Politik

Trotz Sanktionen: Russland erhält wieder Delikatessen aus EU-Staaten

Trotz der scharfen Worte der USA und dem entsprechenden Echo aus Berlin haben Beamte der EU still und leise einen Deal mit Moskau über Lebensmittel-Importe geschlossen. Doch die Hardliner in Brüssel sind erbost, denn künftig kann Russland entscheiden, von wem es Gemüse, Milchprodukte und Fleisch kauft.
24.01.2015 02:35
Lesezeit: 1 min

Die EU-Kommission und Russland haben sich auf eine Lockerung der Lebensmittel-Sanktionen geeinigt. Moskau soll sich aussuchen dürfen, welche EU-Staaten von den Sanktionen ausgenommen werden.

Die Einigung wurde vergangenen Woche in Berlin zwischen dem hochrangigen Gesundheitsbeamten der EU, Ladislav Miko, und seinem russischen Amtskollegen Sergei Dankvert erzielt. Das geht aus einem Brief Mikos hervor, den der EUobserver veröffentlicht. Pikant an dem Papier: Es sichert den Russen ausdrücklich zu, Delikatessen in jedem Land seiner Wahl zu kaufen. Das wird vor allem die Oligarchen freuen. Aber auch Gemüse, Milchprodukte und Fleisch kann wieder nach Russland, wie das EU-Papier sichtlich erleichtert festhält.

Die europäischen Landwirtschaft hat bereits einen Schaden von mindestens 100 Millionen Euro wegen des Import-Stopps zu verkraften.

Doch einige EU-Staaten sind beunruhigt über diese Entwicklung. Sie befürchten, dass die Übereinkunft vom Kreml politisch missbraucht werden könnte. Moskau würde die Möglichkeit bekommen, russlandfreundliche Staaten innerhalb der EU zu belohnen und seine Gegner abzustrafen.

„In dem Brief steht drin, dass Russland seine Abmachungen mit den einzelnen Mitgliedsstaaten frei aushandeln könne (…) Das sind schlechte Nachrichten, weil wir damit unsere Solidarität unter den EU-Staaten aufgegeben haben (…) Die russischen Lebensmittel-Sanktionen gegen die EU-Staaten wurden gleichzeitig eingeführt. Also sollten sie auch zur gleichen Zeit aufgehoben werden“, sagt ein EU-Diplomat.

Der Sprecher der EU-Kommission, Enrico Brivio, ist andere Meinung. Die Einigung bilde einen „fairen“ Rahmen für alle EU-Länder. Deshalb erwarte die EU-Kommission, dass alle Staaten davon profitieren werden. Doch eine Garantie konnte auch Brivio nicht geben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...