Finanzen

Deutsche Großbanken: Sind auf Kollaps in Griechenland vorbereitet

Die deutschen Großbanken geben an, auf einen Banken-Crash in Griechenland ausreichend vorbereitet zu sein. Allerdings ist noch nicht klar, welche Folgen die Entwicklung wirklich haben wird.
28.06.2015 22:34
Lesezeit: 1 min

Die deutschen Großbanken sehen sich für einen drohenden Kollaps des griechischen Finanzsystems gewappnet. "Wir sind sehr gut vorbereitet, weil wir uns seit langem auf eine solche Situation eingestellt haben", sagte ein Sprecher der Commerzbank der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntagabend. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte angekündigt, dass die Banken und Börsen des Landes am Montag geschlossen bleiben sollten, nachdem die Verhandlungen über die griechischen Staatsfinanzen gescheitert waren.

Auch die Deutsche Bank sieht sich gerüstet: "Die Deutsche Bank hat ausreichende Sicherheitsmechanismen, um ihre Geschäftsaktivitäten sowie Kundenservices zu gewährleisten", teilte Deutschlands größtes Geldhaus mit. Ein Sprecher der genossenschaftlichen DZ Bank, des Zentralinstituts der Volks- und Raiffeisenbanken, äußerte sich ähnlich.

Die meisten Großbanken haben spezielle Arbeitsgruppen für eine Staats- oder eine Bankenpleite eingerichtet, die schnell Konsequenzen ziehen können. Dabei geht es unter anderem darum, automatische Überweisungen nach Griechenland zu stoppen oder zumindest vor der Ausführung nochmals zu kontrollieren. Sie wollen damit ein Missgeschick vermeiden, wie es der staatlichen Förderbank KfW in der Finanzkrise 2008 passiert war. Sie hatte damals 300 Millionen Euro an die US-Investmentbank Lehman Brothers überwiesen, nachdem diese zusammengebrochen war, und war dafür in Medien als "dümmste Bank Deutschlands" tituliert worden.

Auch bei der KfW ist man nun aufmerksamer: "Im Allgemeinen gilt, dass die KfW über geeignete Krisenpläne für Banken- und Staatspleiten verfügt", sagte ein Sprecher. Die Staatsbank ist noch mit rund 900 Millionen Euro in Griechenland engagiert. Die Hälfte davon entfällt auf Schiffsfinanzierungen, die andere Hälfte auf Kredite für Energie- und Infrastruktur-Projekte, die aber erst zu einem Bruchteil ausgezahlt sind. Über die KfW war auch die Hilfe des Bundes im Zuge des zweiten Griechenland-Rettungspaketes ausgezahlt worden: 15,2 Milliarden Euro. Der Betrag ist nach früheren Angaben komplett durch eine Staatsgarantie gesichert. Die meisten Geschäftsbanken haben ihr Engagement in Griechenland drastisch zurückgefahren.

Zahlreiche Banken haben den Ernstfall einer Staats- oder Bankenpleite bereits in Trockenübungen durchgespielt, wie es in Finanzkreisen heißt. "Wir haben ein genaues Drehbuch für diese Situation", sagte ein führender Risikomanager einer deutschen Großbank zu Reuters. "An den vergangenen Wochenenden gab es immer wieder Telefonkonferenzen zum Thema Griechenland", sagte ein anderer Banker. Ich gehe davon aus, dass das auf absehbare Zeit so bleiben wird."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik NATO: Geringeres Plus bei Verteidigungsausgaben
01.09.2025

Die Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten steigen weiter, doch das Tempo verlangsamt sich. Während Europa und Kanada aufholen wollen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Pharma-Aktien: Sollten Anleger in der schwachen Phase einsteigen?
01.09.2025

Pharma-Aktien haben 2025 ein schwaches Jahr hinter sich – trotz steigender Medikamentennachfrage und solider Quartalszahlen. Politische...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: KI-Blase, Goldpreis bei 4.000 Dollar und die Schwäche des Septembers
01.09.2025

September gilt historisch als der schwächste Monat für Aktien – doch Analysten sehen Chancen. Während OpenAI-Chef Sam Altman vor einer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalfonds erhöhen Druck im Machtkampf um die Bavarian Nordic-Aktie
01.09.2025

Der Machtkampf um die Bavarian Nordic-Aktie eskaliert: Vorstand und Fonds drängen auf Annahme des Übernahmeangebots, während...

DWN
Politik
Politik Flugzeug mit Ursula von der Leyen betroffen von GPS-Störung
01.09.2025

Ein ungewöhnlicher Zwischenfall sorgt für Aufsehen: Ein Flugzeug mit Ursula von der Leyen an Bord gerät ins Visier einer mutmaßlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Berufungsgericht: Trump-Zölle sind illegal
01.09.2025

Das US-Berufungsgericht hat Trumps Strafzölle für ungesetzlich erklärt – doch vorerst bleiben sie in Kraft. Nun entscheidet der...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Innovation zur Verstaatlichung: Wo die Intel-Aktie gescheitert ist
01.09.2025

Intel galt einst als Inbegriff amerikanischer Technologieführung. Doch Milliardenverluste, strategische Fehltritte und politische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mehrheit der Beschäftigten gegen längere Arbeitszeiten
01.09.2025

Viele Beschäftigte lehnen längere Arbeitszeiten klar ab – trotz politischer Forderungen und wirtschaftlicher Argumente. Eine aktuelle...