Politik

Russland wirbt für Allianz mit Deutschland und Frankreich

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Duma, Alexej Puschkow, traf sich in Paris mit hochrangigen französischen Politikern. Er warb für eine russische Allianz mit Frankreich und Deutschland. Die USA wollen solch eine Zusammenarbeit verhindern.
10.05.2015 00:56
Lesezeit: 2 min

„Frankreich ist der letzte Unterschlupf relativ freien Denkens in Europa“, sagte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der Duma, Alexej Puschkow, bei einem Frühstück mit französischen Abgeordneten in der Pariser Nationalversammlung. Neben zahlreichen Politikern aus allen Spektren der Nationalversammlung traf Puschkow auch seinen französischen Amtskollegen im Senat, Jean-Pierre Raffarin.

Puschkow sagte, dass die Beziehungen sich seit den Treffen zwischen Kreml-Chef Wladimir Putin und seinem François Hollande in Moskau-Wnukowo und Kasachstan zum besseren verändert hätten. Zwischen Paris und Moskau gebe es eine „echte Erneuerung“ der Beziehungen. Die Medien in Deutschland, Großbritannien und Frankreich seien besonders anti-russisch gestimmt. Doch das habe keinen Einfluss auf die politische Klasse in Frankreich und Deutschland. „Zwischen Frankreich und Russland gibt es eine tiefe Verbindung. Frankreich will die Krise nicht nur nicht verschlimmern, sondern Lösungen finden“, zitiert Solidarité & Progrès Puschkow.

Europa sei derzeit gespalten. Es gebe zwei Blöcke, die sich nicht einigen können. Auf der einen Seite seien Großbritannien, Schweden, die baltischen Staaten und weitere Länder, die sich „sehr an den USA ausrichten“ würden. „Doch Frankreich und Deutschland denken anders“, meint der Duma-Politiker. Er vertritt die Ansicht, dass Frankreich, Deutschland und Russland eine stabile Allianz in Europa bilden könnten. In diesem Zusammenhang dankt er Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Bestrebungen, Waffenlieferungen an die Ukraine zu stoppen. Das sei auf ihr diplomatisches Eingreifen bei US-Präsident Barack Obama zurückzuführen.

Die „russischen Freunde in Europa“ hätte Angst davor, dass Russland sich von Europa weg gen Asien bewege. Auslöser dieser Ängste sei der Ukraine-Konflikt und der Zwsit mit dem Westen. „Russland wird nicht vergessen, dass es eine europäische Macht ist. Aber wie soll man über eine Partnerschaft mit europäischen Staaten sprechen, wenn jene Staaten gegen Russland stimmen?“, fragt Puschkow. In einem Interview mit Europe 1 sagte er zudem, dass die Nato eine große Bedrohung für Russland darstelle.

Eine Allianz zwischen Russland und Deutschland, Russland und Frankreich oder eine Dreier-Allianz wird schwerlich umzusetzen sein. Denn die Amerikaner sprechen sich offenkundig gegen diese Kombinationen aus. Der Chef des privaten Geheimdienstes Stratfor hatte zuvor erstmals offengelegt, dass die US-Regierung als oberstes strategisches Ziel die Verhinderung einer deutsch-russischen Allianz betrachte. Ein solcher Block sei der einzige, der als alternative Weltmacht in der Lage sei, den Amerikanern ihre dominante Stellung streitig zu machen.

Bei dem gescheiterten Mistral-Deal zwischen Frankreich und Russland geht es offenbar in erster Linie nicht um einen rein wirtschaftlichen Deal. Der Analyst des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI, Sam Perlo-Freeman, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass es beim Verkauf von zwei französischen Mistral-Schiffen an Russland hauptsächlich um den Transfer von militärisch-technischem Wissen geht. Offenbar wollen die USA diesen Deal deshalb verhindern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....