Finanzen

Österreichs Finanzminister: Wer einer Staatsbank Geld leiht, ist selber schuld

Österreich fühlt sich nicht für die Hypo-Gläubiger zuständig und verweist sie an das Bundesland Kärnten, welches die Milliarden-Garantien ausgestellt hat. Zudem seien sie selbst schuld an der Misere, denn sie seien zu unvorsichtig gewesen, so der österreichische Finanzminister Schelling.
29.04.2015 01:55
Lesezeit: 1 min

Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling verweist die Gläubiger der Pleite-Bank Hypo Alpe Adria an das Pleite-Bundesland Kärnten. Der Bund sei nicht dafür zuständig, dass Investoren wie deutsche Banken und Versicherungen ihr Geld zurückbekämen, sagte er am Dienstag in Wien. Sie müssten sich an Kärnten wenden, das für Hypo-Anleihen von gut zehn Milliarden Euro haftet. Das Bundesland im Süden Österreichs braucht dringend Geld und steht ohne einen 340-Millionen-Euro-Kredit Österreichs vor der Pleite.

Viele Investoren wollen ihr Gelder einklagen: Am Dienstag kündigte die NordLB an, 380 Millionen Euro, die die Landesbank in Hypo-Anleihen investiert hatte, auf dem Rechtsweg einzutreiben. Zuvor hatte bereits die NRW Bank die Hypo-Nachfolgerin Heta auf Rückzahlung von Anleihen mit einem Nominalwert von gut 275 Millionen Euro verklagt. Dabei dürfte es nicht bleiben – allein deutsche Banken sind laut Bundesbank mit 7,1 Milliarden Euro bei der Heta im Risiko.

Als sie die Anleihen vor Jahren kauften, vertrauten sie für die Rückzahlung auf Garantien Kärntens - auch wenn diese in Spitzenzeiten mit 20 Milliarden Euro das Budget des Landes um ein Vielfaches überschritten. Auch die Gläubiger hätten daher an der Misere Schuld, sagte Schelling. Sie seien zu unvorsichtig gewesen: „Wer glaubt denn daran, dass jemand, der zwei Milliarden Budget hat, 20 Milliarden Haftungen bedienen kann.“

Die Klagenfurter Bank hatte sich mit Expansionen am Balkan verspekuliert. Weil Österreich kein Steuergeld mehr in die Krisenbank pumpen will, sollen nun auch die Gläubiger in Form eines Schuldenschnitts für die Abwicklung des Instituts bezahlen.

In Österreich hat sich das Hypo-Debakel auf den gesamten Banken-Sektor ausgeweitet. Im März wurden sogar die staatliche Einlagensicherung abgeschafft: Damit haften künftig nur noch die Banken für die Guthaben der Sparer. Österreich agiert wegen des Banken-Krachs als EU-Vorreiter. Die EU hat dieses Vorgehen in einer Richtlinie beschlossen.

Auch die EZB erwartet hohe Verluste für die europäischen Banken aus dem Hypo-Debakel: Nachrangige Gläubiger müssten sich sogar auf den Total-Verlust ihrer Investments einstellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Weil Eltern keine Superhelden sein müssen!

Familien haben ihren ganz speziellen Vorsorgebedarf, der mit den Kindern wächst und sich verändert. Unterstützen Sie Familien bei der...

DWN
Politik
Politik UN-Vorsitzende? Baerbock soll Präsidentin der UN-Generalversammlung werden - Russland lehnt ab
18.03.2025

Nach der Bundestagswahl hatte Außenministerin Annalena Baerbock angekündigt, sie wolle kürzertreten. Nun steht fest: Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutz-Aktie hebt ab: Einstieg ins Militärgeschäft bringt neue Chancen für Anleger
18.03.2025

Der Kölner Motorenhersteller Deutz hat seine strategische Ausrichtung weiterentwickelt und will verstärkt im Rüstungssektor Fuß fassen....

DWN
Politik
Politik Bundestag-Abstimmung zu historischem Schuldenpaket: Bundestag stimmt mit Mehrheit für Gesetzesänderung
18.03.2025

Der Bundestag hat mit einer deutlichen Zweidrittelmehrheit für das größte Kreditpaket der deutschen Geschichte gestimmt, das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens-Stellenabbau: Konzern plant den Abbau von rund 6.000 Arbeitsplätzen
18.03.2025

Nun also auch Siemens: Der Münchener Technologiekonzern reagiert auf die schwache Entwicklung seines Automatisierungsgeschäfts und baut...

DWN
Politik
Politik Bundestag: Handwerkermangel bei Abgeordneten - Welche Berufsgruppe dominiert?
18.03.2025

Nur sechs Handwerksmeister sind im neuen Parlament vertreten, die AfD und Union stellen die meisten Abgeordneten mit Handwerksbezug. Einen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt auf neues Rekordhoch: Stehen die US-Börsen vor einer Korrektur oder einem längeren Bärenmarkt?
18.03.2025

Die durch die Handelspolitik von Donald Trump ausgelöste Unruhe hat die Exklusivität der US-Aktien beendet, urteilen die...

DWN
Politik
Politik Warnstreik-Pause im öffentlichen Dienst: Schwere Vorwürfe der Verhandlungsführer - keine Einigung in Sicht?
18.03.2025

Gewerkschaften und Arbeitgeber konnten sich in einer äußerst schwierigen Verhandlungsrunde nicht einigen – nun sollen Vermittler eine...

DWN
Politik
Politik Putin fordert Stopp der Waffenlieferungen als Bedingung für Waffenstillstand
18.03.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin knüpft seine Zustimmung zu einem Waffenstillstand in der Ukraine an die Bedingung, dass sämtliche...