Politik

Doku: Drahtzieher des Brand-Anschlags von Odessa weiterhin auf freiem Fuß

Erstmals ist mit „Lauffeuer“ ein deutscher Dokumentarfilm erschienen, der sich mit den Brand-Anschlag auf das Gewerkschaftshaus in Odessa befasst. Es kommen Augenzeugen und Angehörige der Opfer zu Wort. Die Drahtzieher der Morde sind bis heute nicht ausgeforscht.
23.02.2015 23:29
Lesezeit: 2 min

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Am vergangenen Mittwoch fand im Berliner Kino Moviemento die Erstaufführung des Dokumentar-Films „Lauffeuer“ statt. Der Film, welcher sich mit dem Brand-Anschlag auf das Gewerkschaftshaus in Odessa im Mai 2014 befasst, wurde vom deutschen Journalisten Ulrich Heyden und Filmemacher Marco Benson produziert.

Heyden und Benson lassen in ihrem Film mehrere Augenzeugen zu Wort kommen, die das Geschehen aus ihrer Sicht schildern. Unter ihnen befinden sich auch Angehörige von Opfern. Bis heute bleibt unklar, ob die Angriffe organisiert gewesen oder spontan verlaufen sind.

Einige Augenzeugen berichten in dem Film, dass Andrij Parubij, der auch als der „Kommandeur des Maidan“ gilt, zwei Tage vor den Angriffen auf das Gewerkschaftshaus in Odessa gewesen sein soll. Die BBC enthüllte im Februar 2015, dass Parubij auch in das Massaker vom Maidan verwickelt gewesen sein soll. Weitere Augenzeugen berichten im Film, dass es in Odessa Provokateure auf allen Seiten gegeben habe. Parubij ist heute stellvertretender Sprecher des ukrainischen Parlaments und Mitglied der Partei des von den Amerikanern zum Profi-Politiker aufgebauten Bankers Arseni "Jaz" Jazenjuk.

Als eigentliche Drahtzieher vor Ort werden unter anderem Nikolai Wolkow vom Rechten Sektor und Andrej Jusow von der Klitschko-Partei Udar genannt. Wolkow ist auf verschiedenen Aufnahmen zu sehen, wie er kurz vor den Angriffen auf das Gewerkschaftshaus mit einer Pistole schießt.

Am 2. Mai 2014 kam es in der Stadt Odessa zu Ausschreitungen zwischen Unterstützern und Gegnern der Maidan-Bewegung. Im Verlauf der Tumulte flüchtete sich eine Gruppe der Anti-Maidan-Bewegung in das örtliche Gewerkschaftshaus und verbarrikadierten sich. Vor dem Gebäude versammelten sich Anhänger der Maidan-Bewegung und griffen das Gebäude mit Molotow-Cocktails an. Das Gebäude fing Feuer. Es starben 48 Menschen.

Laut Augenzeugen aus dem Film „Lauffeuer“ sollen 56 Menschen gestorben sein. Zudem werden über 40 Menschen vermisst. Nach den Ereignissen des 2. Mai 2014 sollen mehrere Überlebende der Brandangriffe zu Hause getötet worden sein.

Der Regisseur Heyden sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass es nach dem 2. Mai 2014 weitere Zwischenfälle gab:

„Die Polizei nahm bei kleineren Gedenk-Veranstaltungen Protestierende fest, die das Russland-freundliche St.-Georgs-Bändchen trugen. Außerdem gab es Anschläge auf die Privatbank, die dem Oligarchen Igor Kolomoiski gehört. Viele Regierungskritiker vermuten, dass Kolomoiski hinter den Angriffen auf das Gewerkschaftshaus steckt. Es hat auch Anschläge auf das Büro der Euromaidan-Bewegung und auf einen Güterzug gegeben. Die Regierung schickte daraufhin im Dezember Spezialeinheiten mit gepanzerten Fahrzeugen nach Odessa.“

Zu dem derzeitigen Stand der Ermittlungen sagte Heyden:

„Drei Personen, die wegen gewalttätiger Angriffe auf das Gewerkschaftshaus im Sommer kurzzeitig in Haft waren, sind freigelassen worden. Doch gegen 31 Regierungskritiker läuft in Odessa ein Verfahren wegen Separatismus und der angeblichen Anzettelung von Massenunruhen. Bei der Eröffnung der Gerichtsverhandlung gegen die Regierungskritiker marschierte der Rechte Sektor auf und störte. Die Gerichtsverhandlung war bisher durch zahlreiche Unregelmäßigkeiten gekennzeichnet. Der Staatsanwalt erschien erst zur vierten Verhandlung.“

Die aktuelle Lage in Odessa sei angespannt. Heyden wörtlich:

„Die Einwohner von Odessa sind mehrheitlich Russland-freundlich eingestellt. Nach meinen Beobachtungen halten sich die Menschen aber von großen Versammlungen fern. Es herrscht ein Gefühl der Unsicherheit und Angst. Die Menschen fürchten, dass es bei regierungskritischen Protestaktionen zu gewaltsamen Gegenreaktionen von regierungsfreundlichen Kräften kommt und bleiben deshalb lieber zu Hause.“

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