square. Auch in Chicago, Seattle und Boston und vor dem Weißen Haus in Washington gab es Proteste.

Obama sagte, es müsse noch viel getan werden, um das Verhältnis der Farbigen zur Polizei und zum Rechtssystem zu verbessern. Es gebe Amerikaner, die der Entscheidung der Jury zustimmten, aber auch Bürger, die dies wütend mache. „Das ist eine verständliche Reaktion“, so Obama.

Die Familie von Michael Brown betonte, tief enttäuscht zu sein. „Wir verstehen zwar, dass viele unseren Schmerz teilen.“ Die Frustration müsse aber in einer positiven Art geäußert werden. Der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, rief zu Toleranz und gegenseitigem Respekt auf.

Der Bezirksstaatsanwalt von St. Louis, Bob McCulloch, erklärte auf der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz, es habe nach der Begutachtung aller Hinweise und Befragung aller Zeugen keinen ausreichenden Beweis gegeben, der für eine Anklage gesprochen hätte. Die Jury bestand aus zwölf Geschworenen - sieben Männern und fünf Frauen, neun Weißen und drei Schwarzen. Ihre Aufgabe war es, eine vorläufige Entscheidung zu treffen, ob ein Verbrechen begangen wurde und dieses vor Gericht verhandelt werden sollte. Geheim blieb, ob die Jury einstimmig entschieden hat.

McCulloch ergänzte, die Entscheidung müsse respektiert werden. Die Jury habe ein umfassendes Verständnis von dem Fall bekommen. Viele Zeugen hätten eingeräumt, die Schüsse nicht gesehen zu haben. Umstritten war vor allem, ob sich Brown vor den tödlichen Schüssen ergeben wollte oder er den Polizisten bedroht hat und der deswegen in Notwehr handelte. Die Zeugen hätten dazu unterschiedliche Angaben gemacht, so der Bezirksstaatsanwalt. Der Polizist habe zwölf Mal auf Brown geschossen. Der Teenager soll von sechs Kugeln getroffen worden sein. Er wurde verdächtigt, kurz zuvor Zigarren aus einem Laden geklaut zu haben.

Nach der Entscheidung gegen eine Anklage wegen der tödlichen Polizeischüsse von Ferguson ist in der Nähe der US-Kleinstadt ein Polizist angeschossen worden. Der Beamte sei am Arm verletzt worden, schwebe aber nicht in Lebensgefahr, teilte die Polizei am späten Montagabend mit. Es sei noch unklar, ob der Vorfall in University City mit den Unruhen im benachbarten Ferguson zusammenhänge.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Syrien > USA >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Die neuen, elektrifizierten Honda-Modelle

Komfort, Leistung und elektrische Antriebe – das gibt es alles mit den brandneuen Honda-Modellen als E-Auto, Plug-in-Hybrid und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bundesrat stimmt besseren Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen zu
28.11.2023

Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz (ZuFinG), dem nun auch der Bundesrat zugestimmt hat, werden sich die Finanzierungsmöglichkeiten für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kredite an Unternehmen in Eurozone schrumpfen erstmals seit 2015
28.11.2023

Die Zinserhöhung durch die EZB zeigt Wirkung. Der Umfang der Kredite an Unternehmen der Eurozone ist im Oktober so stark zurückgegangen...

DWN
Politik
Politik Schuldenbremse: Scholz erhält Rückendeckung vom DIW
28.11.2023

Die Haushaltskrise rechtfertigt laut DIW-Chef Marcel Fratzscher die Ausrufung einer Notlage auch für 2024. Die Schuldenbremse sei sowieso...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EIT Culture & Creativity - Europa setzt auf Kreativität für KMU
28.11.2023

Europa setzt auf kreative Impulse für wirtschaftliche Transformation: Mit über 70 Millionen Euro fördert das EIT Culture & Creativity...

DWN
Politik
Politik Armes Deutschland – eine Gefahr für die Demokratie
27.11.2023

Neueste Zahlen zum Wohlstand und dessen ungleicher Verteilung zeigen: Die Armut ist in Deutschland auf dem Vormarsch - mit weitreichenden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konsumklima schwach: Handel fürchtet um Weihnachtsgeschäft
28.11.2023

Das Konsumklima hat sich vor Weihnachten nur wenig aufgehellt. Doch Ökonomen sind wenig optimistisch. Denn durch die Haushaltskrise drohen...

DWN
Politik
Politik SPD und Grüne gegen Schuldenbremse, FDP weiter dafür
28.11.2023

Die Ampel streitet über den Bundeshaushalt 2024. Allein die FDP will an der Schuldenbremse festhalten. Daher setzen SPD und Grüne auf...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Volkswagen stimmt Belegschaft auf umfangreichen Stellenabbau ein
27.11.2023

Volkswagen stimmt seine Angestellten auf härtere Zeiten ein - mit deutlichen Worten. Es müssten in großem Stil Stellen abgebaut und...