Politik

Il est Charlie: Saudi-Arabien lässt Blogger auspeitschen

Lesezeit: 1 min
12.01.2015 02:14
In Saudi-Arabien wird ein Blogger öffentlich ausgepeitscht, weil er den Islam beleidigt haben soll. Das nach islamischem Recht regierte Königreich ist ein enger Verbündeter von Deutschland und den USA. Proteste gegen die Verletzung der Pressefreiheit sind nach Charlie Hebdo kaum zu hören gewesen. Einzig Amnesty International hat bisher protestiert.
Il est Charlie: Saudi-Arabien lässt Blogger auspeitschen

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Blogger Raif Badawi wurde im vergangenen Mai in Saudi-Arabien zu insgesamt 1.000 Peitschenhieben verurteilt. Vergangene Woche wurden 50 Peitschenhiebe gegen Badawi ausgeführt.

Das Urteil gegen Raif Badawi sei in der Hafenstadt Dschidda vor einer Moschee vollstreckt worden. Die 50 Peitschenhiebe habe er vor Zuschauern innerhalb von rund 15 Minuten erhalten, berichtet die Menschenrechts-Organisation Amnesty International (AI). Die Reststrafe wird über einen Zeitraum von 20 Wochen vollzogen. Badawi wurde zudem zu zehn Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 191 000 Euro verurteilt.

Der Aktivist ist seit Mitte 2012 in Haft, seine Webseite „Freie saudische Liberale“ wurde geschlossen. In dem Forum soll er den Islam beleidigt haben. Badawi habe „sich nichts anderes zuschulden kommen lassen als es gewagt zu haben, ein öffentliches Forum für Debatten zu schaffen“, heißt es von Amnesty International. Die Auspeitschung sei ein Verstoß gegen internationales Recht.

Das Königreich Saudi-Arabien gehört zu Deutschlands wichtigsten Wirtschafts-Partnern in der arabischen Welt und wird nach islamischen Gewohnheitsrecht regiert. Die Wahhabiten nehmen für sich die Deutungshoheit im Islam in Anspruch. Alle anderen islamischen Strömungen und nicht-islamischen Religionen und Konfessionen werden abgelehnt. Der Salafismus ist saudischen Ursprungs. Saudi-Arabien ist der engste Verbündete der USA im Nahen Osten. Saudi-Arabien verfolgt im Nahen Osten seine eigene Agenda. Beim Attentat von am 11. September 2001 war der Großteil der Entführer saudische Staatsbürger. Der Irak behauptet, dass Saudi-Arabien den IS unterstützt und finanziertDeutschland liefert Waffen in das Königreich. 

Weder aus Deutschland noch aus den USA sind bisher Proteste von Spitzenpolitikern gegen die Verletzung der Pressefreiheit in dem islamischen Staat zu hören gewesen. Nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo haben Politiker aus allen westlichen Staaten für die Pressefreiheit demonstriert. In Deutschland hat der Zeitungsverleger-Verband die Pegida-Demonstrationen beschuldigt, die Presse zu bekämpfen. Bundesjustizminister Maas hat sich ebenfalls nicht zu Saudi-Arabien geäußert, sondern die Pegida als "widerlich" bezeichnet.

Einzig der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Christoph Strässer, äußerte sich und sagte: "Ich verurteile die heutige öffentliche Auspeitschung von Raif Badawi aufs Schärfste. Diese grausame Art von Bestrafung, dazu noch in aller Öffentlichkeit, ist menschenunwürdig, stellt eine Menschenrechtsverletzung dar."

Allerdings hatte sich eine von den Saudis finanzierte Organisation bei Angela Merkel für deren Pegida-Schelte bedankt und Europa aufgefordert, für die Einhaltung der Menschenrechte zu sorgen. 

Amnesty International ruft dazu auf, gegen die Auspeitschung zu protestieren. 



Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...