Finanzen

USA: JPMorgan warnt vor Crash auf Markt für Staatsanleihen

Lesezeit: 2 min
11.04.2015 01:14
JPMorgan-Chef Jamie Dimon schreibt in seinem Jahresaktionärsbrief, dass die abnehmende Liquidität bei US-Staatsanleihen zu einer Markt-Krise führen werde. Investoren bevorzugen große Markt-Tiefen und damit stabile Preise. Doch aktuell liegt eine geringe Markt-Tiefe vor. Der Anleihen-Markt steht offenbar vor einem Crash.
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Im Oktober gab es einen „Flash Crash“ am Markt für Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen ging um 34 Basispunkte zurück und stürzte in nur wenigen Minuten von etwa 2,2 Prozent auf 1,86 Prozent. Die US-Regulierungsbehörden versuchen immer noch, dieses Ereignis nachzuvollziehen.

In seinem Jahresaktionärsbrief unternimmt JPMorgan-Chef Jamie Dimon einen Erklärungsversuch über die untypischen Ereignisse auf den Anleihen- und Devisenmärkten. Er geht dabei von einem Warnschuss aus.

Dimon wörtlich: „Die Anleihen-Märkte haben im Frühjahr und im Sommer 2013 eine turbulente Zeit erlebt, weil die US-Notenbank andeutete, dass es bald ihre Wertpapierkäufe verlangsamen wird. Am 15. Oktober 2014 gingen die Staatsanleihen um 40 Basispunkte zurück, statistisch gesehen waren das sieben bis acht Standardabweichungen. Das war eine beispiellose Bewegung - ein Ereignis, das eigentlich nur einmal alle drei Milliarden Jahren oder so vorkommt. Einige Währungen haben kürzlich ähnlich große Bewegungen aufgezeigt. Wichtig ist, dass Staatsanleihen und richtungsweisende Währungen als die standardisiertesten und liquidesten Finanzinstrumente in der Welt gelten.“

Die benannten Punkte (niedrige Bestände, Zurückhaltung, Kreditgewährung, etc.) würden die Wahrscheinlichkeit einer Krise erhöhen, so Dimon. Es würde zu mehr volatilen Marktbewegungen mit einem raschen Rückgang der Wertansätze, sogar auf sehr liquiden Märkten, kommen. Es wird schwieriger für die Banken sich entweder als Kreditgeber oder Market-Macher gegen den Strom zu stellen. Je geringer die Markttiefe ist, desto höher fallen die Schwankungen, also die Volatilität, aus. Das wirkt sich negativ auf die Preis-Kontinutität aus und es kommt zu heftigen Preisveränderungen. Deshalb bevorzugen Investoren eine große Markttiefe.

Der JP Morgan-Chef weiter:

„Die Märkte sind ohnehin weit weniger liquide als erhofft, was eine Herausforderung für Emittenten und Investoren darstellt. Die Markt-Liquidität ist sowohl für Emittenten von Wertpapieren als auch für Investoren in Wertpapiere von Bedeutung. Für Emittenten reduziert es die Kosten für die Emission und für Investoren reduziert es die Kaufs- oder Verkaufskosten. Die Liquidität kann sogar in turbulenten Zeiten wichtig sein, weil Investoren schnell reagieren müssen, um zu verkaufen. Ohne Liquidität kommt es zum Preisgefälle und die große Angst vor illiquiden Märkten kann sich rasant verbreiten – auch in den vermeintlich liquidisten Märkten. Einige Anleger könnten in der Tatsache, dass die Spreads, also der Preis zwischen An- und Verkauf eher gering sind, Trost finden. Aber die Markt-Tiefe ist viel niedriger als zuvor. Deshalb denken wir, dass dies ein Vorbote von Liquidität ist. Beispielsweise ist die Markt-Tiefe von zehnjährigen Staatsanleihen von 500 Millionen Dollar im Jahr 2007 auf 125 Millionen Dollar zurückgegangen. Die wahrscheinlichste Erklärung für die geringere Tiefe in fast allen Anleihemärkten ist, dass die Vorräte der Markt-Macher erheblich niedriger als in der Vergangenheit sind. Beispielsweise hat der Gesamt-Vorrat der Anleihen-Märkte, zu denen die Markt-Macher einen Zugang haben, ein Volumen von 1,7 Billionen Dollar. Im Jahr 2007 betrug das Volumen noch 2,7 Billionen Dollar. Der Anleihen-Markt weist ein Volumen von 12,5 Billionen Dollar auf. Im Jahr 2007 waren es noch 4,4 Billionen Dollar. Genauso sei es bei den Unternehmens-Anleihen. Die Vorräte sind niedriger - nicht wegen einer neuen Regel, aber aufgrund der vielen neuen Regeln, die die Marktprozesse beeinflussen, einschließlich der weit höheren Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen und der anstehenden Umsetzung der Volcker-Regel.“

Die Volcker-Regel zwingt die US-Banken dazu, ihren Eigenhandel weitgehend aufzugeben. Diese ist nur noch unter der Voraussetzung erlaubt, dass die Banken ihre eigenen Risiken absichern. Somit sollen risikoreiche Finanzwetten vermieden werden. Diese hätten nach der Regel eine Mitschuld an der Finanzkrise 2007. Deshalb werden gemäß der Regel auch Beteiligungen an Hedge-Fonds und Private-Equity-Gesellschaften eingeschränkt.

Den Banken ist der Eigenhandel nur noch erlaubt, wenn dadurch eigene Risiken abgesichert werden sollen. Daneben werden Beteiligungen an Hedgefonds und Private Equity-Gesellschaften stark eingeschränkt. Die Regel ist nach dem Ex-Fed-Chef Paul Volcker benannt.


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