Politik

EU-Umfrage: Europas Bürger sind begeistert von TTIP

Die EU hat eine Umfrage veröffentlicht, derzufolge die Bürger geradezu euphorisiert sind über das Freihandelsabkommen TTIP. In allen 25 Mitgliedsstaaten soll eine wahre Begeisterung über das völlig im Geheimen ausgehandelte Abkommen herrschen. Der Jubel in Brüssel wird nur von einem kleinen Detail getrübt: Die Deutschen sind mehrheitlich gegen das TTIP.
20.02.2015 00:08
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Version der EU über die Beliebtheit des TTIP:

„Die Unterstützung für ein Freihandelsabkommen mit den USA ist europaweit sehr hoch“, heißt es in der Pressemitteilung der EU-Kommission anlässlich des aktuellen Eurobarometers. So sind den aktuellen Umfragen zufolge insgesamt 58 Prozent der EU-Bürger für TTIP „und nur jeder Vierte ist dagegen“. Lediglich in Deutschland, Österreich und Luxemburg spreche sich die Mehrheit der Bürger gegen das geplante Abkommen aus.

In Deutschland sind 39 Prozent für das TTIP. 41 Prozent sind dagegen, 20 Prozent haben sich nicht geäußert. In Österreich sprachen sich 51 Prozent gegen das Abkommen aus, in Luxemburg 43 Prozent. Die meisten Befürworter für das Abkommen befinden sich in Litauen (79%), Malta (75%), Rumänien (75%) und den Niederlanden (74%), wie das Eurobarometer zeigt.

Dem Länderbericht für Deutschland zufolge sind es vor allem die „Babyboomer“ (also die Jahrgänge zwischen 1946 bis 1964) und die „Generation X“ (Jahrgänge 1965 bis 1980), die mit 44% und 43% dem TTIP am wenigsten abgewinnen können. Die EU hat auch ausgemacht, woran die Skepsis liegen könnte: Die Ablehnung in Deutschland steige mit dem Bildungsgrad, so der Bericht. Besonders unangenehm für die EU-Meinungsforscher: „Die Ablehnung scheint keine Folge von politischem Desinteresse zu sein; gerade diejenigen, die angeben, besonders viel über europäische Politik zu diskutieren (60% Ablehnung) und sich für politische Fragen interessieren (54% Ablehnung), sind gegen TTIP.“

Die EU hat in Deutschland einen merkwürdigen Zusammenhang zwischen der Befürwortung von TTIP und der „Demokratiezufriedenheit“ der Bürger ausgemacht. In anderen Ländern lasse sich ein solcher Zusammenhang nicht feststellen. Diejenigen deutschen Bürger, die mit dem Funktionieren der europäischen Demokratie zufrieden seien, seien mit einer relativen Mehrheit für TTIP.

Das Problem: Nur 4 Prozent der Deutschen sind mit dem Funktionieren der Demokratie in der EU sehr zufrieden. 43 Prozent sind ziemlich zufrieden, 34 Prozent sind nicht sehr zufrieden und 9 Prozent überhaupt nicht. Dies spiegelt sich auch in der Einschätzung der Aussage „Meine Stimme zählt in der EU“ wieder. 17 Prozent der Deutschen würden dem „voll und ganz zustimmen“, 35 Prozent stimmen der Behauptung „eher zu“, 29 Prozent „eher nicht zu“ und 13 Prozent „überhaupt nicht zu“.

Die Realität bei den Bürgern:

Die Bürgerinitiative „Stopp TTIP“ wurde von der EU-Kommission im September abgelehnt, sie durften sich nicht als Europäische Bürgerinitiative (EBI) registrieren. Mit der Registrierung als EBI hätten sie beim Einsammeln ausreichender Unterschriften den Kampf gegen TTIP und CETA europaweit durchführen und eine Anhörung bei der Kommission erreichen können. Der EuGH soll den Fall nun klären. Auch Online-Massenproteste hat es gegen das Freihandelsabkommen gegeben. Diese wurden von EU-Vertretern Ende vergangenen Jahres lediglich als Aufschrei kleiner Gruppen bezeichnet. Und Anfang Februar haben nun fünf NGOs Beschwerde wegen Geheimverhandlungen zwischen den USA und den EU-Vertretern über TTIP eingereicht.

Die Gründe, die gegen das TTIP sprechen, hat unter anderem Attac aufgelistet, wie in dem Video am Anfang des Artikels kurz und bündig erläutert wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Schuhhändler Görtz erneut in die Insolvenz gerutscht
22.01.2025

Einst gab es in fast jeder Fußgängerzone eine Görtz-Schuhfiliale. Doch das Traditionsunternehmen, das 1875 gegründet wurde, ist erneut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IWF-Prognose Weltwirtschaft: USA im Aufwind - Deutschland abgeschlagen
22.01.2025

Die neue IWF-Konjunkturprognose für die Weltwirtschaft zeichnet ein differenziertes Bild für das Wachstum der Industrienationen....

DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie rutscht ab: Jefferies-Analyst senkt Kursziel – jetzt Apple-Aktie kaufen?
21.01.2025

Die Apple-Aktie steht am Dienstag mächtig unter Druck. Ein skeptischer Analystenkommentar sowie schwächere Verkaufszahlen in China sorgen...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt-Entwicklung 2025: Stimmung hellt sich auf, welche Segmente sind die Favoriten?
21.01.2025

Nachdem das Transaktionsvolumen auf dem Immobilienmarkt für zwei Jahre deutlich zurückgegangen war, hat er sich vergangenes Jahr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steigende Sozialabgaben pushen Schwarzarbeit: Handwerk wird unbezahlbar
21.01.2025

Steigende Sozialabgaben sorgen für steigende Preise: Das Handwerk fordert jetzt eine Sozialabgabenbremse, sonst werden Handwerksarbeiten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IfW Kiel zur Trump-Präsidentschaft: "Zeiten der immer schnelleren Globalisierung vorbei"
21.01.2025

Für die deutsche Wirtschaft ist die Präsidentschaft von Donald Trump laut dem Wirtschaftsinstitut IfW Kiel mit erheblichen Unsicherheiten...

DWN
Politik
Politik Gericht bestätigt: Sächsische AfD darf als rechtsextrem bezeichnet werden
21.01.2025

Der sächsische Landesverband der AfD hatte 2023 gegen die Einschätzung des Verfassungsschutzes Beschwerde eingelegt, die Partei als...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis und Ölpreis: Trumps zweite Amtszeit könnte turbulent für den Rohstoffmarkt werden
21.01.2025

Donald Trump ist zum zweiten Mal US-Präsident – turbulente Zeiten scheinen sicher. Unmittelbare Auswirkungen kommen auf den...