Aus Furcht vor rückläufigen Unternehmensgewinnen haben sich am Dienstag zahlreiche Anleger von Aktien getrennt. Genährt wurden diese Spekulationen von schwachen US-Konjunkturdaten. Der Dax verabschiedete sich mit einem Minus von 1,9 Prozent bei 11.811,66 Punkten in den Feierabend. Der EuroStoxx50 büßte 1,5 Prozent auf 3715,42 Stellen ein. An der Wall Street pendelten Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 jeweils um ihren Vortagesschluss.
Das Barometer für die Kauflaune der US-Verbraucher fiel im April überraschend auf 95,2 Punkte von 101,4 Zählern im Vormonat. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Anstieg auf 102,5 Stellen gerechnet. Der Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
Durch diese Zahlen erhielten Hoffnungen auf eine Verschiebung der bislang für Sommer erwarteten Zinserhöhung in den USA neue Nahrung. Sie setzten der US-Währung zu und hievten den Euro im Gegenzug um fast einen US-Cent auf 1,0974 Dollar. Anleger warteten nun gespannt auf die Ergebnisse der Ratssitzung der US-Notenbank, die am Mittwochabend (MESZ) veröffentlicht werden. „Deutet die Fed erste Zinsschritte erst für das Jahr 2016 an, dann könnte dies dem Dax noch einmal Flügel verleihen“, sagte Jens Klatt, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses FXCM in Deutschland.
Von den insgesamt durchwachsenen Geschäftszahlen der Unternehmen erhielten die internationalen Börsen kaum Unterstützung: Daimler überraschte mit einem Gewinnsprung positiv. Im Sog des fallenden Gesamtmarktes konnten die Aktien des Autobauers ihre Anfangsgewinne aber nicht halten und schlossen 0,7 Prozent tiefer. Der französische Ölkonzern Total schnitt ebenfalls besser ab als gedacht. Dies hievte seine Papiere in Paris ein Prozent in die Höhe. In New York gehörte Merck & Co. mit einem Kursplus von 5,1 Prozent zu den Favoriten. Der Gewinnrückgang der US-Pharmafirma fiel geringer aus als befürchtet. Außerdem hob das Unternehmen seine Ergebnisziele für das Gesamtjahr an.
Dem gegenüber stand die enttäuschende Zwischenbilanz von Philips. Dort überschattete ein Gewinneinbruch der Medizintechnik-Sparte das Plus beim operativen Ergebnis insgesamt. Die Aktien des niederländischen Elektro-Konzerns brachen um bis zu 6,1 Prozent ein. Eine gesenkte Gesamtjahresprognose schickte den AEG-Konkurrenten Whirlpool auf Talfahrt. Die Aktien des weltgrößten Haushaltsgeräte-Herstellers verloren an der Wall Street bis zu 9,3 Prozent.
Unter Verkaufsdruck geriet auch die Commerzbank. Eine milliardenschwere Kapitalerhöhung drückte die Aktien 5,7 Prozent ins Minus und damit ans Dax-Ende. Bei der Deutschen Bank wirkte die Enttäuschung über die Umbaupläne nach. Ihre Papiere büßten 3,7 Prozent ein.
Am Rohstoff-Markt sorgte die Besetzung eines Frachtschiffs durch iranische Einheiten für Unruhe. Der Preis für die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg zeitweise um ein Prozent auf 65,49 Dollar je Barrel (159 Liter). Gleichzeitig verteuerte sich die „Antikrisen-Währung“ Gold binnen Minuten um etwa zehn auf 1212,30 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Dem US-Verteidigungsministerium zufolge hat eine iranische Patrouille ein Containerschiff aufgebracht. US-Kampfflugzeuge und ein US-Zerstörer beobachteten die Situation.