Ermutigende Firmenbilanzen und die Aussicht auf weitere Geldspritzen der EZB haben den europäischen Börsen am Dienstag Auftrieb gegeben. Dax und EuroStoxx50 legten jeweils um 1,6 Prozent auf 9941,00 und 3133,86 Punkte zu. „Die Stimmung ist gar nicht schlecht, viele setzen jetzt auf die Unternehmen, die zumindest beim Export vom niedrigen Euro profitieren“, fasste ein Händler zusammen. An der Wall Street lagen Dow-Jones - und S&P500 zum europäischen Handelsschluss je gut ein Prozent im Plus.
Generell positiv wurden die überraschend guten Quartalszahlen von Alcoa aufgenommen. Der US-Aluminiumkonzern hat im vierten Quartal bei Umsatz und Gewinn die Analystenerwartungen übertroffen. Doch nutzten die Aktionäre die Zahlen zu Gewinnmitnahmen, denn Alcoa hatte in den vergangenen fünf Handelstagen schon über acht Prozent zugelegt - mehr als der Gesamtmarkt mit knapp einem Prozent. In Europa setzten einige Anleger auf einen positiven Währungseffekt, da der niedrigere Euro die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Konzerne auf dem Weltmarkt erhöht.
Am Dienstag notierte der Euro bei etwa 1,1755 Dollar und damit so niedrig wie seit rund neun Jahren nicht mehr. Hauptgrund für die Euro-Schwäche ist die Erwartung eines umfangreichen EZB-Ankaufprogramms für Staatsanleihen. Schon bei ihrer Sitzung in der nächsten Woche könnten die Notenbanker dies beschließen, um damit über die Kreditvergabe die Konjunktur anzukurbeln. Damit könnte die EZB auch eine für die Konjunktur ruinöse Deflation verhindern, die auch angesichts der Talfahrt der Ölpreise droht. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um bis zu 4,7 Prozent auf 45,19 Dollar je Barrel (159 Liter). Damit kostete Brent so wenig wie zuletzt während der Finanzkrise im Frühjahr 2009. Analysten sehen vorerst kein Ende der Talfahrt.
Gefragt waren im Dax die Bankenaktien: Commerzbank führten nach einer Kaufempfehlung von JP Morgan mit einem Plus von 5,1 Prozent die Dax-Gewinnerliste an. Deutsche Bank gewannen 3,2 Prozent. Viele Anleger setzen offenbar darauf, dass die Branche aus dem Gröbsten heraus ist. Der EuroStoxx-Bankenindex legte um 2,2 Prozent zu. Am Mittwoch stehen in den USA Geschäftszahlen unter anderem von JP Morgan an. Die Titel legten in New York ebenfalls zu. Massiv unter Druck standen hingegen E.ON, die 2,1 Prozent verloren. "Das liegt an den fallenden Öl- und Strompreisen, charttechnischen Faktoren und einem kritischen Analystenkommentar von Morgan Stanley", sagte ein Händler. RWE fielen um 1,4 Prozent, nachdem sie am Vortag mit einem Abschlag von 2,6 Prozent die rote Laterne gehalten hatten.