In der Ukraine befinden sich insgesamt vier Atomkraftwerke mit 15 Reaktor-Blöcken. Diese stehen in Chmelnyzkyj, Riwne, Saporischschja und Mykolajiw.
Doch dabei handelt es sich um mehrheitlich alte Bauten aus der Sowjetzeit, die nicht ausreichend geschützt sind. Das Atomkraftwerk Saporoschje befindet sich etwa 200 Kilometer vom Kampfgebiet in Donezk entfernt. Schutzmaßnahmen zur Verhinderung von Sabotage-Akten gegen Nuklear-Anlagen gibt es nicht.
Der Chef der ukrainischen Atomaufsicht, Sergej Boschko, sagte dem WDR:
„Unsere modernen AKW der Baureihe WWR 320 sind gegen den Absturz kleiner Flugzeuge bis etwa zehn Tonnen gesichert. Aber schon für eine Boeing 737 mit ihren rund 60 Tonnen ist das natürlich nicht ausreichend (…) Diese Atomkraftwerke sind nicht für Krieg ausgelegt, sondern für Frieden.“
Sowohl die ukrainischen Truppen als auch die pro-russischen Separatisten benutzen schwere Waffen. Es ist nicht auszuschließen, dass es im Zuge der Kampfhandlungen zu Angriffen gegen die Atomreaktoren kommt. Aber auch irrtümlich abgefeuerte Raketen könnten großen Schaden anrichten. Kein Atomkraftwerk der Welt ist gegen einen Raketeneinschlag geschützt. Es gibt keine praktischen Erfahrungen, wie in einem solchen Fall eine nukleare Katastrophe verhindert werden kann. Schon bei Fukushima hat sich gezeigt, dass die Betreiber von Kernkraftwerken in der Regel hoffnungslos überfordert sind, wenn es um die wirksame Eindämmung im Notfall geht. Bis heute ist die Situation der Ruine in Fukushima völlig unklar.
Im Mai versuchte eine Gruppe bewaffneter Männer, in das Atomkraftwerk Saporoschje einzudringen. Doch die örtlichen Sicherheitskräfte konnten die Gruppe von diesem Vorhaben abbringen, berichtet energiezukunft.
Im DLF sagte der Energie-Redakteur des Senders am Mittwoch, dass das Risiko bei den ukrainischen Reaktoren enorm sei und empfahl eine Abschaltung - nicht zuletzt wegen der Kampfhandlungen. Der Sender ist gemeinhin nicht als panisch im Hinblick auf die Atomkraft bekannt.