Politik

Gegen die Troika: Portugal will dem Beispiel Griechenlands folgen

32 Politiker, Ökonomen und Wissenschaftler fordern den portugiesischen Ministerpräsidenten auf, Griechenlands Forderungen nach einem Schuldenerlass zu unterstützen. Würde Griechenland geholfen, würde sich das auch positiv auf Portugal auswirken, heißt es in einem Brief an Pedro Passos Coelho. Coelho hatte seit dem Wahlsieg in Griechenland Tsipras immer wieder dazu aufgefordert, sich an das Schuldenprogramm zu halten.
16.02.2015 23:54
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Portugals Ministerpräsident soll „Solidarität und Verständnis“ gegenüber Griechenland und der neuen Regierung des Landes zeigen, statt „angesichts der schwerwiegenden sozialen Krise“ auf einer Einhaltung der Sparmaßnahmen zu bestehen. Diese Forderungen stellt eine Gruppe von 32 Politikern, Ökonomen und Wissenschaftlern in einem offenen Brief an Pedro Passos Coelho. Und er solle sich weder an der „Demütigung anderer Mitgliedstaaten“ beteiligen noch die „strafende“ Einstellung gegenüber Griechenlands unterstützen.

Zu den Unterzeichnern gehören genauso namhafte Politiker aus der regierenden Mitte-Rechts-Koalition wie auch aus der Opposition. Mit dem Brief wollen die Unterzeichner nun, dass Coelho seine öffentliche Meinung gegenüber Griechenland ändert. Schließlich könnte eine Erleichterung für Griechenland sich im Nachhinein auch positiv auf die Schuldenbilanz Portugals auswirken. Seit dem Wahlsieg der Syriza in Griechenland hatte Coelho mehrmals gesagt, Griechenland müsse sich an die Vereinbarungen mit den internationalen Gläubigern halten. So, wie es auch Portugal getan hatte. Wenn Portugal, Irland und Spanien sich nicht an ihr Sparprogramm gehalten hätten, hätten andere Länder wiederum einfach ihre Steuern senken und die Löhne erhöhen können“, so Coelho in Bezug auf Griechenland. Und „relativ gesehen, hätte kein anderes Land mehr getan, um Griechenland zu helfen, als Portugal.“

Mit dieser Forderung gegenüber Coelho stehen die Unterzeichner aber nicht allein da. Im Editorial der Tageszeitung Público hieß es jüngst: „Wenn es nach Lissabon ginge, müsste Griechenland bedingungslos dem Sparprogramm zustimmen oder den Euro verlassen.“ Aber „keine dieser Optionen kann im Interesse Portugals sein, dem schwächsten Land der Eurozone nach Griechenland.“ Denn auch in Portugal war große Unzufriedenheit bezüglich des eigenen Sparpaketes zu spüren. Immer wieder versuchte sich die portugiesische Bevölkerung, mit Protesten zu wehren. Selbst das Verfassungsgericht stemmte sich gegen Auflagen der internationalen Gläubiger.

„Isolieren und Dämonisieren von Griechenland ist ein Irrweg und eine gefährliche Idee“, sagt auch António Costa, der Vorsitzende der Sozialdemokraten. Schließlich sei es ein europäisches und nicht allein ein griechisches Problem und als erstes müsse man nun mit der sozialen Katastrophe in Ländern wie Griechenland, Portugal und Spanien umgehen, zitiert die FT Costa. Seine Partei liegt derzeit bei Meinungsumfragen vor Coelhos Partei. Im Herbst finden die Wahlen in Portugal statt.

Ein Bailout-Programm im Umfang von 78 Milliarden Euro hatte Portugal erhalten. Im Mai vergangenen Jahres endete das Programm, das Land ist wieder dabei, sich an den Finanzmärkten zu positionieren. Dank des Bailouts kletterten die Schulden des Landes von 93 auf 129 Prozent des BIP  (Stand 2014). Ein teilweiser Schuldenerlass im Nachhinein, könnte Portugal durchaus gebrauchen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...