Finanzen

Abschaffung von Bargeld: Nur noch Fünf-Euro-Scheine für die Kunden?

Die Diskussion um die Abschaffung von Bargeld gewinnt an Fahrt. Die Finanzbranche sondiert Wege, um den Bank-Kunden den Fluchtweg gegen Strafzinsen für Sparguthaben abzuschneiden. Der neueste Vorschlag: Es sollen künftig nur noch 5-Dollar (Euro)-Scheine ausgegeben werden, um den Zahlungsverkehr bei kleinen Einkäufen zu erleichtern.
23.04.2015 18:00
Lesezeit: 2 min

Weil mit Bargeld die Negativ-Zinsen umgangen werden können, mehren sich die Stimmen für die Abschaffung von Cash. Bei Straf-Zinsen sei es nur logisch, dass Bank-Kunden ihre Einlagen abziehen. Dies müsse mit dem Verbot verhindert werden.

Der jüngste Vorschlag kommt von Willem Buiter, dem Chefökonom der Citigroup. Denn er ist der Auffassung, dass in schwachen Konjunkturphasen die Notenbanken die Zinsen immer weiter senken würden, berichtet Bloomberg. Unter die Null-Grenze könnten die Zinsen hingegen kaum gedrückt werden, da die Anleger in Bargeld ausweichen würden. Bargeld bietet den Anlegern den letzten möglichen Weg, um Negativ-Zinsen zu umgehen,. ohne in hochriskante Investments gezwungen zu werden. Dies könnte mit dem Verbot verhindert werden.

Buiter sieht drei Möglichkeiten: Bargeld könnte grundsätzlich verboten werden, der Staat könnte Steuern auf Bargeld erheben, der fixe Wechselkurs zwischen Zentralbanken und Währungen könnte aufgehoben werden.

Buiter bringt eine interessante Variante ins Gespräch: Weil vor allem ältere Menschen und Arme Bargeld verwenden und bei kleinen Alltags-Transaktionen nicht immer eine elektronische Zahlungsform möglich sei, sollte das Bargeld nicht völlig abgeschafft werden: Die Bürger sollten noch kleine Scheine bekommen, es sollten maximal 5-Dollar-Noten ausgegeben werden. In Europa würden die Bank-Kunden demnach nur noch 5-Euro-Scheine erhalten, um den Cash-Alltag zu gestalten. Größere Scheine würden gestrichen. Erst vor kurzem hatten Schweizer Pensionsfonds damit begonnen, ihre Auszahlungen bar abzuheben und in Tresoren zu lagern. Dies würde unmöglich, sollte sich die von Buiter vorgeschlagene Methode durchsetzen.

Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff schlug schon vor geraumer Zeit die vollständige Abschaffung von Bargeld vor. „Die Zentralbanken könnten auf diese Weise leichter Negativzinsen durchsetzen, um so die Wirtschaft anzukurbeln“, sagte er bei einer Vorlesung in München. „Außerdem könnten Steuerflucht und Drogenkriminalität besser bekämpft werden“, fügte er hinzu. „Papiergeld ist das entscheidende Hindernis, die Zentralbank-Zinsen weiter zu senken. Seine Beseitigung wäre seine sehr einfache und elegante Lösung für dieses Problem“. Außerdem wären die Bürger dann gezwungen, jeden Cent den Finanzbehörden zu melden.

Der Chef-Analyst der Baader Bank, Robert Halver, sieht als Folge der Einführung von Negativ-Zinsen die Abschaffung von Bargeld in zahlreichen europäischen Staaten. „Wenn Bargeld abgeschafft wird, kann sich auch niemand mehr gegen Negativ-Zinsen wehren“, sagte Halver den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Die Furcht der Regierenden vor einem Bank-Run sei groß.

In Österreich hat eine Studie von Wissenschaftler der Wirtschafts-Universität Wien berechnet, dass Karten- statt Bargeldzahlungen die Volkswirtschaft um hunderte Millionen Euro entlasten könnten. Die Studie haben die Forscher  im Auftrag der Bankomatkarten-Betreiberin Payment Services Austria erstellt.

Die Presse zitiert WU-Professor Guido Schäfer: „Eine Bargeldzahlung kostet pro Euro Umsatz im Schnitt 2,6 Cent, eine Kartenzahlung hingegen 0,8 Cent. Im Schnitt werden pro Barzahlung 15 Euro ausgegeben - was volkswirtschaftlich gesehen 40 Cent kostet“. Schäfers Kollege Hanns Abele geht von jährlichen Einsparungen - wenn ständig mit Karten bezahlt wird - von 150 bis 300 Millionen Euro aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mithilfe des GENIUS Act und grüner Energie ermöglichen wir ein neues, konformes, sicheres und umweltfreundliches digitales Vermögenserlebnis.

Sind Sie es leid, jeden Tag den Markt zu beobachten? Erfahrene Anleger nutzen die IOTA Miner-App, um jeden Tag ganz einfach ein passives...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Alarmstufe Rot: Städte warnen vor dramatischer Haushaltslage
06.08.2025

Marode Schulen, fehlende Kitaplätze, kaputte Straßen – vielerorts fehlt es an Geld für das Notwendigste. Jetzt schlagen Städte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nvidia-Aktie: Wie der KI-Champion den Halbleitermarkt dominiert und Anleger elektrisiert
06.08.2025

Nvidia-Aktie sprengt alle Rekorde – doch kann der KI-Gigant seinen Höhenflug halten, wenn Politik, Konkurrenz und Überbewertung zum...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Wie der Weltmarktführer ins Straucheln geriet
05.08.2025

Milliardenmarkt verspielt: Novo Nordisk-Aktie stürzt nach Kopien-Schock und Produktionspannen ab – und die Konkurrenz wittert ihre...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis vor neuem Höhenflug: Zinshoffnungen, Charttechnik und geopolitische Spannungen treiben das Edelmetall
05.08.2025

Der Goldpreis nähert sich erneut einem Rekordhoch – doch was steckt wirklich hinter der aktuellen Rally? Zwischen geopolitischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-USA Energiedeal: Realistisch oder 750 Milliarden Dollar Utopie?
05.08.2025

Mit dem beigelegten Zollstreit zwischen der EU und den USA geht auch ein Energieabkommen einher, das die EU verpflichtet, US-Energie im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritik an Zolldeal mit den USA: EU-Kommission rügt Klingbeil wegen öffentlicher Äußerungen
05.08.2025

Die EU-Kommission hat überraschend scharfe Kritik an Bundesfinanzminister Lars Klingbeil geäußert. Anlass sind dessen kritische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft DSV schluckt DB Schenker: Markt in Aufruhr
05.08.2025

Milliardendeal ohne Rücksicht: DSV übernimmt DB Schenker, wird weltgrößter Logistiker – und Konkurrenten wie Belegschaft fragen sich,...

DWN
Panorama
Panorama Digital erschöpft: Warum Freizeit kaum noch offline stattfindet
05.08.2025

Ob Restaurantbuchung, Streaming, Social Media oder News: Ein Großteil der Freizeit der Deutschen spielt sich mittlerweile online ab. Doch...