Spanien verliert zum vierten Halbjahr in Folge an Bevölkerung. Im ersten Halbjahr 2014 verließen rund 200.000 Personen das Land, so aktuelle Zahlen der Statistikbehörde INA. Der größte Teil davon, nämlich 163.000 waren Ausländer, davon waren die größten Auswanderer-Gruppen Rumänen, Marokkaner und Südamerikaner. Zieht man für den Zeitraum die Zahl der Einwanderer und Geburten ab, so bleibt gesamt noch ein Einwohnerrückgang von rund 50.000. Die beliebtesten Zielländer für die Auswanderer waren Großbritannien, Frankreich und Ecuador, wie die spanische Wirtschaftszeitung Expansión berichtet.
Damit setzt sich eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung fort, die mit Beginn der Wirtschafts-Krise einsetzte.
In den Jahren zuvor war das Land dank des starken Wirtschaftswachstums und einer beispiellosen Immobilienbooms zu einem Magneten für Wanderarbeiter aus Lateinamerika, Osteuropa und Nordafrika geworden. Die Bevölkerung stieg von 40 Millionen im Jahr 1999 auf 47 Millionen im Jahr 2010, eine der dramatischsten demographischen Veränderungen in der jüngeren europäischen Geschichte, berichtet die Financial Times.
Die anhaltende wirtschaftliche Krise verkehrt demnach diesen Trend ins Gegenteil. Da die Arbeitslosigkeit immer noch bei mehr als 23 Prozent steckt, verlassen Hunderttausende jedes Jahr das Land.
Gerade die Einwanderer aus den Entwicklungsländern Südamerikas, die einst auf der Suche nach Arbeit und einer besseren Zukunft nach Spanien kamen, kehren mittlerweile in ihre Heimatländer zurück. Viele Länder Südamerikas haben inzwischen nicht nur ein höheres Wirtschaftswachstum, sondern holen auch in Sachen Sozialsystemen auf, während in Spanien durch den Sparkurs immer mehr an den sozialen Sicherungssystemen gekürzt wird. Auch die zunehmende Einschränkung der Bürgerrechte nimmt dem EU-Land Spanien die Attraktivität als Einwanderungsland.
Durch Spaniens notorisch niedrige Geburtenrate verstärkt, bedeutet diese Verschiebung, dass Spanien zu Einwohner in einem alarmierenden Tempo verliert. Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde wird das Land in den nächsten 15 Jahren mehr als 1 Mio. Einwohner verlieren.