Unternehmen

Australien führt als erstes Land Zwangsabgabe auf Sparguthaben ein

Australien hat eine Zwangsabgabe auf Sparguthaben eingeführt. Die neue Zwangssteuer ist bereits im Haushalt für 2015 vorgesehen. Damit muss jeder Sparer Steuern auf seine Ersparnisse entrichten. Die Maßnahme dürfte als globaler Testballon dienen. Wenn es nicht zu massivem Widerstand der Sparer kommt, könnten andere Staaten – auch in Europa – bald folgen.
30.03.2015 11:52
Lesezeit: 1 min

Die australische Regierung wird in ihrem Haushaltsentwurf für 2015 eine Steuer auf Sparguthaben einführen. Das berichtet der Sender ABC. Die Regierung plant die Bekanntgabe dieser Maßnahme bereits vor dem formalen Beschluss zum Haushalt. Der stellvertretende Finanzminister Josh Frydenberg teilte mit, dass es zu dieser neuen Steuer bald eine öffentliche Verlautbarung geben werde.

Die australische Regierung muss, wie die meisten verschuldeten Regierungen auf der Welt, ihren Haushalt balancieren. Premier Tony Abbott sagte, es gehe nun vor allem darum, Familien und kleine Unternehmen zu entlasten. Dazu soll die neue Steuer offenbar verwendet werden. Er sagte außerdem, es werde in dem neuen Haushalt einige harte Entscheidungen geben, weil dies unumgänglich sei. Es werde aber auch gute Nachrichten geben.

Für die Banken sind die Pläne der Regierung alles andere als gute Nachrichten. Steven Munchenberg von der australischen Bankenvereinigung sagte, die Entscheidung einer Steuer auf Sparguthaben werde der Regierung schweren Schaden zufügen. Doch auch für die Banken sei diese neue Steuer ein Problem: „Es wird für uns schwieriger werden, Einlagen anzuziehen, was ein wichtiger Weg für die Banken-Finanzierung darstellt. Wenn diese Möglichkeit wegfällt, werden auch weniger Kredite an die Wirtschaft vergeben.“

Die Opposition ist empört über die Entscheidung der konservativen Regierung. Nicht, weil sie die Idee einer Sparbuchsteuer für schlecht hält, sondern weil die Sozialdemokraten selbst bereits im Jahr 2013 eine solche Steuer vorgeschlagen hatten. Damals hatte der Finanzminister die Steuer noch abgelehnt und gesagt, eine solche Steuer sei nichts anderes als Eingriff in die Taschen der Haushalte zur Haushaltssanierung des Staates.

Die Einführung der Sparbuchsteuer in Australien ist vermutlich ein Testballon für die globale Wirtschaft. Der IWF und alle anderen globalen Finanzinstitutionen fordern eine solche Zwangsabgabe bereits seit einigen Jahren, weil sie darin die einzige Möglichkeit zur Lösung der Schuldenkrise sehen. Im Zuge der G20-Beratungen werden solche Maßnahmen in der Regel vorbereitet und koordiniert. Die Öffentlichkeit erfährt davon in der Regel erst, wenn es kaum noch Möglichkeiten gibt, die Maßnahmen zu verhindern.

Die International Finanz-Institutionen verstärken aktuell offenbar ihre Bemühungen, die globale Schuldenkrise über neue Maßnahmen der finanziellen Repression zu lösen. Erst dieser Tage hat die österreichische Bundesregierung bekannt gegeben, künftig nicht mehr für die Sicherheit der Spareinlagen garantieren zu wollen.

Es ist unklar, ob die australische Entscheidung schon in absehbarer Zeit auch in Europa Nachahmer finden wird. Angesichts der Wirkungslosigkeit des Gelddruckens durch die EZB im Hinblick auf die Gesamtverschuldung dürfte den Not leidenden Finanzministern der Euro Staaten die Sparbuchsteuer als ein willkommener Ausweg erscheinen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neue Biomüll-Verordnung ab Mai: Bis zu 2.500 Euro Strafe bei falscher Mülltrennung
30.04.2025

Ökologische Pflicht zur Mülltrennung: Ab dem 1. Mai 2025 tritt die neue Bioabfallverordnung (BioAbfV) in Deutschland in Kraft. Dann...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Tech-Giganten blasen zum Angriff: Neue Funktionen und digitale Machtverschiebung im Frühjahr 2025
30.04.2025

Die digitale Elite schläft nicht – sie beschleunigt. Im Frühjahr 2025 liefern die großen US-Tech-Konzerne ein beispielloses Arsenal an...

DWN
Politik
Politik Rohstoffdeal Ukraine steht kurz bevor: USA sichern sich Zugriff auf ukrainische Ressourcen
30.04.2025

Ein Durchbruch im Schatten des Krieges: Nach zähen Verhandlungen stehen die USA und die Ukraine offenbar kurz davor, ein weitreichendes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Fall Pirelli: Beginn einer europäischen Gegenoffensive gegen Chinas Wirtschaftsmacht?
30.04.2025

Der Entzug chinesischer Kontrolle bei Pirelli markiert einen Wendepunkt: Europa ringt um Souveränität – zwischen amerikanischem Druck...

DWN
Politik
Politik Wie Trump den grünen Wandel ausbremst – Chronik eines klimapolitischen Rückschritts
30.04.2025

Während Europa sich zunehmend in grüne Bürokratie verstrickt und Milliarden für Klima-Versprechen mobilisiert, marschiert der ehemalige...

DWN
Panorama
Panorama Inflationsrate sinkt auf 2,1 Prozent – Lebensmittelpreise steigen aber weiter
30.04.2025

Die Inflation in Deutschland geht leicht zurück – doch die Entlastung kommt nicht überall an. Während Energie günstiger wird, ziehen...

DWN
Technologie
Technologie Im Moment gewinnen wir gegen die künstliche Intelligenz – noch
30.04.2025

Im Wettrennen zwischen Mensch und Maschine scheint die Entscheidung längst gefallen: Algorithmen rechnen schneller, analysieren...

DWN
Politik
Politik 100 Tage Präsident: Trump gibt sich Bestnoten
30.04.2025

Donald Trump hat seine ersten einhundert Tage der neuen Amtszeit zum Triumphzug erklärt – mit scharfen Angriffen auf Joe Biden, Justiz,...